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Der Ruf Der Walkueren

Der Ruf Der Walkueren

Titel: Der Ruf Der Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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anderen Mann brauchte, um Herr in meinem eigenen Bett zu bleiben. Aber ich schwöre: Nie   – niemals!   – hätte ich dem zugestimmt, hätte ich geahnt, dass Sigfrid so ehrvergessen sein würde, an meiner statt bei dir zu liegen!«
    Brünhild stutzte. Wovon redete Gunter? Dann begriff sie das Missverständnis und öffnete den Mund, um alles aufzuklären.
    Sie schloss ihn wieder.
    »Ja«, sagte sie tonlos, »Sigfrid hat mich genommen, als er mich in jener Nacht niederrang. Er missbrauchte mich in deinem eigenen Bett.« Es war, als würde nicht sie selbst diese Worte sprechen.
    Kopflos lief Gunter hin und her und ballte die Fäuste. Es war sogar noch schlimmer. Nicht nur die Schmach, von einem gesīp im eigenen Bett betrogen worden zu sein. Er musste zudem auch noch damit rechnen, dass jedermann davon erfuhr. Wenn Grimhild davon wusste   – vor wem hatte Sigfrid noch damit geprahlt? Abrupt blieb der Niflunge stehen, mit einem Mal hart wie Stahl. »Geh«, befahl er, »und hole mir Hagen.«
    Etwas an dem, wie er dastand, schüchterte sie ein. Nie zuvor hatte sie ihn so unversöhnlich erlebt. Stumm gehorchte sie und machte sich auf die Suche.
    Hagen wusste sofort, dass etwas Furchtbares vorgefallen sein musste, als er Brünhilds Gesichtsausdruck sah. Er folgte ihr daher, ohne unnötige Fragen zu stellen.
    »Sigfrid hat uns entehrt«, empfing ihn Gunter. Dann schilderte er seinem Waffenmeister schonungslos, zu was er sich vor vier Jahren genötigt sah und was daraus entstanden war.
    Brünhild hörte verstört zu. Offenbar hatte er wirklich keine Ahnung, dass sie einst einem anderen versprochen war. Aber das bedeutete keinen Trost für sie. Umso mehr hasste sie Sigfrid für das, was er ihr angetan hatte. Zitternd sank sie zu Boden und schluchzte leise.
    Gunter sah es mit an, und das Herz wollte ihm zerspringen. Welche Qualen tat der Sachse seiner geliebten Frau an! Auch dafür würde er zahlen!
    Das Geständnis erschütterte Hagen, aber mehr noch war er über den Zustand seiner Herrin schockiert. Wie unglücklich sie in den vergangenen vier Jahren auch gewesen war, niemals hatte sie ihre Würde als Königin vergessen. Eine solche Frau zu entehren, war schändlich! Bisher hatte er den Sachsen bei aller Rivalität als aufrechten Krieger geachtet. Aber für diese Tat gab es keine Entschuldigung. Mit dieser Tat hatte er sich selbst verurteilt.
    »Dein Rat war immer gut, Hagen«, sagte Gunter. »Ich bitte dich: Rate mir auch jetzt! Sag mir, was ich tun kann, um diese Schuld zu tilgen! Wäre nicht Sigfrids hürnene Haut, wäre ich ihm längst mit gezogenem Schwert entgegengetreten.«
    »Ich denke, ich weiß, was zu tun ist. Gib mir nur ein paar Nächte Zeit.« Hagen hockte sich zu Brünhild nieder. Mit ungeahnter Sanftmut flüsterte er: »Schöpft Hoffnung, frouwa ! Ich schwöre bei Wodan, dass diese Schmach nicht ungesühnt bleiben soll.«
    Hart ergriff Gunter seinen Waffenmeister beim Arm. »Ich werde meine Ehre selbst wiederherstellen.«
    »Sigfrid ist nicht in ehrlichem Kampf zu töten. Ihm ist nur mit einer List beizukommen, und das ist eine schmutzige Arbeit, die keinen Ruhm einbringt. Ihr habt euch gegenseitig Treueeide geleistet, und wenngleich Sigfrid den Eid mit seiner unwürdigen Tat gebrochen hat, so müssen deine Hände unbefleckt bleiben.«
    »Nie werde ich zulassen, dass einer meiner Männer, am wenigsten der beste und treueste gesīp , etwas Ehrenrühriges für mich tut. Wenn es getan werden muss, werde ich es selbst tun.«
    Hagen packte ihn bei den Schultern und zwang den Niflungen, ihm ins Auge zu sehen. »Du bist König. Und ein König, der sich mit einer Neidingstat beschmutzt, verliert das Vertrauen seiner Gefolgsleute.«
    Gunter biss die Zähne aufeinander, dass sie knirschten. Natürlich hatte Hagen recht. Der Blutschwur war heilig. Er hatte Sigfrid in den Frieden seiner Sippe aufgenommen. Sein eigenes Wort würde sich gegen ihn wenden und schwer auf seine Sippe zurückfallen, würde er es brechen. Wieder einmal musste der Mensch dem König nachgeben. »Deine Ratschläge sind nicht immer leicht zu befolgen«, sagte er erstickt. Dann legte er seinem Waffenmeister die Hand auf den Arm. »Ich werde nie wiedergutmachen können, was du für mich tust.«
    »Eines noch«, sagte Hagen. »Wir dürfen niemanden einweihen. Nicht einmal deine Brüder.«
    Gunter verstand. »Ja, Gislher ist   … er ist noch jung.«
    »Wir sollten wieder zu den Gästen gehen, ehe sie Verdacht schöpfen.«
    Gunter hockte sich zu

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