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Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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seine Arroganz und die Ungerechtigkeit seiner Entscheidung an ihr.
    Und jetzt behauptete er, dass er sie geliebt hätte, sie immer noch liebte!
    So ein Ekel, dachte sie und drehte sich auf den Bauch. Offensichtlich war sie für ihn nur ein dummes Kind gewesen, unfähig, eigene Entscheidungen zu treffen.
    Das Schicksal hatte ihr zudem einen Streich gespielt, denn nun schienen sie wieder am Anfangspunkt angelangt zu sein.
    Aber Tate musste zugeben, dass die lange Trennung sie stärker gemacht hatte. Sie hatte ihre Fähigkeiten und ihren Verstand eingesetzt, um sich einen Namen zu machen. Sie konnte auf Abschlusszeugnisse verweisen, die in ihrem Zimmer in Hatteras in einer Vitrine lagen, und auf eine Wohnung in Charleston, geschmackvoll eingerichtet und selten genutzt. In Fachkreisen genoss sie einen erstklassigen Ruf, hatte Kollegen, mit denen sie sich verstand, es gab Angebote für Lehrstellen, Vorlesungen und Expeditionen.
    In beruflicher Hinsicht hatten sich ihre Wünsche erfüllt.
    Aber sie hatte kein Heim, keinen Mann, der sie nachts in seinen Armen hielt, keine Kinder, denen sie ihre Liebe schenken konnte.
    Und das alles wäre anders, wenn Matthew es damals zugelassen hätte.
    Doch das lag jetzt weit hinter ihr. Wer wusste besser als eine Archäologin, dass man die Vergangenheit zwar untersuchen, analysieren und aufzeichnen, sie jedoch nicht ändern konnte. Was einmal war oder hätte sein können, schien ihr so kalkverkrustet wie das alte Silber im Meerwasser. Einzig und allein der Augenblick zählte.
    Tate hoffte, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Dass er sie wirklich liebte. Wenn es nach ihr ging, sollte er ruhig leiden, so wie sie gelitten hatte, als sie ihm ihr Herz schenken wollte und abgewiesen worden war. Er hatte seine Chance gehabt, und in diesem ganz speziellen Fall würde sich die Geschichte ganz bestimmt nicht wiederholen.
    Aber sie würde nicht grausam zu ihm sein, beschloss sie und rappelte sich hoch, um sich in dem ovalen Spiegel über dem Frisiertisch eingehend zu mustern. Es war nicht notwendig, es ihm auf die gleiche Weise heimzuzahlen, denn diesmal waren schließlich ihre eigenen Gefühle nicht im Spiel. Sie konnte es sich erlauben, großzügig zu sein oder ihm doch zumindest zu verzeihen.
    Die Tatsache, dass sie ihn nicht liebte, würde ihr dabei helfen, die nötige Distanz zu wahren. Sie würden weiterhin zusammen tauchen, als Partner und Kollegen daran arbeiten, die Schätze der Isabella zu bergen. Es musste ihr gelingen, persönliche Themen beiseite zu schieben.
    Zufrieden, dass sie die einzig logische Lösung gefunden hatte, verließ Tate ihre Kabine. Sie entdeckte ihren Vater auf dem Backborddeck, wo er gerade die Ventile überprüfte.
    »Das war eine stürmische Nacht, nicht wahr?«
    In jeder Hinsicht, dachte sie. »Kann man sich jetzt kaum noch vorstellen.«
    Über ihnen war der Himmel blau und klar, mit ein paar verstreuten Wölkchen, die wie Wattebäusche am Himmel standen. Sie beobachtete den Windmesser auf der Brücke. »Der Wind kommt von Süden.«
    »Er bringt trockenere Luft, und die See hat sich ebenfalls beruhigt.« Ray legte einen Regler beiseite. »Heute habe ich ein gutes Gefühl, Tate. Beim Aufwachen fühlte ich mich voller Energie, voller Vorfreude.« Er nahm einen tiefen Atemzug. »Deine Mutter meint, das käme von der Elektrizität des Sturmes, die noch in der Luft liegt.«
    »Du denkst an das Amulett«, sagte Tate seufzend. »Was ist nur mit diesem Stück, dass es alle so fasziniert?«
    Ray betrachtete das Meer.
    »Letzte Nacht geriet Buck in Panik bei der Vorstellung, dass wir es finden könnten. Matthew hat nur noch seine Abrechnung mit VanDyke im Kopf. VanDyke selbst ist reich, mächtig und erfolgreich, doch er ist so besessen von seiner Gier nach der Halskette, dass er alles dafür tun würde. Und du …« Ungeduldig strich sie ihr Haar zurück. »Du bist genauso. Die Isabella zu finden, ist für dich die Verwirklichung eines Traumes. Da unten liegt ein Vermögen für dich – und für das Museum, das wir uns immer gewünscht haben. Aber im Grunde ist es das Amulett, das uns hierher zurückgeführt hat.«
    »Und das verstehst du nicht?« Ray legte einen Arm um ihre Schultern. »Als Junge hatte ich das Glück, ein schönes Zuhause zu haben, einen Garten mit satten, grünen Wiesen und großen, schattigen Bäumen, auf die ich klettern konnte. Es gab einen Abenteuerspielplatz, eine Rutsche, ich hatte Freunde, alles, was sich ein Kind nur wünschen kann. Aber hinter

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