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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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Mylady.«
    Sie hätte vor Enttäuschung am liebsten geschrien. Nun, aber zumindest wusste sie, dass ihre Fahrt zu den Gefängnisschiffen nicht vergebens gewesen war. »Wie heißt der Mann, der Langley seine Anweisungen gibt?«
    »Es tut mir leid, Mylady. Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Er hatte keine Ahnung von dem, was sie wissen wollte. Ein Seufzer entrang sich ihr. Vielleicht wussten Kammerdiener doch nicht alles.
    Aber vielleicht wusste er nicht, dass er es wusste. Sie biss sich auf die Lippen. »Sie wissen, wer Langley ist?«
    »Ja, Mylady.«
    »Nun, wer ist er? Und sagen Sie mir jetzt nicht, dass er ein Frauenheld ist.«
    »Er arbeitet für die Regierung, Mylady. Ohne Sold natürlich.«
    Interessant. Natürlich würde ein Mann wie John keinen Sold akzeptieren. »Wissen Sie, was er in Portsmouth getan hat?«
    »Nein, Mylady.«
    Beatrix durchmaß das kleine Schlafzimmer. »Aber Sie wissen, dass er ausgepeitscht worden ist.«
    »Ja. Ich habe mich nach seiner Rückkehr um ihn gekümmert. Seine Lordschaft benötigt oft medizinische Hilfe.«
    »Verdammt, Mann! Sie haben keine Ahnung, wer ihm seine Anweisungen gibt?«
    »Ich weiß es, Mylady. Jemand der in der Albemarle Street sechzehn wohnt. All seine Instruktionen kommen von dieser Adresse.« Er sagte es ganz sachlich. Beatrix holte tief Luft und stieß sie mit einem unterdrückten Lachen wieder aus. Natürlich! Sie hatte nach dem Namen gefragt, und er kannte den Namen nicht. Zu denken, dass sie fast verzweifelt wäre! Jetzt musste der Schaden repariert werden, den John unter Ashartis Einfluss verursachen würde, wenn es nicht schon zu spät war. Und sie musste herauszufinden, wohin genau er gereist war, ehe sie nach Dover eilte.
    Sie stand auf. »Sie werden sich nicht an meine Anwesenheit erinnern«, wisperte sie dem alten Kammerdiener zu. Sie würde Symington auftragen, ihn so großzügig zu bezahlen, dass er sich mit Stil zur Ruhe setzen konnte, wenn es nötig werden würde. Es war sinnlos, dass er hier saß und ewig auf einen Herrn wartete, der vielleicht nicht mehr zurückkam. Sie blinzelte einige Male, als sie daran dachte. Sie musste die Verzweiflung zurückdrängen, bis sie Gewissheit hatte.
    Sie hatte viel zu tun. Und sie durfte das Parlamentärsschiff nicht verpassen, das mit der Morgenflut auslaufen würde.
    John erwachte wie immer in Finsternis. Die Schmerzen von den Schnittwunden an seinem Körper pochten wie von weither. Er lag auf den warmen, schwitzenden Steinen. Ein kleiner Schmerzenslaut entfuhr ihm, als er sich zum Sitzen hochstemmte. Ein heftiger Schwindel erfasste ihn – fast hätte er wieder das Bewusstsein verloren. Er rutschte mit klirrenden Ketten hinüber zur Wand.
    Er würde bald sterben. Er musste sterben. Er würde es nicht länger durchhalten, dass sie seine Venen öffnete und sein Blut trank. Oder er würde an Kummer oder Scham sterben. Er hatte ein Dutzend Menschen verraten. Sie hatte ihn unzählige Male gegen seinen Willen zu ihrem Vergnügen benutzt. Jedes Mal hatte er gegen sie angekämpft. Jedes Mal hatte er verloren. Er hatte sie gewaschen, sie geleckt, war in sie eingedrungen, hatte sie angefleht. Und sie war in ihn eingedrungen. Er … er wollte nicht daran denken. Es musste bald aufhören.
    Oder vielleicht würde es immer so weitergehen. Vielleicht konnte ihr Wille ihn dazu bringen, nicht zu sterben. Sie würde seinen Tod immer wieder hinauszögern, indem sie sein Blut so sparsam trank, dass er auf ewig in diesem halbdunklen Leben aus Scham und Elend dahinvegetieren würde. Oder zumindest so lange, bis er keine Namen mehr zu verraten hatte. Wie viele Namen waren noch übrig? Er stützte den Kopf in die Hände und versuchte, seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen.
    Wie lange befand er sich schon in diesem fast bewusstlosen Zustand, der in diesen Tagen als Schlaf hingehen mochte? Wie lange würde es dauern, bevor sie wieder zu ihm kam? Wenn die Tür geöffnet wurde und das schmerzende Licht hereinströmte, brachten sie ihm Essen, das er zu sich nehmen musste, oder sie tauschten den Nachttopf aus, der gerade noch in Reichweite der Ketten stand. Wenn die Tür sich aber nicht öffnete, dann war sie es …
    Er atmete tiefer und schloss die Augen.
    Vor seinem inneren Auge sah er einen Kerzenleuchter; sein Lichtschein erhellte sanft einen Salon. Beatrix war dort. Ihr kastanienrotes Haar glänzte im Lichtschein. Licht brach sich im Champagner in ihrem Glas, während ihr Lachen über ihn hinwegperlte. Beatrix. Klug, stark,

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