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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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aufhalten?
    Dies war es, was geschah, wenn Vampire erschaffen wurden! Beatrix’ Wut brach sich in einem Knurren Bahn. Sie ließ sich in einen der Sessel fallen. Vermutlich hatte Asharti den einzigen Menschen getötet, der zwischen Beatrix und dem Kloster Mirso gestanden hatte.
    John hatte inzwischen sicher alles und jeden verraten, den er liebte. Asharti musste diese Menschen getötet haben. Sie hatte Beatrix nicht nur John genommen, sondern vielleicht auch dafür gesorgt, dass England an Napoleon fiel. John musste am Boden zerstört sein. Selbst wenn sie ihm den Schmerz über seinen Verrat nicht ersparen konnte, so konnte sie doch versuchen zu verhindern, dass Asharti gewann. Beatrix stand auf, sie schwankte leicht. Sie mochte vielleicht nicht stärker als Asharti sein, aber sie konnte jene warnen, die in Gefahr schwebten. Irgendjemand hatte John auf das Gefängnisschiff geschickt. Es war möglich, dass diese Person sich selbst und die anderen englischen Agenten schützen konnte. Und noch ein Gedanke kam ihr. Johns Vorgesetzter wusste vielleicht auch, wohin er sich begeben hatte, um Asharti aufzuspüren. Das würde ihre Suche beschleunigen. Aber wie diesen geheimnisvollen Mann finden? Sie wusste nichts über Johns Kontakte.
    Aber sie kannte jemanden, der es wissen konnte.
    Sie klingelte nach dem Diener und bestellte die Kutsche. Noch war Zeit. Sie musste erst in einigen Stunden nach Dover aufbrechen.
    Eine Frau konnte nicht einfach vor aller Augen ein Haus wie Albany House betreten, in dem ausschließlich Junggesellen ihre Wohnungen hatten. Aber sie verfügte über andere Mittel, hineinzugelangen. Sie dachte genau darüber nach, wie weit es vom Berkeley Square entfernt lag, wo genau in den dunklen Winkeln seines Hofes sie sich wieder materialisieren wollte. Jedenfalls nicht im Lichtschein der Laternen vom Piccadilly …
    Dann rief sie ihren Gefährten.
    Binnen weniger Momente befand sie sich in den Schatten, die der Albany Court auf die Straße warf, und schaute hinauf in die erleuchteten Fenster von Nummer sechs. Die Nacht war erfreulicherweise mild. Der Mai wich langsam dem Juni und verhieß schon den Sommer. Dort! Ein Schatten glitt an den Fenstern vorbei. Ja … Sie ließ die Schwärze erneut aufwirbeln, verschwand und erschien wieder im verdunkelten Foyer von Nummer sechs.
    Die Zimmer rochen leicht nach Zigarillos, Möbelpolitur und Rasierseife. Unter diesen Gerüchen war auch der Geruch von John Staunton, Earl of Langley, und noch jemand anderem. Es war derjenige, zu dem sie wollte. Sie hörte ihn in dem kleinen Zimmer im rückwärtigen Teil der Wohnung umhergehen. Beatrix hielt die Kraft ihres Gefährten bereit, als sie sich leise dorthin begab.
    Niemand in der Londoner Gesellschaft verstand, warum ein Kammerdiener mit so hohen moralischen Ansprüchen wie Withering seit Jahren einem notorischen Schürzenjäger diente. Beatrix verstand es. John Stauntons moralische Ansprüche waren auf seine Art ebenso hoch wie die seines Kammerdieners. Withering war ein alter Mann, aber keinesfalls klapprig und hinfällig. Er saß in einem Ohrensessel und las Zeitung im Schein einer Lampe, die auf dem nahen Schreibtisch stand. Er trug eine Brokatjacke und an den Füßen leichte Hausschuhe. Die weiteren Möbelstücke in dem winzigen Zimmer waren ein schmales Bett, ein überbordendes Bücherregal und ein recht ansprechender Kleiderschrank. Withering hatte das Aussehen eines gut situierten Junkers oder, anders gesagt, das des perfekten Kammerdieners. Als sie eintrat, schaute er auf, während sich seine Überraschung in Missbilligung verwandelte.
    Sie ließ das Rot in ihren Augen aufglühen und sah den missbilligenden Blick verschwinden.
    »Wie heißen Sie?«, fragte sie sanft und setzte sich auf die Bettkante.
    »Withering.« Er sprach mit modulierter Stimme. Er hatte vermutlich sein ganzes Leben lang geübt, der perfekte Kammerdiener für einen Earl zu sein. Nach Beatrix’ Erfahrung wussten Kammerdiener und Zofen praktisch immer alles, selbst wenn man versuchte, seine Geheimnisse vor ihnen zu hüten. Sie hoffte, dass es in diesem Fall zutraf. Eigentlich hätte sie gleich hier in Albany House mit ihrer Suche beginnen müssen, statt nach Petersfield zu jagen. Sie war in Panik gewesen. Vielleicht wusste Withering ganz genau, wo sein Herr sich aufhielt.
    »Ich habe einige Fragen, Withering. Wo ist Ihr Herr?«
    »Ich weiß es nicht, Mylady.«
    Er wusste, wer sie war. »Ist er nach Frankreich gereist?«
    »Ich weiß es nicht,

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