Der Ruf Der Trommel
emporblinzelte.
Sein Gesicht schien abnorm zu glänzen, seine hageren Wangen waren rotfleckig, als hätte er sich nicht nur rasiert, sondern sich seine Haut geradezu wundgeschrubbt. Sein Haar, normalerweise ein dichtes, widerspenstiges, hellbraunes Strahlenbündel, war jetzt mit einer Art Schmiere glatt an die Seiten seines Kopfes geklebt. Auch an der Stirn war es großzügig mit derselben Pomade bearbeitet worden und formte dort eine unordentliche Tolle, die ihm das Aussehen eines schwachsinnigen Stachelschweins gab.
»Was hast du dir in die Haare geschmiert, Ian?« fragte ich. Ich roch an ihm und fuhr daraufhin leicht zurück.
»Bärenfett«, sagte er. »Aber es hat ein bißchen gestunken, also habe ich ein Löffelchen Duftseife mit hineingetan, damit es besser roch.« Er blinzelte sich kritisch im Spiegel an und stieß hier und dort mit dem Kamm in seine Frisurkreation, doch dieser schien der Aufgabe herzlich wenig gewachsen zu sein.
Er trug seinen guten Rock mit einem sauberen Hemd und - das war an einem Werktag noch nie dagewesen - eine saubere, gestärkte Halsbinde um den Hals gewickelt, die hinreichend fest aussah, um ihn zu erwürgen.
»Du hast dich ja wirklich feingemacht, Ian«, sagte ich und biß mir von innen auf die Wange. »Äh… gehst du zu einem besonderen Anlaß?«
»Aye, tja«, sagte er verlegen. »Es ist einfach so, ich dachte, wenn ich jemandem einen Antrag machen soll, dann sehe ich besser anständig aus.«
Antrag? Ich wunderte mich über seine Hast. Gewiß hatte er Interesse an Mädchen - und es gab diverse Mädchen in der Gegend, die kein Geheimnis daraus machten, daß sie sein Interesse erwiderten -, doch er war gerade siebzehn. Natürlich heiratete man so jung, und Ian besaß sowohl eigenes Land als auch einen Anteil an der Whiskyproduktion, doch ich hatte nicht gedacht, daß er sich gefühlsmäßig schon so fest gebunden hatte.
»Ich verstehe«, sagte ich. »Äh… ist die junge Dame jemand, den ich kenne?« Er rieb sich das Kinn, das sich entlang des Knochens rötete.
»Aye, nun ja. Es ist - ist Brianna.« Er wich meinem Blick aus, doch die Röte kroch ihm langsam über das ganze Gesicht.
»Was?« sagte ich ungläubig. Ich legte die Brotscheibe hin, die ich in der Hand hatte, und starrte ihn an. »Sagtest du Brianna ?«
Sein Blick haftete am Boden, doch sein Kinn trug einen widerspenstigen Ausdruck.
»Brianna«, widerholte er. »Ich bin hier, um ihr einen Heiratsantrag zu machen.«
»Ian, das kannst du doch nicht ernst meinen.«
»Doch«, sagte er und schob entschlossen sein langes, eckiges Kinn vor. Er blickte zum Fenster und trat von einem Fuß auf den anderen. »Wird sie - meinst du, sie kommt bald?«
Der scharfe Geruch nervöser Transpiration traf mich, vermischt mit Seife und Bärenfett, und ich sah, daß er die Hände so fest zu Fäusten geballt hatte, daß sich seine vorstehenden Knöchel weiß von seiner gebräunten Haut abhoben.
»Ian«, sagte ich, hin- und hergerissen zwischen Ungeduld und Zärtlichkeit, »machst du das wegen Briannas Baby?«
Das Weiße in seinen Augen blitzte auf, als er mich erschrocken ansah. Er nickte und schob seine Schultern unbehaglich in dem steifen Rock hin und her.
»Aye, natürlich«, sagte er, als wäre er überrascht, daß ich überhaupt fragte.
»Also liebst du sie nicht?« Ich kannte die Antwort ganz genau, hielt es aber für besser, wirklich reinen Tisch zu machen.
»Also… nein«, sagte er, und die gequälte Röte erneuerte sich. »Aber ich bin auch nicht anderweitig vergeben«, fügte er hastig hinzu. »Also ist es schon in Ordnung.«
»Es ist nicht in Ordnung«, sagte ich nachdrücklich. »Ian, das ist ein sehr, sehr lieber Gedanke von dir, aber -«
»Oh, der Gedanke stammt nicht von mir«, unterbrach er mit überraschtem Gesicht. »Onkel Jamie hat es sich ausgedacht.«
»Er hat was ?« Eine laute, ungläubige Stimme erklang hinter mir. Ich wirbelte herum und sah, daß Brianna in der Tür stand und Ian anstarrte. Sie trat langsam weiter ins Zimmer, die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt. Genauso langsam zog sich Ian zurück, bis er mit einem Plumps gegen den Tisch stieß.
»Liebe Kusine«, sagte er mit einem Kopfnicken, bei dem sich einer seiner fettigen Haarstacheln löste. Er strich mit der Hand darüber, doch
die Strähne stand weiterhin unanständig ab und hing ihm ins Auge. »Ich… äh… ich…« Er sah Briannas Blick und schloß prompt die Augen.
»Ich-bin-gekommen, um-den-Wunsch-auszudrücken,
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