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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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noch leiser. »Für eine kurze Zeit. Eine sehr kurze Zeit.« Sie wendete den Kopf und sah ihn an, und ihre Augen ließen ihn klar durch sie hindurchsehen.
    »Wenn ich sie verloren habe - dann habe ich sie verloren. Damit kann ich leben - oder eben auch nicht. Aber ich will nicht mit ihrer Imitation leben. Das könnte ich nicht aushalten.«
     
    »Es sieht so aus, als würdest du mich doch bekommen.« Brianna stellte ihm das Frühstückstablett über den Schoß und ließ sich schwer in den Sessel fallen, dessen Fugen ächzten.
    »Treib keine Späße mit einem kranken Mann«, sagte er und nahm sich eine Toastscheibe. »Was meinst du damit?«
    »Drusus kam gerade in die Küche gerast und verkündete, er hätte zwei Reiter gesehen, die durch Campbells Felder herabkamen. Er hat gesagt, er war sicher, daß einer davon mein Vater war - er hat gesagt,
es war ein großer Mann mit roten Haaren; es gibt ja weiß Gott nicht viele Männer wie ihn.«
    »Nicht viele, nein.« Er lächelte kurz und ließ seinen Blick über sie schweifen. »Also, zwei Reiter?«
    »Es müssen Pa und meine Mutter sein. Also haben sie Roger nicht gefunden. Oder sie haben ihn gefunden, und er - wollte nicht zurückkommen.« Sie drehte den großen Saphir an ihrem Finger. »Gut, daß ich vorgesorgt habe, nicht wahr?«
    »Wenn du damit sagen willst, daß du vorhast, mich doch zu heiraten, so versichere ich dir -«
    »Nein.« Sie lächelte ihn halbherzig an. »War nur ein Scherz.«
    »Oh, gut.« Er trank einen Schluck Tee und schloß die Augen, um den duftenden Dampf zu genießen. »Zwei Reiter. Ist dein Vetter nicht mit ihnen gegangen?«
    »Doch, das ist er,« sagte sie langsam. »Gott, ich hoffe, Ian ist nichts passiert.«
    »Ihnen könnten unterwegs alle möglichen Katastrophen zugestoßen sein, die deinen Vetter und deine Mutter gezwungen haben, hinter deinem Vater und Mr. MacKenzie herzureiten. Oder deinen Vetter und MacKenzie hinter deinen Eltern.« Er schwenkte die Hand, um die Unzahl der Möglichkeiten anzudeuten.
    »Ich schätze, du hast recht.« Sie sah immer noch beunruhigt aus, und Lord John ging davon aus, daß sie allen Grund dazu hatte. Tröstliche Hoffnungen waren ja für den Augenblick sehr schön, doch auf die Dauer triumphierten oft die kälteren Realitäten - wer auch immer Jamie Fraser begleitete, sie würden bald eintreffen, mit den Antworten auf alle Fragen.
    Er schob das halbbeendete Frühstück von sich und lehnte sich in seine Kissen zurück.
    »Sag mir - wie weit geht deine Reue darüber, daß du mich beinahe hast zu Tode kommen lassen?«
    Sie verfärbte sich und machte ein beklommenes Gesicht.
    »Was meinst du damit?«
    »Wenn ich dich um etwas bitte, was du nicht gern tun wirst, werden deine Schuld und dein Pflichtgefühl dich zwingen, es dennoch zu tun?«
    »Oh, schon wieder Erpressung. Was denn?« fragte sie argwöhnisch.
    »Vergib deinem Vater. Was auch immer geschehen ist.«
    Die Schwangerschaft hatte ihre Haut zarter gemacht; all ihre Emotionen strömten direkt unter der Oberfläche dieser Aprikosenhaut auf und ab. Jede Berührung würde sie verletzen.

    Er streckte die Hand aus und legte sie ganz sanft auf ihre Wange.
    »Um deinetweillen genauso wie um seinetwillen«, sagte er.
    »Das habe ich schon getan.« Ihre Wimpern verdeckten ihre Augen, als sie zu Boden blickte; ihre Hände lagen immer noch still in ihrem Schoß, und das blaue Feuer seines Saphirs glühte an ihrem Finger.
    Hufgeräusche drangen deutlich durch die offenen Glastüren, ein Klappern auf dem Kiesweg.
    »Dann glaube ich, daß du besser nach unten gehst und es ihm sagst, meine Liebe.«
    Sie spitzte die Lippen und nickte. Ohne ein Wort stand sie auf und schwebte zur Tür hinaus wie eine Sturmwolke, die hinter dem Horizont verschwindet.
     
    »Als wir hörten, daß zwei Reiter hierher unterwegs waren und daß Jamie einer davon war, fürchteten wir schon, Eurem Neffen oder MacKenzie wäre etwas zugestoßen. Irgendwie ist keiner von uns auf die Idee gekommen, daß Euch etwas zugestoßen sein könnte.«
    »Ich bin unsterblich«, murmelte sie und sah ihm abwechselnd in beide Augen. »Wußtet Ihr das nicht?« Der Druck ihrer Daumen auf seinen Augenlidern ließ nach, und er blinzelte, obwohl er ihre Berührung immer noch spürte.
    »Die eine Pupille ist etwas vergrößert, aber nur unwesentlich. Haltet meine Finger fest und drückt sie, so fest Ihr könnt.« Sie hielt ihm ihre Zeigefinger hin und er gehorchte. Es ärgerte ihn zu spüren, wie schwach er

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