Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
schließlich wieder Schurkereien begeht.«
    »Mmpf.« Jocasta richtete sich in ihrem Sessel auf und blickte beim Sprechen knapp an Jamies linker Schulter vorbei.
    »Wie auch immer, Neffe. Ich habe gesagt, daß du River Run als
dein Zuhause betrachten sollst und ich habe es so gemeint. Du und die Deinen, ihr seid hier willkommen. Und ich bin sicher, daß uns etwas einfallen wird, wie wir dir wieder zu Geld verhelfen.«
    »Ich danke dir, Tante Jocasta«, murmelte Jamie, doch auch er wollte ihr nicht in die Augen sehen. Er blickte zu Boden, und ich sah, daß er seine Hand so fest um das Whiskyglas geschlossen hatte, daß die Knöchel weiß hervortraten.
    Glücklicherweise wandte sich das Gespräch jetzt Jenny und ihrer Familie in Lallybroch zu, und Jamies Verlegenheit ließ etwas nach. Das Abendessen war bestellt worden; der Abendwind, der über die Rasenflächen und Blumenbeete wehte, trug verlockende Duftwolken von gebratenem Fleisch aus dem Küchengebäude herbei.
    Fergus stand auf und entschuldigte sich höflich, während Ian durch das Zimmer wanderte, einzelne Gegenstände näher betrachtete und sie wieder hinstellte. Rollo, dem es innen zu langweilig war, schnüffelte eifrig an der Türschwelle herum, wobei ihn der pingelige Butler mit offener Abneigung beobachtete.
    Das Haus und sein Mobiliar waren schlicht, aber gut gearbeitet, schön anzusehen und mit etwas mehr als nur Geschmack arrangiert. Der Grund für die eleganten Proportionen und Arrangements wurde mir klar, als Ian abrupt vor einem großen Gemälde an der Wand innehielt.
    »Tante Jocasta!« rief er aus und drehte sich aufgeregt zu ihr um. »Hast du das gemalt? Es steht dein Name drauf.«
    Ich glaubte einen plötzlichen Schatten über ihr Gesicht huschen zu sehen, doch dann lächelte sie wieder.
    »Den Blick auf die Berge? Aye, ich habe die Aussicht immer gern gemocht. Ich habe Hector ins Hinterland begleitet, wenn er dort Felle kaufen wollte. Wir haben dann in den Bergen campiert und ein Riesenfeuer gemacht, ein Signalfeuer, das die Bediensteten Tag und Nacht unterhielten. Innerhalb von ein paar Tagen sind die Rothäute durch den Wald zu uns gekommen und haben sich am Feuer niedergelassen, um zu reden und Whisky zu trinken und zu verhandeln - und ich, ich habe stundenlang mit meinem Skizzenbuch dagesessen und Kohlezeichnungen von allem gemacht, was ich sehen konnte.«
    Sie drehte sich um und deutete in die andere Zimmerecke.
    »Sieh dir das Bild in der Ecke an, Junge. Such mal, ob du den Indianer finden kannst, der sich zwischen den Bäumen versteckt.«
    Jocasta trank ihren Whisky aus und stellte ihr Glas hin. Der Butler bot ihr an, es erneut zu füllen, doch sie winkte ab, ohne ihn anzusehen. Er setzte die Karaffe ab und verschwand still im Flur.

    »Aye, ich habe den Anblick der Berge geliebt«, sagte Jocasta noch einmal leise. »Sie sind nicht so schwarz und kahl wie in Schottland, aber die Sonne auf den Felsen und der Nebel in den Bäumen haben mich manchmal an Leoch erinnert.«
    Dann schüttelte sie den Kopf und lächelte Jamie ein bißchen zu strahlend an.
    »Aber das hier ist jetzt schon lange mein Zuhause, Neffe - und ich hoffe, du wirst es auch als das deine betrachten.«
    Wir hatten kaum eine andere Wahl, doch Jamie nickte und murmelte gehorsam ein paar Dankesworte. Dabei wurde er allerdings von Rollo unterbrochen, der seinen Kopf mit einem aufgeschreckten Wuff! hob.
    »Was ist los, Junge?« fragte Ian und stellte sich neben den großen Wolfshund. »Riechst du was?« Rollo starrte winselnd auf das schattige Blumenbeet hinaus, und sein dichtes Fell zuckte unbehaglich.
    Jocasta wandte den Kopf zur offenen Tür und schnüffelte hörbar. Ihre feinen Nasenlöcher waren gebläht.
    »Ein Skunk«, sagte sie.
    »Ein Skunk!« Ian fuhr zu ihr herum und starrte sie entgeistert an. »Sie kommen so nah ans Haus ran?«
    Jamie war eilig aufgestanden und blickte in die Abendluft hinaus.
    »Ich kann ihn noch nicht sehen«, sagte er. Seine Hand fuhr automatisch an seinen Gürtel, doch natürlich trug er zu seinem Sonntagsstaat keinen Dolch. »Hast du irgendwelche Waffen im Haus, Tante Jocasta?«
    Jocasta fiel die Kinnlade herunter.
    »Aye«, sagte sie. »Reichlich, aber -«
    »Jamie«, sagte ich. »Ein Skunk ist nicht -«
    Bevor eine von uns ihren Satz beenden konnte, bewegte sich etwas zwischen den Löwenmäulchen in der Staudenrabatte, so daß die langen Stengel hin und her schwenkten. Rollo knurrte, und die Nackenhaare standen ihm zu Berge.
    »Rollo!« Ian

Weitere Kostenlose Bücher