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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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gekiesten Weg. Beatrix konnte im Nebel und in der Dunkelheit kaum eine Handbreit weit sehen. Die nasse Luft klatschte ihr Haar an den Kopf, durchnässte ihre Kleider. Tollkühn. Sie schaute hinüber und sah, dass Langley wie ein Verrückter grinste, und sie wurde sich bewusst, dass sie auch grinste. So zu galoppieren war wie rasender Sex, öffnete die Hüften und stieß sie nach vorn, um den Kontakt mit den machtvollen Bewegungen des Pferdes nicht zu verlieren. Sie fühlte sich so sicher in ihrem Körper wie nie zuvor.
    Um eine Wegbiegung ging es und mit donnernden Hufen über die Brücke über den Serpentine, sie und Langley preschten durch die Blumengärten, tief über die Hälse der Pferde gebeugt. Zuerst führte der eine, dann der andere. Die Tiere waren gleich schnell. Leben strömte durch Beatrix’ Adern. Sie war noch nie so eins mit ihrem Pferd gewesen oder dem Pferd neben ihr und dem Mann, der dieses Pferd ritt, und der Nacht an sich. Eine harte Wendung nach links bei Rotten Row, dann galoppierten sie den langen geraden Weg hinunter. Noch eine Wendung nach links bei Broad Walk. Wenn irgendjemand hier unterwegs wäre, würden sie ihn niedertrampeln wie Herbstlaub. Beatrix atmete heftig, als die östlichen Tore wieder aus dem Nebel auftauchten. Sie schnalzte Dorrie zu, die geradeaus drängte.
    Beatrix zügelte die Stute, atemlos und lachend. Langley ließ sein Pferd in langsamen Trab fallen und hielt sich hinter ihr. Er grinste und schüttelte den Kopf, seine Brust hob und senkte sich dabei. Sie tätschelten die dampfenden Pferdehälse.
    »Was für ein wunderbares Pferd«, sagte er atemlos. »Wenn Sie die Stute jemals verkaufen wollen …«
    »Ihr Junge ist auch wunderbar«, entgegnete sie, während sie Dorrie streichelte. Beide wussten, dass sie ihre Tiere niemals hergeben würden.
    Sie ritten schweigend durch das Tor, während sie dem Schnauben der Pferde lauschten. Beatrix fühlte sich innerlich … ruhig. Nicht betäubt, wie sie es in letzter Zeit oft gewesen war. Nicht vor Angst erstarrt vor ihren bedrohlichen Erinnerungen, sondern ruhig, fast zufrieden. Sie sah Langley an. »Ich hätte nicht erwartet, dass Sie die Courage zu einem Galopp haben.«
    »Ich weiß«, sagte er.
    »Aber Sie haben erwartet, dass ich Ihnen folge.«
    »Ja.«
    »Glauben Sie bloß nicht, dass Sie mich kennen«, warnte sie ihn.
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    Beatrix schwieg. Auch sie kannte ihn nicht. Das fühlte sich … interessant an, zur Abwechslung. Nach so langer Zeit auf dieser Welt war es schwer, auf etwas Unerwartetes zu stoßen.
    Entweder empfanden sie beide diese ruhige Zufriedenheit oder beide fürchteten sich, etwas zu sagen, aus Sorge, sich wieder zu streiten. Schweigend erreichten sie die Mount Street. Kutschen fuhren vorbei. Der Wachmann an der Ecke des Platzes diskutierte im Nebel unter dem hellen Schein einer Straßenlaterne mit einigen betrunkenen jungen Männern. Es zählte nicht. Nichts konnte den inneren Frieden antasten, den Beatrix empfand.
    Als sie zum Platz hinter der Nummer 46 kamen, sprang Langley vom Pferd und band die Zügel an den Ring des Eisenpfostens nahe der Stalltür. Beatrix war absolut in der Lage, allein abzusteigen, aber sie zögerte seltsamerweise.
    Langley wandte sich um, griff nach Dorries Zügeln und streckte Beatrix die Hände entgegen. Die burgunderfarbene Wolle ihres Reitkostüms schien einfach wegzuschmelzen, und es fühlte sich an, als würden diese starken Hände sich um ihre nackte Taille schließen. Sie spürte, dass sie errötete. Gott sei Dank war sein Sehvermögen im Dunkeln lange nicht so gut wie ihres. Sie legte die Hände auf seine Schultern. Die Schwellung seiner Muskeln unter seinem Rock, als er sie herunterhob, schickte ein Prickeln durch jenen Teil von ihr, der eben noch so intimen Kontakt mit ihrem Sattel gehabt hatte. Als er sie auf die Füße stellte, verdrehte sie sich den Knöchel und fiel gegen ihn.
    »Verflixt!«, murmelte sie, als sie an sich herunterschaute. Der Absatz ihres Stiefels war abgebrochen.
    »Da lässt sich leicht Abhilfe schaffen«, sagte er mit einer Stimme, die tief aus seiner Kehle kam. Er schob einen Arm unter ihre Knie, hob Beatrix hoch und trug sie in den Stall, wobei er die Pferde am Zügel mitführte. Sie war absolut in der Lage zu gehen, aber plötzlich wollte sie nur noch ihre Arme um seinen Nacken legen. Ein leichter Geruch nach Seife stieg ihr in die Nase. Sein Haar war feucht vom Nebel. Sie atmete praktisch in sein Ohr. Genau

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