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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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verzweifelt er die Information haben wollte. Sterbende Menschen waren scharfsinnig. Sie hatten keine Illusionen mehr. Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, öffnete er die Augen. Dupré legte seine kalte, schweißnasse Hand um Johns Nacken und zog ihn zu sich herunter. John wandte den Kopf und legte das Ohr an die sich kaum noch bewegenden Lippen des Sterbenden.
    »Was du weißt … sag es … Asharti.« Dupré rang nach Luft.
    John richtete sich auf. Was für ein Name war das? Dupré wisperte wieder etwas. John beugte sich erneut zu ihm.
    »Die Comtesse de Fanueille … sie werden sagen … es ist Fanueille.« Seine Stimme war nur noch ein Hauch. John konnte nicht einmal mehr sicher sein, dass er alles verstand. »Aber er ist … ihre Schachfigur. Vertrau ihm nicht an … was du weißt. Asharti wird … verstehen und handeln.«
    Eine Frau war die Spinne in der Mitte des Netzes? »Wo finde ich diese Asharti?«
    »Paris oder … Chantilly.« Mit letzter Kraft umklammerte er Johns Arm. »Sei vorsichtig. Dort ist das Böse. Ich habe Dinge gesehen …« Seine Augen brachen. »Fürchte sie«, wisperte er.
    Die Lippen hörten auf, sich zu bewegen. Das keuchende Atmen brach ab. John richtete sich auf. Ein kleines Lächeln umspielte Duprés Lippen, die vom Luftmangel fast blau waren. Als er in die hellen, fieberglänzenden Augen schaute, sah er, wie sie sich trübten. Die Gefängnisschiffe hatten einen weiteren Gefangenen gefordert.
    John holte tief Luft; er fühlte sich schmutzig. Dupré war in dem Glauben gestorben, er habe eine letzte Tat für sein Land vollbracht und ihm einen Dienst erwiesen. John konnte nicht anders, als sich Erleichterung darüber einzugestehen, dass er den Mann nicht hatte töten oder ihn Barlows »sanften« Händen überlassen müssen. Aber er wusste, dass er es getan hätte, wenn es nötig geworden wäre. Er war ein Mann dieses seines Landes. Er wusste seit Jahren, dass seine Arbeit oft alles andere als nobel war, und hatte dennoch weitergemacht. Jetzt musste er fliehen, und die Information, die er Dupré abgerungen hatte, gegen die Franzosen benutzen. Er fühlte keinen Triumph.
    Er schloss die Lider des Toten über den jetzt starren Pupillen. »Geh mit Gott«, murmelte er und erhob sich. Als er sich umwandte, sah er, dass Reynard hinter ihm stand. Wie viel hatte der Mann gehört? Durch die Dunkelheit schaute er in sein schroffes Gesicht und erwartete Falschheit, Habgier oder irgendeinen Hinweis auf seine Absichten.
    Doch er sah nur Kummer.
    »Arme Sau – was für eine jämmerliche Flucht. Aber zumindest hat er es hinter sich.« Reynard seufzte tief.
    John hoffte, er selbst würde einen anderen Weg vom Schiff herunter finden. Er hatte getan, was nötig gewesen war. Dupré war tot. Und er hatte einen Namen. Asharti.

Kapitel 10
    S ymington, sind Sie endlich zurück?«, murmelte Beatrix und öffnete die Augen. Der alte Mann beugte sich über sie. Und er hatte einen fremden jungen Mann bei sich, der hinter ihm stand.
    »Sie haben nicht gut auf sich achtgegeben, Mylady«, tadelte Symington.
    Beatrix schüttelte den Kopf und strich sich das Haar aus den Augen. »Schon gut.«
    Symington griff nach der halb leeren Flasche Laudanum auf ihrem Nachttisch und steckte sie in seine Tasche. »Nun, Sie müssen jetzt zuhören«, sagte er bestimmt, und sein Ton klang erstaunlich wenig nach dem eines Dienstboten. »Der junge Mann hier bewirbt sich um den Posten als neuer Diener, und Sie müssen sich mit ihm unterhalten. Ungestört.« Er schob den jungen Mann mit dem frischen Gesicht vor sich.
    »Es tut mir leid, dass ich so unförmlich vor Sie trete, Mylady, aber Symington sagte, Sie würden es nicht mögen, wenn ich ein Krawattentuch trage.«
    Beatrix blinzelte. Er trug keine Halsbinde. Unter seinem offenen Hemdkragen konnte sie das Blut in seiner Kehle pochen sehen. »Ich brauche mein Laudanum, Symington«, drohte sie.
    »Später vielleicht«, entgegnete der alte Diener ruhig. »Aber jetzt ist es Zeit, Ihre Pflicht zu tun.« Er wandte sich zur Tür und ließ den nervösen Bewerber zurück, der unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. »Und seien Sie vorsichtig, ja?«
    Beatrix seufzte. Der alte Mann war zu streitsüchtig. Sie sah den Jungen an, denn mehr als ein Junge war er nicht. Der Nebel, der sich über ihr Bewusstsein gelegt hatte, lüftete sich. Vermutlich hatte die Wirkung des Laudanums nachgelassen. Sie fühlte, wie ihr Gefährte sich hungrig in ihren Adern rührte. Beatrix seufzte. Symington

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