Der Ruf Der Trommel
Land; wenn die Zeit kommt, wird meins noch dazukommen, und das -«
»Ich heirate überhaupt niemanden!« Brianna richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, die Fäuste an den Seiten geballt, und sie sprach so laut, daß sie die Fledermäuse in den Winkeln der Decke aufstörte. Eine kleine, dunkle Gestalt löste sich aus dem Schatten und flatterte in die zunehmende Dämmerung hinaus, ohne daß die Streithähne am Boden sie beachteten.
»Also dann, such dir selber einen«, sagte Jamie kurz. »Und viel Spaß dabei!«
»Du… hörst… mir… nicht… zu!« sagte Brianna und zermahlte jedes Wort einzeln zwischen den Zähnen. »Meine Entscheidung ist gefallen. Ich habe gesagt, ich… heirate… niemanden !« Sie unterstrich ihre Worte, indem sie erneut mit dem Fuß aufstampfte.
Jamie stieß die Forke mit einem dumpfen Geräusch in den Haufen. Er richtete sich auf und sah Brianna an, während er sich mit der Faust über das Kinn rieb.
»Aye, schön. Ich glaube, mich daran zu erinnern, daß deine Mutter etwas ganz Ähnliches gesagt hat - in der Nacht vor unserer Hochzeit. Ich habe sie in letzter Zeit nicht gefragt, ob es ihr leid tut, daß man sie gezwungen hat, mich zu heiraten, aber ich rede mir ein, daß es ihr im großen und ganzen doch nicht so miserabel geht. Vielleicht solltest du dich mal mit ihr unterhalten?«
»Das ist ganz und gar nicht dasselbe!« schnappte Brianna.
»Nein, das ist es nicht«, pflichtete Jamie ihr bei und hielt sein Temperament fest unter Kontrolle. Die Sonne stand hinter den Hügeln und überflutete den Stall mit einem goldenen Licht, in dem die ansteigende, rote Flut auf seiner Haut dennoch gut zu sehen war. Dessen ungeachtet, gab er sich alle Mühe, vernünftig zu sein.
»Deine Mutter hat mich geheiratet, um ihr Leben zu retten - und meins. Es war sehr tapfer von ihr, und großzügig. Ich gebe ja zu, daß es hier nicht um Leben und Tod geht, aber - hast du denn gar keine Ahnung, was es bedeutet, als leichtes Mädchen gebrandmarkt zu sein - oder als vaterloser Bastard, was das angeht?«
Als er sah, daß ihr Gesichtsausdruck bei diesen Worten etwas weicher wurde, nutzte er die Gelegenheit, streckte ihr die Hand hin und sprach freundlich weiter.
»Komm schon, Kleine. Kannst du dich nicht um des Kindes willen dazu aufraffen?«
Ihr Gesicht spannte sich wieder an, und sie trat zurück.
»Nein«, sagte sie mit erstickter Stimme. »Nein. Das kann ich nicht.«
Er ließ die Hand sinken. Ich konnte sie beide sehen, trotz des nachlassenden
Lichtes, und sah die Gefahrensignale nur zu deutlich, seine zusammengezogenen Augen und die kampfbereite Haltung seiner Schultern. »Hat dich Frank Randall so erzogen, Kleine, daß du überhaupt keinen Sinn für Gut und Böse hast?«
Brianna zitterte am ganzen Körper wie ein Pferd, das zu weit gelaufen ist.
»Mein Vater hat immer das Richtige für mich getan! Und er hätte niemals versucht, so etwas einzufädeln!« sagte sie. »Nie! Ihm habe ich etwas bedeutet!«
Bei diesen Worten ging schließlich die Wut mit Jamie durch, und zwar mit Pauken und Trompeten.
»Und mir etwa nicht?« sagte er. »Versuche ich etwa nicht mein Bestes, um das Richtige für dich zu tun? Obwohl du so -«
»Jamie -« Ich wandte mich ihm zu und sah, daß seine Augen vor Wut schwarz geworden waren. »Brianna - ich weiß, er hat es nicht - du mußt verstehen -«
»Noch rücksichtsloser und selbstsüchtiger kann man sich gar nicht verhalten!«
»Du selbstgerechter, unsensibler Bastard!«
»Bastard! Du nennst mich einen Bastard, wo doch dein Bauch gerade rund wird wie ein Kürbis von einem Kind, das du dazu verdammen willst, daß man bis ans Ende seiner Tage mit dem Finger auf es zeigt und es verleumdet, und -«
»Wenn irgend jemand auf mein Kind zeigt, dann breche ich ihm den Finger und stopfe ihn ihm in den Hals!«
»Du dummes kleines Weibsbild! Hast du denn nicht die geringste Vorstellung davon, wie die Dinge sind? Du machst dich zum Skandal! Die Leute werden dir ins Gesicht sagen, daß du eine Hure bist!«
»Sollen sie es doch versuchen!«
»Oh, sollen sie es doch versuchen? Und dann hättest du wohl gern, daß ich danebenstehe und mir das anhöre?«
»Es ist nicht deine Aufgabe, mich in Schutz zu nehmen!«
Er war so wütend, daß sein Gesicht so weiß wurde wie frisch gebleichter Musselin.
»Nicht meine Aufgabe, dich in Schutz zu nehmen? In Gottes Namen, Frau, wer soll es denn sonst tun?«
Ian zupfte mich sanft am Arm und zog mich zurück.
»Jetzt gibt es nur zwei
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