Der Ruf Der Trommel
Füßen zusammengerollt saß und ein selbstzufriedenes Gesicht machte.
»Ist er gut?« hatte Jamie mir zugemurmelt und dabei seinen voraussichtlichen Schwiegersohn skeptisch angeblinzelt.
»Besser als gut«, versicherte ich ihm.
Er zog eine Augenbraue hoch und zuckte mit den Achseln, dann bückte er sich, um mir das Baby abzunehmen.
»Aye, schön, das muß ich dir wohl glauben. Ich glaube, Klein Ruaidh und ich suchen uns ein Würfelspiel.«
»Du nimmst ein Baby zum Glücksspiel mit?«
»Natürlich«, sagte er und grinste mich an. »Er kann nicht früh genug damit anfangen, ein ehrliches Handwerk zu lernen, falls er einmal nicht für sein Essen singen kann wie sein Pa.«
»Wenn du Rübenpüree machst«, sagte ich, »dann achte darauf, daß du das Grün zusammen mit den Rüben kochst. Dann heb das Kochwasser auf und gib es den Kindern; trink auch etwas davon - es ist gut für deine Milch.«
Maisri Buchanan drückte ihr kleinstes Kind an ihre Brust, während sie sich meine Ratschläge einprägte. Ich konnte die meisten der neuen Immigranten nicht dazu bewegen, selbst Grünzeug zu essen oder es ihren Familien zu verabreichen, aber dann und wann fand ich die Gelegenheit, ihnen unauffällig ein wenig Vitamin C unter ihre übliche Ernährung zu schmuggeln - welche zum Großteil aus Hafermehl und Wild bestand.
Ich hatte Jamie als Demonstrationsobjekt benutzt und ihn öffentlich einen Teller mit Tomatenscheiben verzehren lassen, weil ich hoffte, daß sein Anblick den Neuankömmlingen einige ihrer Ängste nehmen würde. Doch es war nicht von Erfolg gekrönt gewesen; die meisten von ihnen betrachteten ihn voll abergläubischer Ehrfurcht, und man gab mir zu verstehen, daß er selbstverständlich den Verzehr von Dingen überleben konnte, die einen Normalsterblichen auf der Stelle umbringen würden.
Ich entließ Maisri und begrüßte die nächste Besucherin meiner improvisierten
Klinik, eine Frau, deren zwei kleine Mädchen mit einem ekzematösen Ausschlag bedeckt waren, den ich zuerst für ein weiteres Zeichen von Mangelernährung hielt, der aber glücklicherweise nur von der Berührung mit Giftsumachpflanzen stammte.
Mir wurde bewußt, daß sich in der Menge etwas regte. Ich unterbrach meine Behandlung und drehte mich um, um zu sehen, wer da angekommen war. Am Rand der Lichtung glitzerte das Sonnenlicht auf Metall, und Jamies Hand war nicht die einzige, die an die Pistole oder zum Messergriff fuhr.
Sie traten im Gleichschritt in die Sonne, obwohl ihre Trommeln gedämpft waren und nur das leise Tap-tap! der Trommelstöcke auf den Rändern sie anleitete. Ihre Musketen waren zum Himmel gerichtet, und ihre Schwerter zuckten wie Skorpionschwänze, als sie paarweise aus dem Wald traten; ihre Röcke leuchteten scharlachrot auf und ihre grünen Kilts schwangen ihnen um die Knie.
Vier, sechs, acht, zehn… Ich zählte sie schweigend, genau wie alle anderen auch. Vierzig Männer traten hervor; die Augen unter ihren Bärenfellmützen geradeaus gerichtet, blickten sie weder nach rechts noch links, und man hörte nur das Geschiebe ihrer Füße und das Klopfen ihrer Trommeln.
Ich sah, wie sich MacNeill aus Barra am anderen Ende der Lichtung von seinem Sitz erhob und sich aufrichtete; die Menschen um ihn herum gerieten unauffällig in Bewegung, und mit ein paar Schritten hatten sich seine Männer um ihn gesammelt. Ich brauchte mich nicht umzusehen, um zu spüren, wie das gleiche überall um mich herum geschah; ich spürte mehr, als daß ich es sah, wie sich um den ganzen Fuß des Berges herum die Männer auf ähnliche Weise zusammenrotteten und jede Gruppe mit einem Auge die Eindringlinge fixierte, während sie mit dem anderen auf Anweisungen von ihrem Anführer warteten.
Ich hielt nach Brianna Ausschau und war erschrocken, wenn auch nicht überrascht, sie direkt hinter mir zu finden, das Baby im Arm, während sie mir gebannt über die Schulter blickte.
»Wer ist das?« fragte sie leise, und ich konnte hören, wie das Echo der Frage die Menge durchlief wie Wellen im Wasser.
»Ein Highlandregiment«, sagte ich.
»Das sehe ich«, sagte sie scharf. »Freund oder Feind?«
Das war ganz offensichtlich die Frage - waren sie als Schotten hier oder als Soldaten? Doch ich kannte die Antwort nicht, und dem Geschiebe und Gemurmel der Menge nach auch sonst niemand. Natürlich kamen Zwischenfälle vor, bei denen Truppen herbeieilten, um
randalierende Gruppen zu zerstreuen. Aber doch wohl nicht eine friedliche Zusammenkunft wie diese
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