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Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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»Den ganzen Tag und die halbe Nacht lang.«
    Tate biss die Zähne zusammen. Den Krach, von dem
Yvette gesprochen hatte, verursachte der Kompressor, mit dem der Sauger betrieben wurde. »Wir haben unseren Anspruch auf die Santa Marguerite rechtmäßig angemeldet, und ihr habt kein Recht, hier zu arbeiten.«
    »Marguerite? C’est qui, cette Marguerite?« Eine wohlriechende Rauchwolke erhob sich in die Luft. »Ich bin die einzige Frau hier an Bord.« Sie zog eine Augenbraue in die Höhe und musterte Tate von Kopf bis Fuß. »Die einzige«, wiederholte sie, ließ den Blick an ihr vorbeischweifen. Plötzlich strahlten ihre Augen warm. »Mon cher, wir haben Besuch.«
    »Das sehe ich.«
    Tate drehte sich um und entdeckte einen schlanken Mann in frisch gebügelten, beigefarbenen Hosen und passendem Hemd. Um den Hals trug er eine Krawatte mit gedämpften Pastellstreifen und auf seinem zinnfarbenen Haar einen Panamahut. Gold funkelte an Handgelenk und Hals auf seiner gebräunten Haut. Sein Gesicht war so glatt wie das eines Jungen und strahlte vor Gesundheit und guter Laune. Mit seiner langen, schmalen Nase, den elegant gebogenen, silbernen Augenbrauen und dem schmalen, geschwungenen Mund wirkte er ausgesprochen attraktiv. Seine hellen, klaren Augen leuchteten interessiert.
    Auf den ersten Blick erkannte Tate Geld und Manieren. Er lächelte und bot ihr so charmant seine Hand an, dass sie beinahe zugegriffen hätte. Doch gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, warum sie gekommen war.
    »Ist das hier Ihr Boot?«
    »In der Tat. Willkommen auf der Triumphant . Es kommt nicht oft vor, dass uns Wassernymphen beehren. André«, rief er mit seiner kultiviert und leicht europäisch klingenden Stimme. »Bring der Dame ein Handtuch. Sie ist ein wenig nass.«
    »Ich will kein verdammtes Handtuch. Ich will, dass Sie Ihre Taucher hochbeordern. Das ist mein Wrack.«
    »Tatsächlich? Wirklich sonderbar. Warum setzen Sie sich nicht, Miss …«
    »Nein, ich setze mich nicht, Sie Pirat.«
    Er blinzelte, lächelte aber weiter. »Offenbar verwechseln Sie mich. Ich bin mir sicher, dass wir dieses kleine Missverständnis auf zivilisierte Art und Weise klären können. Ah.« Er nahm dem livrierten Steward das Handtuch ab. »Champagner, André. Drei Gläser.«
    »Wenn Sie nicht sofort den Kompressor abschalten«, warnte Tate ihn, »wird es gleich noch zivilisierter.«
    »Sie haben Recht, der Lärm erschwert eine gepflegte Unterhaltung.« Er nickte dem Steward zu, dann setzte er sich hin. »Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
    Je länger er mit seiner ruhigen, wohlmodulierten Stimme sprach und charmant lächelte, desto mehr kam Tate sich wie eine ungelenke Idiotin vor. Um zumindest den Anschein von Würde zu wahren, setzte sie sich steif auf einen Liegestuhl. Sie beschloss, sich so kühl, vernünftig und kultiviert zu verhalten wie er.
    »Sie haben gewisse Gegenstände von meinem Boot entwendet«, setzte Tate an.
    Er zog eine Braue hoch und musterte die Sea Devil . »Das armselige Ding gehört Ihnen?«
    »Es gehört meinen Partnern«, murmelte Tate. Neben der Triumphant wirkte die Sea Devil tatsächlich ziemlich abgetakelt. »Sowohl von der Sea Devil als auch von der Adventure sind eine Reihe von Gegenständen verschwunden. Und –«
    »Mein liebes Mädchen.« Er faltete die Hände und lächelte unverbindlich. Ein eckig geschliffener Diamant von der Größe eines Scrabble-Steins funkelte an seinem kleinen Finger. »Sehe ich so aus, als ob ich es notwendig hätte, zu stehlen?«
    Tate schwieg, während der Steward mit lautem Knall den Champagner öffnete. Als sie dann sprach, klang ihre Stimme honigsüß. »Nicht jeder stiehlt, weil er es nötig hat. Manche Menschen genießen es einfach.«
    Nun weiteten sich seine Augen vor Freude. »Clever und obendrein attraktiv! Beeindruckende Attribute bei einer so jungen Dame.«
    Yvette murmelte unfreundliche Worte auf Französisch, aber er lachte nur und tätschelte ihre Hand. »Ma belle, zieh dir etwas über. Du bringst unseren Gast in Verlegenheit.«
    Während Yvette schmollte und ihre beeindruckenden Brüste mit einem blauen Stoffstreifen bedeckte, bot der Mann Tate ein Glas Champagner an. Sie hielt den schlanken Stiel bereits in ihrer Hand, als ihr auffiel, dass sie überrumpelt worden war.
    »Hören Sie –«
    »Mit dem größten Vergnügen.« Er seufzte erleichtert auf, weil der Kompressor verstummte. »Ah, das ist doch gleich viel besser. Sie sagten gerade, dass Sie etwas vermissen?«
    »Wie Ihnen wohl

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