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Der Ruf Der Walkueren

Der Ruf Der Walkueren

Titel: Der Ruf Der Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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… über uns fallen.«
    »Beachte sie einfach nicht! Behandele sie höflich, immerhin ist sie eine Königin und deines Bruders Frau, aber ignoriere ihre Bemerkungen!«
    Frustriert setzte Grimhild sich auf eine Bank. Er wollte einfach nicht verstehen! Wohl oder übel musste sie deutlicher werden. Und wenn er ihr dann gram war? Wenn er nicht verstand, dass sie aus Liebe zu ihm gehandelt hatte? »Ich fürchte, dazu ist es zu spät. Ich habe   … ein paar unschöne Dinge gesagt. Ich war wütend. Ich   … ich habe ihr erzählt, was du in jener Nacht für Gunter getan hast.« Sie versuchte, den schlimmsten Teil hinauszuzögern, sah aber ein, dass kein Weg drum herumführte. »Ich zeigte ihr den goldenen Ring zum Beweis.« Mit einem schnellen Blick streifte sie den Beutel mit Sigfrids persönlichen Schätzen. Nach dem unseligen Streit mit Brünhild hatte sie der Mut verlassen, und sie hatte den Armring wieder zurückgelegt. »Ich glaube, sie hasst dich.«
    »Ich habe dir diese Dinge im Vertrauen gesagt, du hattest kein Recht, sie weiterzuerzählen!« Wütend holte Sigfrid den Armreif aus dem Beutel. Aus irgendeinem Grund kam es ihm wie ein Sakrileg vor, dass Grimhild das Schmuckstück angefasst hatte. Er streifte den Ring über sein Handgelenk. »Ich werde ihn künftig tragen, damit er kein Unheil mehr anrichtet.«
    Tränen traten ihr in die Augen. Sie hasste es, wenn er wütend auf sie war. Sie wollte doch niemals etwas tun, das ihn erzürnte!
    Der Armring funkelte in der Morgensonne. Sie hat dich hintergangen! Sie hat die schöne Brünhild gequält! Weißt du noch   …? Verwirrt griff Sigfrid mit der Hand nach seinem Gesicht, als wolle er einen Vorhang beiseite ziehen. »Niemals durftest du Brünhild derart demütigen. Sie ist   … sie ist   …« deine Frau. »…   die Königin«, rief er lauter als nötig, um die irritierende Stimme in sich zum Schweigen zu bringen.
    »Ich weiß ja«, gab Grimhild kleinlaut zu. »Und es tut mir leid. Wenn ich könnte, würde ich es ungeschehen machen.«
    Das Bild des Jammers rührte ihn. Wenn sie so zerknirscht war, konnte er ihr nie böse sein. Sie ist so zerbrechlich. Zärtlich fuhr er durch ihr Haar und küsste sie. Jeden Morgen war es ein neues Wunder für ihn, diese herrliche Frau neben sich zu finden. Er spürte Erregung in seinen Lenden, als er das schweißnasse Nachthemd an ihrem Leib kleben sah. Mit dem Zeigefinger fuhr er die Form ihrer Brüste nach und umkreiste die Warzenhöfe.
    Sie fühlte ein Ziehen in ihrem Schoss, dem sie nicht nachgeben wollte, nicht jetzt, wo Gefahr drohte, deshalb nahm sie seine Hände fort.
    »Ich glaube, du machst dir zuviel Sorgen. Ich habe keinerlei Veränderung in Brünhilds Verhalten bemerkt. Vermutlich hat sie den Streit längst vergessen.«
    »Du weißt nicht, wie tief eine Frau hassen kann! Vielleicht   … vielleicht hat sie Gunter alles erzählt und ihn angestachelt, dir etwas anzutun.«
    Sigfrid lächelte. Die Besorgnis seiner Frau rührte ihn, so grundlos sie auch war. »Selbst wenn du recht hast   – warum sollte dein Bruder dem nachgeben? Es ist wahr, Brünhild an Gunters statt zu besiegen, war keine ruhmreiche Tat, mag sie also einen Groll gegen mich hegen. Doch ich tat es auf Gunters Bitten hin, dein Bruder hat also keinen Anlass, mir gram zu sein.«
    »Aber mein Traum   …«
    »Was genau hast du denn geträumt?«
    Erschrocken schlug Grimhild die Hände vor den Mund. »Das darf ich nicht sagen! Wenn ich es dir erzählte, würde der Traum schicksalskräftig werden, das weißt du. Eine Unheilsprophezeiung hat die Kraft eines Fluchs.«
    »Da du mir bereits gesagt hast, dass mir Unheil droht, kannst du es kaum schlimmer machen. Aber es waren sicher nur die Einflüsterungen eines Nachtmahrs.«
    Widerstrebend gab sie nach. »Ich sah   … einen Eber, der dich durch den Wald jagte. Ich lief und lief, um dir zu helfen, doch ich kam nicht von der Stelle. Dann   … färbte sich plötzlich der Waldboden rot. Es war Blut   … dein Blut!« Sie umschlang Sigfrid heftig und hielt ihn fest. »Bleib heute bei mir, ich bitte dich! Geh nicht auf die Jagd! Ich flehe dich an, höre nur dieses eine Mal auf mich!«
    »Hast du vergessen, dass ich einen besonderen Schutz habe?« Sigfrid hielt ihr seinen Arm mit der hürnenen Haut hin.
    Darauf hatte sie keine Antwort. Es war ihr wirklich für den Moment entfallen. Vertrauensvoll sah sie zu ihm auf. Er schien so strahlend, so unbesiegbar. Wie sollte irgendjemand diesem Mann etwas anhaben

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