Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
Finger auf ihr Handgelenk. Sanft tippte er mit seinem Glas gegen ihres. »Auf das nächste Kapitel«, sagte er lächelnd.
»In Ordnung.« Schließlich bin ich eine erwachsene Frau, machte Tate sich bewusst. Und erfahren. Sie verfügte über alle notwendigen Verteidigungsmechanismen, um einem Mann zu widerstehen. Wenn es sein musste, sogar einem Mann wie Matthew.
»Du hast also studiert«, ermunterte Matthew sie.
»Ja. Und wann immer sich mir eine Möglichkeit bot, das Erlernte auf einer Expedition anzuwenden, nutzte ich sie.«
»Ist denn die Isabella keine solche Möglichkeit?«
»Das wird sich noch herausstellen.« Tate schlug die Speisekarte auf, überflog sie und starrte ihn mit weit geöffneten Augen an. »Matthew …«
»Im Laufe der Jahre habe ich ein paar Dollar auf die hohe Kante gelegt«, versicherte er ihr. »Außerdem hast du mir
schon immer Glück gebracht.« Er nahm ihre Hand. »Diesmal, Rotschopf, fahren wir als reiche Leute nach Hause.«
»Darum geht es dir also immer noch? Von mir aus.« Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist deine Party, Lassiter. Wenn du unbedingt verschwenderisch leben willst, schließe ich mich gern an.«
Während sie aßen und der Champagner in ihren Gläsern sprudelte, ging die Sonne unter. Rot versank sie im Meer, dann zog für einen Moment das kurze und schmerzlich schöne Zwielicht der Tropen auf. Genau in diesem Augenblick setzte die Musik auf der Terrasse ein.
»Du hast mir noch gar nicht erzählt, wie es dir in den letzten acht Jahren ergangen ist, Matthew.«
»Keine besonderen Vorkommnisse.«
»Du hast die Mermaid gebaut, das würde ich schon als besonderes Vorkommnis bezeichnen.«
»Sie ist wirklich ein Prachtstück.« Er blickte aufs Meer, wo sie außer Sichtweite vor Anker lag. »Genau so, wie ich sie mir vorgestellt hatte.«
»Was immer hier passiert, du kannst in Zukunft jederzeit Boote entwerfen und bauen.«
»Ich werde nie mehr arbeiten, nur um über die Runden zu kommen«, erklärte er leise, »werde nie mehr unter Zwang etwas tun und dabei meine Wünsche zurückstellen.«
Die Entschlossenheit in seinen Augen erschreckte sie, sodass sie nach seiner Hand griff. »Hast du das denn getan?«
Überrascht sah er sie an und legte seine Finger mit einem Schulterzucken um ihre. »Jedenfalls tue ich es nicht mehr, und darauf kommt es an. Weißt du was, Rotschopf?«
»Was?«
»Du bist wunderschön. Nein …« Er lächelte, weil sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen. »Jetzt halte ich dich fest. Zumindest für den Augenblick«, korrigierte er sich. »Aber du kannst dich ruhig schon einmal daran gewöhnen.«
»Die Tatsache, dass ich deine Gesellschaft einem Binokelspiel vorziehe, ist dir offenbar zu Kopf gestiegen.«
»Und deine Stimme erst«, murmelte er, entzückt von der Verwirrung, die in ihren Augen mit dem Kerzenlicht um die Wette flackerte. »Sanft, langsam, süß. Wie Honig mit einem Schuss Bourbon. Allein vom Zuhören könnte man betrunken werden.«
»Ich glaube, der Champagner bekommt dir nicht. Vielleicht sollte ich auf dem Rückweg das Steuer übernehmen.«
»In Ordnung, aber lass uns wenigstens einmal tanzen.« Matthew bat um die Rechnung.
Ein Tanz kann nichts schaden, überlegte Tate. Notfalls konnte sie den engen Körperkontakt nutzen, um ihn davon zu überzeugen, dass sie sich nicht auf die kurze Affäre einlassen würde, auf die er so offensichtlich aus war.
Diesmal wollte sie die Zeit mit ihm genießen, ohne ihr Herz zu verlieren. Und wenn er dabei ein wenig leiden musste, würde sie das ebenfalls genießen.
Um ihm zu zeigen, wie wenig es ihr bedeutete, ließ sie ihre Hand in seiner, während sie die geschützte Veranda verließen und über eine Treppe auf die offene Terrasse traten.
Die Musik war langsam und verführerisch, und der Sänger verlieh den einzelnen Worten mit seiner Stimme anzügliche Untertöne. Ein Paar saß eng umschlungen an einem Tisch im Schatten, aber es gab keine anderen Tänzer. Matthew legte seine Arme um Tate.
Er zog sie näher zu sich heran, sodass ihre Körper sich berührten und sie notgedrungen ihre Wange an seine legen musste. Ohne weiter nachzudenken, schloss sie die Augen.
Sie hätte wissen sollen, dass er die Situation ausnutzen würde, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass seine Lippen sich so sanft auf ihre pressen würden.
»Ich wusste gar nicht, dass du tanzen kannst.«
Er schob eine Hand ihren Rücken hinauf bis zu der Stelle, wo der Stoff die nackte Haut freigab, die unter
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