Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
weggeworfen.«
»Das ist unglaublich engstirnig!« Tate konnte nicht mehr still sitzen bleiben. Sie stand auf und lief auf und ab. »Wenn auf dem verdammten Ding wirklich ein Fluch liegt, besteht er genau darin. Er blendet die Menschen, bis sie ihr besseres Selbst nicht mehr wahrnehmen. Ich rufe Hayden an.«
»Was zum Teufel hat er damit zu tun?«
»Ich will noch einen Wissenschaftler hinzuziehen, oder wenigstens will ich mich mit einem Wissenschaftler austauschen. Wenn du keine Möglichkeit findest, Buck zu überzeugen, werde ich es tun. Ich werde ihm beweisen, dass ein Amulett nur ein Amulett ist und dass es wie ein Museumsstück behandelt wird, falls es gefunden wird. Wenn mich andere Wissenschaftler unterstützen, kommt es in ein Museum, wo es hingehört.«
»Von mir aus kannst du es wieder ins Meer werfen, wenn ich damit fertig bin«, erklärte Matthew kühl und entschlossen. »Du kannst ein Dutzend Wissenschaftler anrufen, aber das wird mich nicht davon abhalten, mit VanDyke auf meine Art fertig zu werden.«
»Immer muss alles auf deine Art passieren, nicht wahr?« Am liebsten hätte sie etwas nach ihm geworfen.
»Diesmal schon. Ich habe mein halbes Leben darauf gewartet.«
»Damit du den Rest deines Lebens vergeuden kannst! Und nicht nur vergeuden«, fügte sie wütend hinzu. »Du willst es wegwerfen.«
»Immerhin ist es mein Leben.«
»Niemand lebt für sich allein.« Wie kann er nur so blind sein? fragte sie sich bitter. Wie konnte er die Erlebnisse der letzten Wochen auf etwas so Hässliches wie Vergeltung reduzieren? »Kannst du nicht einen Moment lang darüber nachdenken, was es für andere Menschen bedeutet, wenn du dabei umkommst oder für den Rest deines miserablen Lebens wegen Mordes hinter Gitter wanderst? Was glaubst du, wie ich mich fühlen würde?«
»Ich weiß es nicht, Tate. Wie würdest du dich fühlen?« Er stand vom Tisch auf. »Warum sagst du es mir nicht? Das würde mich sehr interessieren. Du gibst dir ja sonst immer so verdammt viel Mühe, mir nichts über deine Gefühle zu verraten.«
»Lenk jetzt nicht ab. Hier geht es ganz allein um dich.«
»Für mich klingt es eher so, als ob es um uns geht. Du hast von Anfang an die Regeln festgelegt«, erinnerte er sie. »Keine Gefühle oder schöne Worte, die unseren netten, freundschaftlichen Sex verkomplizieren könnten. Du wolltest nicht, dass ich mich in dein Leben oder deine Pläne einmische. Warum sollte ich also zulassen, dass du dich jetzt in meine einmischst?«
»Du weißt verdammt gut, dass ich nicht so kalt bin.«
»Nicht?« Matthew zog eine Augenbraue hoch. »Für mich sieht es aber ganz danach aus. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du etwas anderes gesagt hättest.«
Auf einmal wurde Tate sehr blass. Ihre Augen starrten ihn dunkel aus ihrem weißen Gesicht an. War ihm denn nicht bewusst, dass seine Worte alles, was sie gemeinsam erlebt hatten, und alles, was sie ihm gegeben hatte, verzerrten?
»Du weißt, dass ich etwas für dich empfinde. Wenn es nicht so wäre, würde ich nicht mit dir schlafen.«
»Das ist mir neu. Ich dachte, du befriedigst einfach ein Bedürfnis.«
»Du Schwein!« Erschrocken über den Schmerz, den sie plötzlich verspürte, holte sie aus und schlug zu.
Seine Augen blitzten auf und verengten sich, aber seine Stimme blieb eisig und ruhig. »Fühlst du dich jetzt besser? Oder war das deine Antwort auf die Frage?«
»Du solltest deine eigenen Motive oder mangelnden Gefühle nicht auf mich übertragen«, gab sie wütend und beschämt zugleich zurück. »Glaubst du vielleicht, ich würde dir noch einmal mein Herz und meine Seele öffnen, so wie ich es damals getan habe? Auf gar keinen Fall. Mich verletzt niemand mehr, am allerwenigsten du.«
»Denkst du vielleicht, nur du hast gelitten?«
»Ich weiß es.« Als er seine Hand nach ihrem Arm ausstreckte, riss sie ihn zurück. »Ich gebe dir nicht noch einmal die Gelegenheit, mich wegzuschicken. Ich habe dich geliebt, Matthew, mit jener unschuldigen, bedingungslosen Liebe, die man nur einmal empfindet. Und du hast sie mir ins Gesicht geschleudert, als ob sie dir gar nichts bedeutet hätte. Jetzt ist dein Stolz verletzt, weil ich dir keine Gelegenheit dazu gebe, das Gleiche noch einmal zu tun. Zur Hölle mit dir!«
»Ich bitte dich nicht um eine zweite Chance, dafür kenne ich dich zu gut. Aber du hast kein Recht, von mir zu verlangen, mich mit Sex zufrieden zu geben und dann zu erwarten, dass ich das Einzige aufgebe, das mich die ganzen Jahre
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