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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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verletzlich auf eine Weise, von der sie nicht wollte, dass andere darum wussten. Sie hatte ihn nicht gewollt. Er wusste das. Aber an sie zu denken, hatte ihn auf dem Gefängnisschiff gerettet, und jetzt wurde sie zum Gegenmittel zu Asharti. Asharti war das Dunkel, das Böse. Er verdrängte Asharti aus seinem Denken und dachte an das Licht in Beatrix’ Augen, als sie über Turner oder über Blakes zweite Unschuld gesprochen hatte.
    Sie hatten unrecht damit, an Blake zu glauben. Zweite Unschuld! Gefährliches Geschwafel, weiter nichts. Es gab einige Dinge, die so entsetzlich waren, dass man sich nie mehr davon erholte. Niemand konnte noch an das Gute glauben, wenn er erfahren hatte, wie Asharti war.
    Er lenkte seine Gedanken schnell zurück zu Beatrix und dem gesegneten Lichtschein, dann schüttelte er den Kopf, als die Verzweiflung ihn wieder zu übermannen drohte. Beatrix war nicht das Gute. Sie war eine Kurtisane – eine intelligente, wunderschöne Kurtisane, die irgendwie verletzt worden war, aber nichtsdestotrotz eine Kurtisane. Eine Kurtisane, die ihn nicht wollte.
    Schritte waren vor der Tür zu hören. Zwei Personen. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss. John richtete sich auf. Er würde nicht zulassen, dass sie ihn zusammengekauert sitzen sahen, voller Furcht. Die Tür öffnete sich quietschend. Er hob eine gefesselte Hand gegen das Licht. Quintoc hielt eine Fackel hoch und entzündete damit die einzige Fackel in der Zelle.
    Sie trat ein, ihr Kleid umfloss sie. John spürte seinen Atem flacher werden. Sie war nicht in einen ihrer transparenten Chiffonschals gehüllt, sondern trug einen Reiseumhang über einem reichen, spitzenverzierten Stoff. Sie beugte sich über ihn und legte Daumen und Zeigefinger an seine Kehle, um seinen Puls zu fühlen.
    »Er wird durchhalten, bis ich zurückkomme. Ich werde nur ein paar Tage fort sein.«
    »Ich könnte noch Namen aus ihm herausholen, während Ihr nicht da seid, Mistress.« Auf Quintocs täuschend unschuldigem Gesicht lag ein Ausdruck gieriger Erwartung.
    »Das ist nicht nötig.« Ihre Stimme klang jetzt schärfer. »Du darfst ihn dir nur zwei Mal nehmen, Quintoc, bis ich am Sonnabend zurückkomme. Kein Blut.«
    »Kein Blut?«, rief Quintoc.
    »Deck deinen Bedarf in den Armenhäusern oder in den Gefängnissen.« Sie strich John das Haar aus der Stirn. Er war inzwischen darüber hinaus, bei ihrer Berührung zu zittern; in seinem Kopf drehte sich alles darum, was ihre Anweisungen an Quintoc bedeuten könnten. »Er ist so süß. Er hasst es so sehr. Und doch ist er so meisterhaft im Geben. Ich hatte seit Jahrhunderten niemanden mehr, den ich so genossen habe.« Sie wandte den Kopf und sah Quintoc ruhig an. »Wenn du Blut von ihm trinkst, werde ich es merken.«
    Quintoc erwiderte ihren Blick nur für einen kurzen Moment, ehe er die Augen niederschlug. »Ja, Mistress.«
    »Du bist jung, Quintoc, und sein Wille ist stark. Er könnte sich als schwierig herausstellen. Es wird eine ausgezeichnete Übung für dich sein. Vielleicht«, fuhr sie fast unbekümmert fort, »werde ich dir erlauben, mir zu zeigen, wie du ihn dazu gebracht hast zu kooperieren, wenn ich zurück bin. Das könnte … stimulierend sein.«
    Sie wandte sich wieder an John, mit einer Stimme, die wie ein Schnurren klang: »Und du komm zu Kräften. Ich muss nach Paris, um gewisse Dinge durch Fanueille ins Werk zu setzen. Aber ich werde dich wollen, wenn ich zurückkomme.« Sie machte auf dem Absatz ihrer eleganten Ziegenlederschuhe kehrt und ging zur Tür. »Barlow ist für deine Sache verloren. Und die anderen werden sterben, wenn sie nicht schon tot sind. Du hast mich in jeder Beziehung höchst zufriedengestellt.«
    John sank innerlich vor Entsetzen zusammen. Er hatte sein Land verraten, seinen Freund, sich selbst.
    Quintoc grinste ihn höhnisch an, als er sagte: »Mistress, soll ich die Kutsche rufen?«
    Die Tür wurde zugeschlagen. Das Schloss rastete ein. Die Stimmen und die Schritte wurden leiser und verklangen.
    John hätte erleichtert sein sollen, dass Asharti ihn für einige Tage in Ruhe lassen würde. Aber Erleichterung lag ihm fern. Er hatte fast noch mehr Angst vor Quintoc.
    Beatrix stand vor dem Haus Nummer sechzehn in der Albemarle Street, vor das sie sich transloziert hatte. Sie hatte sofort bemerkt, dass etwas in der stillen, engen Straße nicht stimmte.
    Vibrationen erfüllten sie. Sie schloss die Augen. In diesem Haus hielt sich ein Vampir auf. Die Vibrationen brachten nur ein Murmeln hervor.

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