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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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wusste, dass sie immer vorsichtig mit ihnen war. Sie hatte seit sechshundert Jahren bei keinem von ihnen mehr als vielleicht eine vorübergehende Unpässlichkeit verursacht. War es nicht das, was Stephan sie gelehrt hatte?
    »Kommen Sie her, junger Mann. Setzen Sie sich zu mir und sagen Sie mir Ihren Namen.«
    Heute war der Tag. Reynard und Garneray standen bereit, um zu helfen. Vielleicht wusste das ganze Schiff Bescheid, Lieutenant Rose und seine Schläger eingeschlossen. Reynard hatte nichts darüber verlauten lassen, ob er Duprés letzte Worte aufgeschnappt hatte. Und John hatte nicht danach gefragt. Das Boot, das die Vorräte brachte, machte jetzt längsseits fest. Die zwei Bootsführer hatten zwanzig gefälschte Pfundnoten in ihren Taschen. Der Mann, der den Kai beaufsichtigte, an dem die Ladung gelöscht wurde, hatte zwanzig Pfund von Garnerays Kunsthändler bekommen. Er hatte sich sehr wohlwollend gezeigt, solange nicht Garneray derjenige war, der floh. Der Kunsthändler selbst hatte dreißig Pfund bekommen. Garneray hatte für John weitere zwanzig Pfund in Einpfundnoten angefertigt, weil er nackt an Land ankommen und Geld brauchen würde, um sich alles Notwendige zu beschaffen.
    Wenn er Glück hatte. John hatte sich freiwillig gemeldet, die Rationen seiner Mitgefangenen aus dem Kochhaus an Deck zu holen. Reynard und Garneray begleiteten ihn. Die Bootsführer begannen, mit dem Wachmann zu diskutieren, der die gelieferten Vorräte überprüfte. John wollte gerade das Kochhaus betreten, als hinter ihm die verhasste Stimme ertönte.
    »Du da! Störenfried! Komm her!«
    John drehte sich der Magen um. Er war so nah am Ziel! Langsam wandte er sich seinem Peiniger zu. Die anderen Gefangenen gingen weiter Richtung Kochhaus, schauten sich aber zu ihm um.
    Walden war kleiner als er. Als er sich nun vor John aufbaute, musste er hochsehen. Sein zerknittertes Gesicht verzog sich missmutig. »Du hast dich schon wieder danebenbenommen, richtig, Störenfried?«, fragte er. Sein Atem stank nach Rum. »Ich wette, wir müssen dich wieder auspeitschen.«
    Johns Miene blieb gleichmütig. Hier stand er, und es war genau das geschehen, was er zu vermeiden versucht hatte. Er würde nicht noch einmal eine Züchtigung und das Loch überleben. Die Mission würde scheitern.
    »Was würdest du tun, um die Peitsche zu vermeiden, Franzmann, eh? Sagst du ›Bitte schlagen Sie mich nicht, Sir‹? Würdest du das sagen? Komm schon, sag es.«
    John biss die Zähne zusammen. Unterwürfigkeit konnte den Mistkerl noch wütender machen. Widerstand war genau das, was er provozieren wollte. John holte Luft. »Bitte schlagen Sie mich nicht.«
    »Sir.« Der Wachmann hob seinen Knüppel. Die Gefangenen um ihn herum begannen zu murren.
    »Sir.« John spie das Wort aus.
    »Gut.« Der Schläger grinste. »Gut. Und jetzt denke ich, dass du eigentlich gar keine Kleider brauchst. Ausziehen.«
    John war froh, dass diesmal Reynard sein Geld verwahrte. Die Gefangenen waren dort stehen geblieben, wo sie gerade waren. John zog den Baumwollanzug aus. Als Nächstes würde der Befehl kommen, zum Ankerspill zu gehen. Es war vorbei. Der Wachmann ging um ihn herum. John bekam einen Knüppelhieb in die Kniekehlen. Er fiel auf alle viere und kämpfte sich wieder auf die Knie hoch. Die Gefangenen drängten heran. Der Wachmann schaute hoch, ebenso überrascht wie John. Er hob seinen Stock. »Zurück mit euch!« Aber er war nur einer. John sah zwei weitere Wachen die Treppe des Achterdecks herunterkommen; sie stolperten vor lauter Eile. Rose trat ans Geländer der Brücke.
    »Was geht da vor?«, rief er. »Bringt die Männer nach unten!«
    Hände zogen John auf die Füße. Er stand inmitten der Gefangenen. Der verhasste Wächter befand sich außerhalb des Kreises. Hände stießen John weiter, dorthin, wo man ihn nicht sehen konnte, und schoben ihn zusammen mit Reynard und Garneray durch die Tür des Kochhauses.
    »Beeilung, Mann«, flüsterte Reynard. John stieg in ein leeres Fass. Reynard drückte ihm die kleine Börse mit den gefälschten Banknoten in die Hände.
    »Das war das Mutigste, was ich je gesehen habe«, sagte Garneray leise.
    »Du machst wohl Witze. Ich hab mich gerade ausgezogen und um Gnade gewinselt«, murrte John.
    »Genau das war ja das Mutige«, raunte Reynard, während er Johns Kopf hinunterdrückte und seinen Hammer hob, um damit den Deckel festzuklopfen. »Ich hätte den Bastard geschlagen, und alles wäre vorbei gewesen.«
    »Ihr werdet von mir

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