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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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am Hals hast?«
    Es klang schärfer als beabsichtigt, und seine Hand glitt abrupt aus der meinen.
    »Kann schon sein«, sagte er, Gesicht und Stimme ausdruckslos. Er wandte sich an Ian.
    »Wakefield - oder MacKenzie oder wie der Mann auch immer heißt - ist ein ganzes Stück weiter im Norden. Sie haben ihn an die Mohawk verkauft; ein kleines Dorf unten am Fluß. Dein Freund Onakara hat sich bereiterklärt, uns zu begleiten; wir brechen bei Tagesanbruch auf.«
    Er erhob sich und ging fort, zum anderen Ende des Hauses. Alle anderen hatten sich bereits für die Nacht zurückgezogen. Fünf Feuerstellen
brannten über die Länge des Hauses verteilt, jede mit ihrem eigenen Rauchabzug, und die andere Wand war in Verschläge unterteilt, einen für jedes Paar oder jede Familie, mit einem niedrigen, breiten Wandbord zum Schlafen, unter dem sich Lagerraum befand.
    Jamie blieb vor dem Verschlag stehen, den man uns zur Verfügung gestellt hatte und in dem ich unsere Mäntel und Bündel liegengelassen hatte. Er zog seine Schnürstiefel aus, gürtete das Plaid auf, das er über Hemd und Kniehose trug, und verschwand in der Dunkelheit des Schlafraums, ohne sich umzublicken.
    Ich stand umständlich auf und wollte ihm folgen, doch Ian bremste mich mit einer Hand auf meinem Arm.
    »Tante Claire«, sagte er zurückhaltend. »Kannst du ihm nicht verzeihen?«
    » Ihm verzeihen?« Ich starrte ihn an. »Was denn? Wegen Roger?«
    Er zog eine Grimasse.
    »Nein. Das war ein tragischer Fehler, aber er würde es jederzeit wieder genauso machen, unter denselben Voraussetzungen. Nein - wegen Bonnet.«
    »Stephen Bonnet? Wie kann er nur glauben, daß ich ihm deswegen Vorwürfe mache? So etwas habe ich nie zu ihm gesagt!« Und ich war viel zu sehr mit dem Gedanken beschäftigt gewesen, daß er mir Vorwürfe machte, um es auch nur in Betracht zu ziehen.
    Ian kratzte sich in den Haaren.
    »Na ja… verstehst du denn nicht, Tante Claire? Er macht es sich selbst zum Vorwurf. Schon seit der Mann uns auf dem Fluß überfallen hat; und was er jetzt meiner Kusine angetan hat…« Er zuckte mit den Achseln und sah leicht verlegen aus. »Es frißt ihn auf, und der Gedanke, daß du wütend auf ihn bist -«
    »Aber ich bin doch gar nicht wütend auf ihn! Ich habe gedacht, er wäre wütend auf mich, weil ich ihm Bonnets Namen nicht sofort gesagt habe.«
    »Och.« Ian sah aus, als wüßte er nicht, ob er lachen oder verstört aussehen sollte. »Na ja, man kann wohl sagen, daß es uns eine Menge Ärger erspart hätte, wenn du das getan hättest, aber nein, ich bin mir sicher, daß es nichts damit zu tun hat, Tante Claire. Als Brianna es dir erzählt hat, hatten wir diesen MacKenzie schließlich schon auf dem Berg gefunden und ihm nicht besonders freundlich mitgespielt.«
    Ich holte tief Luft und atmete wieder aus.
    »Aber du glaubst, er glaubt, ich bin wütend auf ihn?«
    »Oh, jeder kann sehen, daß du das bist, Tante Claire«, versicherte er mir ernsthaft. »Du siehst ihn nicht an und sprichst nur mit ihm,
wenn du mußt - und«, sagte er und räusperte sich verlegen, »ich habe dich im vergangenen Monat nicht zu ihm ins Bett gehen sehen.«
    »Na ja, er ist auch nicht in meins gekommen!« sagte ich aufgebracht, bevor mir der Gedanke kam, daß dies wohl kaum eine Unterhaltung war, die dazu geeignet war, sie mit einem Siebzehnjährigen zu führen.
    Ian zog die Schultern hoch und machte ein Gesicht wie eine Eule.
    »Na ja, er hat seinen Stolz, nicht wahr?«
    »Weiß Gott, den hat er«, sagte ich und rieb mir mit der Hand durch das Gesicht. »Ich - hör mal, Ian, danke, daß du mir das gesagt hast.«
    Ein so frohes Lächeln wie jetzt war nur selten in seinem langen, gutmütigen Gesicht zu sehen.
    »Na ja, ich hasse es, ihn leiden zu sehen. Ich hab’ Onkel Jamie lieb, aye?«
    »Ich auch«, sagte ich und schluckte den kleinen Kloß in meinem Hals herunter. »Gute Nacht, Ian.«
     
    Ich durchschritt das Haus leise der Länge nach, vorbei an den Verschlägen, in denen ganze Familien schliefen. Ihre gemeinsamen Atemgeräusche waren ein friedlicher Gegensatz zum ängstlichen Schlagen meines Herzens. Draußen regnete es; Wasser tropfte durch die Rauchabzüge und verdunstete zischend in der Glut.
    Warum hatte ich nicht gesehen, was Ian aufgefallen war? Das war leicht zu beantworten; es war nicht Wut gewesen, sondern mein eigenes Schuldgefühl, das mich geblendet hatte. Ich hatte mein Wissen über die Rolle, die Bonnet gespielt hatte, nicht nur verheimlicht, weil Brianna

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