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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gesagt, ich soll Euch den zurückgeben - sie wird ihn nicht mehr brauchen.«
    Er hielt ihr die Hand hin, und ein winziger, leuchtendblauer Funke fiel auf seine Handfläche.
    »Da gibt sie mir doch glatt den Laufpaß!« sagte er und grinste.

64
    Alle Neune
    »Es ist wie Baseball«, versicherte ich ihr. »Lange Zeit nichts als Langeweile, dazwischen kurze Perioden heftiger Aktivität.«
    Sie lachte, dann hielt sie abrupt inne und zog ein Gesicht.
    »Uff. Heftig, ja. Puh.« Sie lächelte etwas schief. »Aber bei einem Baseballspiel kann man wenigstens an den langweiligen Stellen Bier trinken und Hot Dogs essen.«
    Jamie griff den einzigen Teil dieser Unterhaltung auf, der für ihn einen Sinn ergab, und beugte sich vor.
    »In der Vorratskammer ist ein Krug mit kühlem Bier«, sagte er mit einem nervösen Blick auf Brianna. »Soll ich ihn holen?«
    »Nein«, sagte ich. »Es sei denn, du willst welches; Alkohol wäre nicht gut für das Baby.«
    »Ah. Was ist ein Hot Dog?« Er stand auf und ließ seine Finger spielen, als ob er sich darauf einstellte, ins Freie zu eilen und einen Hund zu schießen.
    »Es ist eine Art Wurst in einem Brötchen«, sagte ich und rieb mir die Oberlippe, um nicht loszulachen. Ich blickte Brianna an. »Ich glaube nicht, daß sie eins möchte.« Kleine Schweißperlen waren plötzlich auf ihrer hohen Stirn erschienen, und sie war weiß um die Augenhöhlen herum.
    »Oh, würg«, sagte sie schwach.
    Jamie, der diese Bemerkung anhand ihres Gesichtsausdruckes korrekt übersetzte, betupfte ihr Gesicht und Hals mit dem feuchten Tuch.
    »Leg den Kopf zwischen deine Knie, Kleine.«
    Sie sah ihn aufgebracht an.
    »Ich kriege… meinen Kopf… ja nicht mal in die Nähe meiner Knie!« sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Dann ließ der Krampf nach; sie holte tief Luft, und ihre Gesichtsfarbe kehrte zurück.
    Jamie blickte uns nacheinander an und runzelte besorgt die Stirn. Er ging zögernd einen Schritt auf die Tür zu.

    »Ich denke, dann gehe ich wohl besser, wenn ihr -«
    »Laß mich nicht allein!«
    »Aber es ist - ich meine, du hast deine Mutter, und -«
    »Laß mich nicht allein!« wiederholte sie. Aufgeregt beugte sie sich zu ihm hinüber und ergriff seinen Arm, den sie schüttelte, um ihren Worten mehr Nachdruck zu verleihen. »Das darfst du nicht!«
    »Du hast gesagt, ich würde nicht sterben.« Sie sah ihm konzentriert ins Gesicht. »Wenn du hierbleibst, dann wird alles gut. Dann sterbe ich nicht.« Sie sprach mit solcher Intensität, daß ich spürte, wie auch mein Inneres von einem plötzlichen Krampf der Furcht ergriffen wurde, so stark wie der Schmerz einer Wehe.
    Sie war groß, kräftig und gesund. Sie sollte eigentlich keine großen Probleme bei der Geburt haben. Doch ich war auch nicht klein und ebenfalls gesund - und vor fünfundzwanzig Jahren hatte ich im sechsten Monat eine Totgeburt gehabt und war dabei fast selbst gestorben. Ich würde sie wohl vor dem Kindbettfieber schützen können, doch es gab kein Mittel gegen plötzliche Blutungen. Das einzige, was ich unter solchen Umständen tun konnte, war zu versuchen, ihr Kind mit einem Kaiserschnitt zu retten. Ich hielt meinen Blick entschlossen von der Truhe fern, in der die sterile Klinge bereitlag, für den Fall des Falles.
    »Du wirst nicht sterben, Brianna«, sagte ich. Ich sprach so beruhigend, wie ich konnte, doch sie mußte die Angst unter der professionellen Fassade gespürt haben. Ihr Gesicht verzog sich; sie ergriff meine Hand und klammerte sich so fest daran, daß die Knochen knackten. Sie schloß die Augen und atmete durch die Nase, schrie aber nicht auf.
    Dann öffnete sie sie und sah mich direkt an. Ihre Pupillen waren geweitet, so daß sie durch mich hindurchzublicken schien in eine Zukunft, die nur sie allein sehen konnte.
    »Aber wenn…«, sagte sie und legte eine Hand auf ihren Kugelbauch. Ihr Mund arbeitete, doch was auch immer sie zu sagen vorgehabt hatte, konnte sich keinen Weg hinausbahnen.
    Jetzt kämpfte sie sich auf die Beine, stützte sich schwer auf Jamie, das Gesicht an seiner Schulter vergraben, und wiederholte: »Pa, laß mich nicht allein, bitte.«
    »Ich laß dich nicht allein, a leannan. Hab keine Angst, ich bleib’ bei dir.« Er legte einen Arm um sie und sah mich hilflos über ihren Kopf hinweg an.
    »Führ sie herum«, sagte ich zu Jamie, weil ich sah, wie unruhig sie war. »Wie ein Pferd mit einer Kolik«, fügte ich hinzu, als er mich verständnislos ansah.
    Das brachte sie zum Lachen. Mit der

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