Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
es begriffen hatte.«
LaRues Augen funkelten. »Noch nicht einmal James Lassiter?«
»Er war ein Narr. Er sah nur den finanziellen Wert und den Ruhm. James dachte, er könnte mich überlisten.«
»Stattdessen haben Sie ihn getötet.«
»Es war wirklich einfach. Sein Sohn sollte sich um die Ausrüstung kümmern. Der Junge war vorsichtig, sorgfältig, sogar misstrauisch mir gegenüber, aber er war noch ein Kind. Es war lächerlich einfach, die Sauerstoffflaschen zu manipulieren.«
LaRue widerstand dem Impuls, zur Bibliothek zu blicken, und fixierte stattdessen VanDykes Gesicht. »Er muss es gewusst haben. Lassiter war ein erfahrener Taucher, oder? Als er die ersten Anzeichen des Stickstoffkollapses bemerkte, wollte er doch sicher zur Oberfläche schwimmen.«
»Ich brauchte ihn nur festzuhalten, Gewalt war gar nicht notwendig. Ich bin kein gewalttätiger Mensch. Er war verwirrt, ja, sogar fröhlich. Nachdem ihn der Tiefenrausch überwältigt hatte, war es richtig angenehm für ihn. Er lächelte, als ich ihm das Mundstück abnahm. Er ertrank selig – mein Geschenk an ihn.«
VanDykes Atem beschleunigte sich, während er erneut auf die Zeichnung starrte. »Aber damals wusste ich nicht oder konnte mir zumindest nicht sicher sein, ob er sein Wissen mit in den Tod genommen hatte.«
VanDyke griff nach seinem Drink. Die Erinnerung hatte seinen Puls angenehm auf Touren gebracht. Genau wie die Erkenntnis, dass seine Tat damals doch kein Fehler gewesen war, sondern nur ein Schritt von vielen, die ihn zu diesem Moment geführt hatten.
»All die Jahre haben die Lassiters mir vorenthalten, was rechtmäßig mir gehört. Nun sind sie tot, und das Amulett kehrt endlich zu mir zurück.«
»Ich glaube, da täuschen Sie sich«, murmelte LaRue. »Matthew, würdest du dich auf einen Drink zu uns setzen?«
Als VanDyke erschrocken aufsah, ließ Matthew sich bereits auf einem Stuhl nieder. »Ich könnte ein Bier vertragen. Ein schönes Schmuckstück, nicht wahr?«, bemerkte er und hob die Zeichnung auf. VanDyke sprang auf die Füße.
»Ich habe Ihr Boot in Flammen aufgehen sehen!«
»Den Sprengstoff habe ich selbst gezündet.« Matthew warf dem Steward, der ebenfalls aufgesprungen war, einen Blick zu. »Sie sollten Ihren Wachhund zurückpfeifen, VanDyke. Ein erstklassiges Haus wie dieses hält nichts von Prügeleien.«
»Dafür bringe ich Sie eigenhändig um!« VanDyke klammerte sich am Tisch fest, bis die Knochen in seinen Fingern schmerzten. »Sie sind ein toter Mann, LaRue.«
»Wohl kaum, denn dank Ihrer Großzügigkeit bin ich ein reicher Mann – Mademoiselle!« LaRue strahlte die Kellnerin an, die herbeigeeilt war und die drei Männer ängstlich anstarrte. »Mein Bekannter ist ein wenig nervös. Wären Sie so freundlich, uns noch eine Runde zu bringen, und für meinen Freund ein Corona mit Limone?«
»Glauben Sie, dass Sie damit durchkommen?« Zitternd vor Wut, gab VanDyke seinem Bodyguard Anweisungen. Der Mann setzte sich wieder auf das Sofa. »Glauben Sie, Sie können mich betrügen, sich über mich lustig machen und mir nehmen, was mir zusteht? Ich kann Sie zerstören.«
Er bekam kaum noch Luft und sah nur Matthews kühle, gelassene Augen. James Lassiters Augen.
Die Toten kehrten zurück.
»Alles, was Sie gefunden haben, gehört innerhalb einer Woche mir. Ich brauche nur die richtigen Worte in die richtigen Ohren zu flüstern. Und sobald ich es habe, sobald Sie alles verloren haben, was Sie besitzen, lasse ich Sie jagen und wie Tiere abschlachten.«
»Näher als in diesem Augenblick werden Sie nie an den Fluch der Angelique herankommen.« Matthew faltete die Zeichnung zusammen und schob sie in seine Tasche. »Und Sie werden mich, meine Familie und Freunde nicht anrühren.«
»Ich hätte Sie töten sollen, als ich Ihren Vater umbrachte.«
»Ihr Fehler.« Matthew sah sich als Junge, zitternd vor Kummer, Wut und Hilflosigkeit. Jetzt kam es ihm so vor, als ob dieser Junge ebenfalls tot war. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag, VanDyke.«
»Einen Vorschlag?« Er spuckte die Worte fast aus. Sein Kopf drohte zu zerspringen. »Sie glauben, ich würde mit Ihnen verhandeln?«
»Ich denke schon. Komm aus deinem Versteck, Buck.«
Mit rotem Gesicht richtete Buck sich hinter einer der Zierpalmen neben dem Regal auf. »Ich sage dir, Matthew, diese Japaner sind Genies.« Er grinste seine handtellergroße Videokamera an und zog eine winzige Kassette heraus. »Weißt du, die Aufnahmen sind gestochen scharf, und der Ton ist
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