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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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den ich aber für mich behalten muss.«
    Garneray zuckte die Schultern. »Fünfpfundnoten können Sie jetzt schon haben. Die Einpfundnoten dauern noch.«
    »Dann einhundert Pfund.«
    Garneray stand auf und nahm eine große dunkelblaue Glasflasche, auf der »Leinsamenöl« stand, von seinem kleinen Regal. Er zog den großen Korken mit dem Mund heraus, schüttelte eine Rolle Fünfpfundnoten aus der Flasche, zählte zwanzig Scheine ab, gab sie John und verschloss die Flasche wieder.
    John steckte die Pfundnoten in seine Tasche.
    »Wie lange noch, bis Sie es versuchen werden?«, fragte Garneray.
    »Wie oft werden Vorräte an Bord gebracht?«
    »Zweimal pro Woche.«
    »Dann in einer Woche«, sagte John und schlüpfte durch den Vorhang. Er hoffte, den Wachen bis dahin aus dem Weg gehen zu können. Und er betete darum, dass Dupré noch so lange leben würde.
    Alles war vorbereitet. Reynard war der Verbindungsmann zwischen den Gefangenen und jenen an Land, die ihre Waren kauften. Unter dem Vorwand, eine Nachricht an Garnerays Kunsthändler zu schicken, organisierte er alles unter den Augen der Wachleute. Es war riskant. Aber John fiel keine andere Möglichkeit ein, wie es sich vermeiden ließ, zur Küste zu schwimmen. Es würde in vier Tagen so weit sein. John glaubte, dass Dupré bis dahin durchhalten würde.
    Die Luken wurden nachts geschlossen, wenn die Gefangenen unter Deck eingesperrt waren. Dupré war an Deck gerufen worden, um ihr jämmerliches Abendessen zu holen. Reynard las beim Schein einer Talgkerze. John saß da, mischte Karten und fragte sich, warum man Dupré zum Essenholen ausgewählt hatte. Die Wachen wussten, dass er krank war. Eine schreckliche Ahnung beschlich John. Er und Reynard hoben beide den Kopf, als Dupré den Niedergang heruntergetaumelt kam. Er stürzte und verschüttete einen Teil der Mahlzeit über die Gefangenen.
    John und Reynard sprangen gleichzeitig auf. John bahnte sich zwischen den Mitgefangenen hindurch seinen Weg zu Dupré. Er lag mit dem Gesicht nach unten und rührte sich nicht. John drehte ihn auf den Rücken. Die Augen des Mannes traten vor Überraschung hervor. Auf seiner Brust breitete sich ein dunkler Fleck aus. Dupré hob den Kopf und starrte auf die Wunde, dann sackte er zurück. Verstehen mischte sich in seinen Blick.
    »Wer hat das getan?«, fragte John, während er das Hemd des Mannes öffnete.
    Dupré kicherte fast und schüttelte den Kopf. »Ein Schatten.«
    »Hat einer von euch was gesehen?«, fragte John die anderen, die sie umstanden.
    Ein vielstimmig gemurmeltes Nein. Die Wunde war schlimm. Hinter ihm sagte Garneray: »Kein Arzt bis morgen früh. Ich werde hinaufgehen und den Wachen sagen, dass wir einen brauchen.«
    »Reynard, hilf mir, ihn an seinen Platz zu bringen«, befahl John. Verdammt, seine Mission war dabei zu scheitern.
    Sie taten, was sie konnten. Sie säuberten die Wunde mit Rum und verbanden sie. John vermutete, dass ein Lungenflügel getroffen war. Sie machten es Dupré so bequem wie möglich. John erklärte sich freiwillig bereit, bei ihm zu wachen. Jetzt, in den Stunden nach Mitternacht, sank Johns Mut. Dupré würde ebenso wenig fliehen, wie er fliegen konnte. Er würde nicht einmal so lange durchhalten, bis am Morgen der Arzt kam. Eine Kerze blakte neben Duprés Strohmatte. Die anderen Gefangenen waren von dem Sterbenden abgerückt.
    Dupré sah John aus Augen an, die unnatürlich glänzten. Sein Gesicht war grau und feucht von Schweiß. Er schien ständig die Besinnung zu verlieren und immer wieder zu sich zu kommen. Erst vor wenigen Augenblicken hatte er von Fledermäusen und Blut und Unsterblichkeit fantasiert. Nur allzu verständlich bei jemandem, der bald seinem Schöpfer gegenübertreten würde. Jetzt schien er ganz bei sich zu sein, obwohl er von all dem Blut in seiner Lunge röchelte. Er machte John ein Zeichen.
    »Nur noch ein paar Stunden«, sagte John leise zu ihm und beugte sich dicht über ihn. »Der Arzt …«
    »Zu spät«, keuchte Dupré. Blut rann aus seinem Mundwinkel.
    »Es ist noch nicht zu spät«, widersprach John ohne große Überzeugung. Er machte ihm etwas vor. Entweder gab Dupré jetzt endlich das Geheimnis preis, für das John sich in diese Hölle begeben hatte, oder alles war umsonst gewesen.
    Dupré bewegte ungeduldig den Kopf. »Hör auf, Mann! Du weißt es doch in deinem Herzen.«
    John senkte den Kopf. »Ich weiß es.«
    »Du musst die Last allein tragen.«
    John schloss die Augen, damit Dupré ihm nicht ansah, wie

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