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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Augenbraue an.
    »Es ist schon einige Zeit her, und wahrscheinlich ist es dir sowieso nicht aufgefallen…« Er zögerte, doch er mußte es herausfinden, wenn es denn herauszufinden war. »Du hast mir die Stelle in meinem Stammbaum gezeigt, wo der Tausch stattgefunden hat; wo Geillis Duncans und Dougals Kind anstelle eines anderen, toten Kindes adoptiert worden war und dessen Namen bekommen hatte.«
    »William Buccleigh MacKenzie«, sagte sie prompt und lächelte über seinen überraschten Blick. »Ich habe mich mit dieser Ahnenreihe ziemlich intensiv beschäftigt«, sagte sie trocken. »Ich könnte dir wahrscheinlich jeden Namen darin nennen.«
    Er holte tief Luft, und Beklommenheit saß ihm im Nacken.
    »Ja? Was ich mich frage - weißt du den Namen der Frau des ausgetauschten Kindes - meiner Urahnin? Ihr Name hat nicht auf meinem Stammbaum gestanden, nur der von William Buccleigh.«
    Ihre Wimpern senkten sich über die goldenen Augen, als sie mit gespitzten Lippen überlegte.
    »Ja«, sagte sie schließlich und sah ihn an. »Morag. Ihr Name war Morag Gunn. Wieso?«
    Er schüttelte nur den Kopf, zu erschüttert, um zu antworten. Er warf einen Blick zu Brianna hinüber; das Baby lag halbnackt auf ihrem Schoß, die durchweichte Windel in einem Haufen neben ihr auf dem Sitz - und er erinnerte sich an die glatte, feuchte Haut und das nasse Lendentuch des kleinen Jungen namens Jemmy.
    »Und ihr Sohn hieß Jeremiah«, sagte er schließlich so leise, daß Claire sich zu ihm hinüberbeugen mußte, um es zu hören.
    »Ja.« Sie beobachtete ihn neugierig, dann drehte sie den Kopf, um
auf die gewundene Straße zu blicken, die zwischen den schwarzen Kiefern verschwand.
    »Ich habe Geillis gefragt«, sagte Claire plötzlich. »Ich habe sie gefragt, warum. Warum wir die Fähigkeit haben.«
    »Und hat sie darauf eine Antwort gehabt?« Roger starrte eine Bremse auf seinem Handgelenk an, ohne sie zu sehen.
    »Sie hat gesagt - ›Um die Dinge zu ändern.‹« Claire lächelte ihn an, den Mund ironisch verzogen. »Ich weiß nicht, ob das eine Antwort ist oder nicht.«

70
    Gathering
    Fast dreißig Jahre waren vergangen, seit ich zum letzten Mal an einem Gathering teilgenommen hatte; jener Zusammenkunft in Leoch, bei dem der Clan MacKenzie seine Eide abgelegt hatte. Jetzt war Colum MacKenzie tot, ebenso sein Bruder Dougal - und alle Clans mit ihnen. Leoch war eine Ruine, und es gab keine Zusammenkünfte der Clans mehr in Schottland.
    Und doch waren hier die Plaids und die Dudelsäcke, und die überlebenden Highlander selbst, von unvermindertem, heftigem Stolz erfüllt, umgeben von einem neuen Gebirge, das sie für die Ihren in Anspruch nahmen. MacNeills und Campbells, Buchanans und Lindseys, MacLeods und MacDonalds; Familien, Sklaven und Bedienstete, Zwangsarbeiter und Gutsherren.
    Ich ließ meinen Blick über das rege Gewimmel der Dutzende von Lagerstätten schweifen, um Ausschau nach Jamie zu halten, und erblickte statt dessen eine vertraute Hünengestalt, die mit schlackernden Gliedern durch die Menschengrüppchen schritt. Ich stand auf und winkte, während ich ihn rief.
    »Myers! Mr. Myers!«
    John Quincy Myers erblickte mich und kam strahlend den Abhang herauf zu unserer Lagerstelle.
    »Mrs. Claire!« rief er aus, indem er seinen verlotterten Hut zog und sich vornehm wie immer über meine Hand beugte. »Ich bin ganz entzückt, Euch zu sehen.«
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit«, versicherte ich ihm lächelnd. »Ich hatte nicht damit gerechnet, Euch hier zu sehen.«
    »Oh, ich plane normalerweise jedes Gathering ein«, sagte er. Er richtete sich auf und strahlte auf mich herab. »Wenn ich rechtzeitig aus dem Gebirge komme. Eine gute Gelegenheit, meine Felle zu verkaufen; den Kleinkram, den ich loswerden muß. Apropos…« Er begann langsam und systematisch, seine große Wildledertasche zu durchforsten.

    »Seid Ihr sehr weit nach Norden gekommen, Mr. Myers?«
    »Oh, ja, in der Tat, in der Tat, Mrs. Claire. Den halben Mohawkfluß hinauf bis zu der Stelle, die man die Obere Festung nennt.«
    »Den Mohawk?« Mein Herz begann, schneller zu schlagen.
    »Mm.« Er zog etwas aus seiner Tasche, blinzelte es an, steckte es wieder hinein und kramte weiter. »Stellt Euch meine Überraschung vor, Mrs. Claire, ein bekanntes Gesicht zu sehen, als ich in einem Mohawkdorf im Süden haltmachte.
    »Ian! Ihr habt Ian gesehen? Geht es ihm gut?« Ich war so aufgeregt, daß ich ihn am Arm packte.
    »Oh, aye«, versicherte er mir. »Sieht gut aus, der

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