Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
küsste. »Wir konnten nicht früher kommen«, fuhr sie fort. »Das Flugzeug hatte Verspätung. Ich möchte euch meine Freunde und Kollegen vorstellen, Dr. Hayden Deel und Dr. Lorraine Ross.« Sie lächelte die beiden an. »Neuerdings Mr. und Mrs. Deel. Dad!« Tate legte ihrem Vater beschwichtigend eine Hand auf den Arm, als sie sah, dass Ray bei VanDykes Anblick die Zähne bleckte. »Nimm dich zusammen.«
»Nett, Sie kennen zu lernen.« Matthew stand auf und blockierte VanDyke den Weg. »Hatten Sie eine angenehme Reise?«
»Wir haben jede Sekunde genossen«, zwitscherte Lorraine. »Einschließlich des Jetlag.«
Tate nahm ihre Sonnenbrille ab. »Es ist so romantisch! Der Kapitän der Nomad hat die beiden erst vor ein paar Tagen getraut.«
»Wir wollen unsere Flitterwochen hier mit dem Beruflichen kombinieren.« Haydens Arm lag fest um Lorraines Schulter, als ob er fürchtete, dass sie sich in Luft auflösen würde, sobald er sie losließ. »Als wir Tates Nachricht erhielten, waren wir so beunruhigt, dass wir sofort abreisten.«
»Es war schön, sie am Flughafen überraschen zu können. Als ich heute Morgen in der Universität anrief, sagte man mir dort, dass Hayden und Lorraine bereits unterwegs wären.«
»So konnten wir den anderen zuvorkommen.« Lorraine schmiegte sich in Haydens Arm und bemühte sich, ein Gähnen zu unterdrücken. »In ein paar Tagen wird Nevis vor
Wissenschaftlern und Reportern nur so wimmeln. Wir wollen die Überreste der Isabella untersuchen, bevor es hier zu eng wird.«
»Genau so ist es geplant.« Tate lächelte VanDyke säuerlich an. »Ich glaube, Sie haben meine Kollegen noch nicht persönlich kennen gelernt, VanDyke, aber ihre Namen sind Ihnen sicherlich ein Begriff. Übrigens, ist das nicht Ihr Büttel, der da draußen gerade in einen Krankenwagen verladen wird? Er sieht furchtbar blass aus.«
Bleich vor Wut, sprang VanDyke auf. »Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen!«
»Stimmt.« Tate legte eine Hand auf Matthews Schulter. »Wir stehen noch ganz am Anfang. Verschiedene bedeutende Institute schicken Vertreter, die den Rest der Bergungsarbeiten beobachten und die Funde untersuchen. Von besonderem Interesse ist natürlich ein gewisses Amulett, das als der Fluch der Angelique bekannt ist. Das Smithsonian Magazine wird einen Artikel über seine Geschichte, seine Entdeckung und die dazugehörige Legende veröffentlichen. Der National Geographic plant eine Dokumentation.«
Da nun alle Teile des Puzzles zusammenpassten, lächelte sie. »Jetzt ist überall bekannt, wo und von wem das Amulett gefunden wurde und wem es gehört. Schachmatt, VanDyke.«
»Magst du ein Bier, Rotschopf?«
»Ja.« Sie drückte Matthews Schulter. »Gern.«
»Nimm den Rest von meinem. Ich glaube nicht, dass die Kellnerin sich noch einmal herwagt. Ich denke, damit ist der geschäftliche Teil geregelt, VanDyke. Wenn Ihnen sonst noch etwas einfällt, rufen Sie an – bei unserem Anwalt. Wie heißt er doch gleich, Tate?«
»Winston, Terrance und Blythe in Washington, D.C. Vielleicht ist Ihnen der Name ein Begriff. Soweit ich weiß, gehört die Kanzlei zu den besten an der Ostküste. Oh, und der amerikanische Konsul war ganz begeistert, als ich vor ein
paar Stunden mit ihm sprach. Er würde die Fundstätte gern selbst besichtigen.«
Gott, dachte Matthew, sie ist wirklich eine tolle Frau. »Dann werden wir ihm seinen Wunsch wohl erfüllen müssen. Wenn Sie uns jetzt entschuldigen würden, VanDyke, wir haben noch viel zu bereden.«
VanDyke betrachtete die Gesichter, die ihn umgaben. Er sah Triumph, Verwirrung, Herausforderung. Allein konnte er gegen keinen von ihnen etwas ausrichten. Mit dem bitteren Geschmack des Versagens in der Kehle drehte er sich steif um und ging.
Er hatte immer noch alles unter Kontrolle.
»Küss mich«, verlangte Tate und zog Matthew ungeduldig an sich. »Und zwar richtig.«
»Äh …« Hayden spielte mit seinem Glas. »Würde mir bitte jemand erklären, was hier eigentlich gespielt wird?«
»Sieht so aus, als ob wir in den letzten Akt hineingeplatzt wären«, stimmte Lorraine zu. »War das Silas VanDyke, der Unternehmer, Wohltäter und Freund aller Meereswissenschaftler?«
»Das war Silas VanDyke.« Tate drückte Matthew fest an sich. »Der Verlierer. Ich bin verrückt nach dir, Lassiter. Lass uns die Kellnerin rufen und die Frischvermählten dann auf den neuesten Stand bringen.«
Zehntes Kapitel
A n der Geschichte fehlt wirklich nichts«, stellte Lorraine fest.
An Deck
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