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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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könnte.«
    »Wovon in aller Welt redest du? Welches Versagen?«
    Er antwortete nicht sofort, sondern senkte den Kopf, ein gebeugter Schatten in der Dunkelheit. Seine Beine waren immer noch mit den meinen verschlungen; ich konnte spüren, wie angespannt sein Körper war, die Gelenke knotig, die Furchen in seinen Oberschenkeln starr.
    »Ich hätte nie geglaubt, daß ich einmal so eifersüchtig auf einen Toten sein würde«, flüsterte er schließlich. »Ich hätte es nicht für möglich gehalten.«
    »Auf einen Toten?« Meine Stimme hob sich leicht vor Erstaunen, als es mir schließlich dämmerte. »Auf Frank ?«
    Er lag still auf mir. Seine Hand berührte zögernd die Konturen meines Gesichts.
    »Auf wen denn sonst? Ich habe mich während des ganzen Rittes vor Eifersucht verzehrt. Ich sehe sein Gesicht vor mir, im Wachen und im Schlaf. Du hast doch gesagt, er hat wie Jack Randall ausgesehen, nicht wahr?«
    Ich zog ihn fest an mich und drückte seinen Kopf nach unten, so daß sein Ohr neben meinem Mund lag. Gott sei Dank hatte ich den Ring nicht erwähnt - aber hatte mein Gesicht, mein verräterisches,
transparentes Gesicht irgendwie erkennen lassen, daß ich daran gedacht hatte?
    »Wie?« fragte ich und drückte ihn fest. »Wie konntest du nur so etwas denken?«
    Er löste sich von mir und stützte sich auf seinen Ellbogen. Sein Haar fiel als Masse flammender Schatten über mein Gesicht, und der Feuerschein schlug darin goldene und purpurne Funken.
    »Wie hätte ich es verhindern können?« wollte er wissen. »Du hast sie doch gehört, Claire; du weißt genau, was sie zu mir gesagt hat.«
    »Brianna?«
    »Sie hat gesagt, sie sähe mich gern in der Hölle schmoren, und sie würde ihre eigene Seele verkaufen, um ihren Vater wiederzubekommen - ihren richtigen Vater.« Er schluckte; ich hörte das Geräusch durch das Gemurmel der entfernten Stimmen.
    »Ich denke immerzu, ihm wäre ein solcher Fehler nicht passiert. Er hätte ihr vertraut; er hätte gewußt, daß sie… Ich denke immerzu, daß Frank Randall ein besserer Mensch gewesen ist als ich. Sie glaubt das auch.« Seine Hand zögerte, dann senkte sie sich auf meine Schulter und drückte fest zu. »Ich dachte… vielleicht glaubst du es auch, Sassenach.«
    »Dummkopf«, flüsterte ich und meinte nicht ihn damit. Ich ließ meine Hand über den langen Bogen seines Rückens gleiten und grub meine Finger in seine festen Pobacken. »Alter Idiot. Komm her.«
    Er senkte den Kopf und machte ein leises Geräusch an meiner Schulter, das ein Lachen hätte sein können.
    »Aye, das bin ich. Aber es stört dich nicht so sehr?«
    »Nein.« Sein Haar roch nach Rauch und Kiefernharz. Es hingen immer noch Nadelstückchen darin, eins davon stach mich in die Lippen, glatt und spitz.
    »Sie hat es nicht so gemeint«, sagte ich.
    »Doch, das hat sie«, sagte er, und ich spürte, wie er den Kloß in seinem Hals hinunterschluckte. »Ich habe es doch gehört.«
    »Ich habe euch beide gehört.« Ich massierte ihn langsam zwischen den Schulterblättern und spürte die schwachen Spuren der alten Narben und die dicken, frischeren Wülste, die die Bärenklauen hinterlassen hatten. »Sie ist genau wie du; wenn sie aufgebracht ist, sagt sie Dinge, die sie bei klarem Verstand niemals sagen würde. Du hast doch auch nicht alles ernst gemeint, was du gesagt hast, oder?«
    »Nein.« Ich konnte spüren, wie seine Anspannung nachließ und sich seine Gelenke lockerten und sich langsam der Beschwörung meiner Finger fügten. »Nein. Ich habe es nicht so gemeint. Nicht alles.«

    »Sie auch nicht.«
    Ich wartete einen Augenblick, während ich ihn streichelte wie ich Brianna gestreichelt hatte, wenn sie als kleines Mädchen voller Angst gewesen war.
    »Du kannst mir glauben«, flüsterte ich. »Ich liebe euch beide.«
    Er seufzte tief und schwieg einen Augenblick.
    »Wenn ich den Mann finden und ihn ihr wiederbringen kann, wenn ich es tue - meinst du, sie wird mir eines Tages verzeihen?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich weiß es.«
    Ich hörte, wie auf der anderen Seite der Abtrennung die leisen Geräusche eines liebenden Paares einsetzten, das Schieben und Seufzen, die gemurmelten Worte, die keine Sprache haben.
    »Du mußt gehen.« Das hatte Brianna zu mir gesagt. »Du bist die einzige, die ihn wiederbringen kann.«
    Zum ersten Mal kam mir der Gedanke, daß sie damit vielleicht nicht Roger gemeint hatte.
     
    Es war ein langer Weg durch die Berge, und das Winterwetter verlängerte ihn noch. Es gab Tage, an

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