Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
deiner Karriere willen verlassen.«
»Nein.« Ihre Tränen nahmen ihr die Sicht. »Ich hätte dich nie verlassen. Jetzt werden wir nie erfahren, was hätte sein können.« Sie wandte sich ab. »Und nun?«
»Das überlasse ich dir.«
»Aha, diesmal überlässt du es mir.« Sie lachte bitter auf. »Das ist wahrscheinlich nur gerecht. Nur habe ich diesmal nicht mehr dieses kompromisslose, unschuldige Vertrauen.«
Und diesmal, so viel war klar, wusste sie nicht, was sie tun sollte, außer sich selbst davor zu schützen, noch einmal verletzt zu werden.
»Wir müssen praktisch denken. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen, also sollten wir nach vorn schauen.« Tate atmete tief ein. »Es wäre den anderen gegenüber unfair und kurzsichtig, die Expedition wegen etwas zu gefährden, das acht Jahre zurückliegt. Ich bin dazu bereit, weiterzumachen.«
Etwas anderes hatte er nicht erwartet. »Und?«
Tate atmete wieder aus. »Wir können es uns nicht erlauben, die Bergung wegen unserer persönlichen Gefühle aufs Spiel zu setzen. Unter den gegebenen Umständen glaube ich allerdings nicht, dass es in deinem oder meinem Interesse liegt, unsere Intimitäten fortzusetzen.«
Auch das war nicht mehr und nicht weniger, als er erwartet hatte. »In Ordnung.«
»Es tut weh«, flüsterte sie.
Er schloss die Augen und wusste, dass er sie nicht berühren durfte. »Wäre es dir lieber, wenn wir die Teams anders einteilen? Ich könnte mit Ray oder LaRue arbeiten.«
»Nein.« Sie presste ihre Lippen zusammen, bevor sie sich umdrehte. »Je weniger Unruhe, desto besser. Wir beide müssen uns über einiges klar werden, aber ich glaube nicht, dass wir die anderen hineinziehen sollten.« Ungeduldig trocknete sie sich mit dem Handrücken das Gesicht. »Aber wir können uns einen Grund für einen Wechsel überlegen, wenn es dir unangenehm ist …«
Er lachte. Was für ein absurder Begriff für seine Empfindungen. »Du warst schon immer hart im Nehmen, Rotschopf. Wir behalten den Status quo bei.«
»Ich wollte es dir nur so einfach wie möglich machen.«
»Verdammt!« Nervös rieb er sich die Stirn. »Wir machen es uns doch einfach. Alles bleibt, wie es ist, aber der Sex fällt weg. In Ordnung?«
»Du willst, dass ich die Nerven verliere«, sagte sie und befürchtete, dass genau das passieren könnte. »Aber ich stehe es durch. Mal sehen, ob du es auch schaffst.«
»Ich bin dabei, Süße. Ich denke, damit ist alles gesagt.«
»Nicht ganz. Ich will mit Hayden Kontakt aufnehmen.«
»Nein.« Er hob eine Hand, bevor sie weitersprechen konnte. »Einigen wir uns so: Wir haben das Amulett noch nicht gefunden und wissen nicht, ob wir es überhaupt finden werden. Falls wir es finden, können wir darüber nachdenken, einen zweiten Wissenschaftler hinzuzuziehen.«
Das war sehr entgegenkommend, deshalb war Tate sofort misstrauisch. »Habe ich dein Wort? Ich setze mich mit einem anderen Archäologen in Verbindung, sobald wir es finden?«
»Rotschopf, wenn wir es finden, kannst du von mir aus eine Anzeige in den Science Digest setzen. Bis dahin aber dringt kein Wort nach außen.«
»In Ordnung. Versprichst du mir außerdem, noch einmal über deine Rachepläne nachzudenken?«
»Das klingt reichlich dramatisch für eine so simple Angelegenheit. Und die Antwort ist genauso simpel: Nein. Ich habe alles verloren, was mir jemals etwas bedeutet hat, und VanDyke ist daran schuld. Lass es gut sein, Tate«, sagte er, bevor sie den Mund öffnen konnte. »Der Stein kam vor sechzehn Jahren ins Rollen, und du kannst ihn nicht aufhalten. Jetzt bin ich müde. Ich gehe ins Bett.«
»Matthew …« Sie wartete, bis er an der Kajüttreppe stehen blieb und sich umdrehte. »Wäre es nicht auch möglich, dass du gar nicht mein Leben zerstört hast, sondern ich deins verändert habe?«
»Das hast du allerdings«, murmelte er und trat in den abklingenden Sturm hinaus.
Viertes Kapitel
A ufgrund des hohen Seegangs verzögerte sich die Arbeit am nächsten Vormittag. Tate war froh, ein wenig allein sein zu können, und verbarrikadierte sich mit ihrem Laptop in ihrer Kajüte. Aber ihre Konzentration ließ zu wünschen übrig.
Sie gönnte sich den Luxus, in der Koje zu liegen und an die Decke zu starren. Schließlich hatte eine Frau das Recht zu schmollen, wenn sie erfuhr, dass acht Jahre ihres Lebens durch die Entscheidung eines anderen Menschen bestimmt worden waren.
Es brachte sie natürlich nicht weiter, immer wieder darüber nachzugrübeln, trotzdem nagten
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