Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)
Bagatellen zu belästigen.«
John warf die Angel aus. »Der Mann, den ich seit fünfzehn Jahren kenne, wird das für mich tun.«
»Dann, nehme ich an, werde ich es wohl tun müssen.« Barlow runzelte die Stirn.
Das war Johns Abschiedsgeschenk an seine Mitgefangenen.
»Gehen Sie nach Hause und schlafen Sie sich aus, und sagen Sie Ihrem Diener um Himmels willen, dass er sie aufpäppeln soll.«
John hatte nicht die Absicht, nach Hause zu gehen. Es war kurz nach zehn. Er würde eine Kutsche mieten, um zu seinem Mietstall zu fahren; dann würde es zum Berkeley Square gehen. Heute war Mittwoch. Sie war vermutlich allein. Und er hatte nur diese eine Nacht, um den Ausritt einzufordern, der ihm versprochen war.
Kapitel 11
B eatrix hörte das Klopfen an der Haustür bis in ihr Boudoir, wo sie am Sekretär saß. Sie lauschte auf die Stimmen, ganz besonders auf die eine. Er war es! Symington hatte strikte Anweisung zu sagen, dass sie für niemanden zu sprechen sei. Das würde sie schützen. Wollte sie das überhaupt?
Das Pochen an der Tür des Boudoirs war reine Formsache. Symington öffnete sie, bevor Beatrix reagieren konnte. »Lord Langley macht Ihnen seine Aufwartung, Mylady.« Sein Blick wirkte zufrieden, auch wenn er keine Miene verzog.
Verdammter Symington! Was hatte er vor? Sie versuchte, ruhiger zu atmen, und spürte ein ungewohntes Gefühl zwischen ihren Beinen pulsieren. Das war nicht fair! Sie war nicht stark genug, ihm jetzt gegenüberzutreten. Sie würde die Kontrolle verlieren, wenn sie nicht vorsichtig war.
Er trat ein und stand einfach da, die Hände vor dem Körper ineinander verschränkt, als müsste er sie im Zaum halten. Symington verließ leise das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Beatrix starrte ihn schweigend an. Er war dünn geworden. Sein Rock und seine Kniehosen saßen nicht so eng wie zuvor. Die Falten um seinen Mund waren tiefer. Er war auch blasser, und unter seinen Augen lagen dunkle Ringe. Die Augen selbst brannten von grüner Intensität. Sie hatte diesen Blick Tausende, Tausende Male gesehen. Sie hatte nicht erwartet, dass Langley ihn so unverhüllt zeigen würde. Was wollte er? Er war es doch gewesen, der sie fallen gelassen hatte, um sich einen Boxkampf anzusehen!
Er setzte zum Sprechen an, schluckte und begann erneut.
»Ich bedaure, dass meine Geschäfte mich so lange ferngehalten haben.«
Gott, nein! Er belog sie. Aber warum log er sie an, wenn er sich nichts aus ihr machte? Vielleicht …
»Ich hatte einen Anfall von Influenza.« Er wandte den Blick ab, als sei das die Lüge. Aber er war krank gewesen, das konnte sie sehen. Das erklärte allerdings nicht den Boxkampf.
Sie wollte gar nicht, dass er es erklärte. Sie wagte es nicht, überhaupt in seiner Nähe zu sein. Selbst jetzt registrierte sie nur zu genau den Körper, der in seinen Kleidern steckte. Ihr ungebärdiges Blut sammelte sich in ihren Lenden. Er war gefährlich, weil es ihr etwas ausmachte, ob sie ihm etwas bedeutete, und weil sie sich nicht traute, den Reaktionen ihres Körpers nachzugeben – aus Furcht, sie könnte den Weg nehmen, den sie schon einmal genommen hatte, den Weg, den Asharti noch immer ging.
Er wartete darauf, dass sie etwas sagte, aber sie konnte es nicht. Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
John sah in ihre braunen Augen und erkannte den Schmerz darin. Sie hatte gehört, dass er ihre Verabredung abgesagt hatte, um nach Petersfield zum Boxkampf zu fahren. So viel war offensichtlich. Er durfte ihr nicht einmal sagen, dass es nicht stimmte. Aber sie wirkte nicht gleichgültig. Er befeuchtete sich die Lippen. Sie wirkte nicht gleichgültig. Und sie hatte auch nicht getobt oder ihn hinausgeworfen. Nein, sie saß da, sagte nichts und sah zu ihm auf mit diesen wunderschönen braunen Augen. Das gab Anlass zur Hoffnung, oder nicht? Er räusperte sich.
»Ich bin gekommen … ich bin gekommen, um den Ausritt einzufordern, den Sie mir vor einem Monat versprochen haben.«
»Ich … ich glaube nicht –« Ihre Stimme brach.
»Gehören Sie zu jenen, die ihr Wort nicht halten?« Wenn sie ihn jetzt zurückwies, war er verloren. Schlimmer, sie würde eine Meinung über sie bestätigen, von der er gar nicht sicher war, dass er sie noch immer teilte.
Sie schluckte. »Nein«, wisperte sie. »Wann möchten Sie ihn denn einfordern?«
Er atmete tief durch. »Jetzt.«
Beatrix sah schweigend zu, wie Langley Dorrie sattelte. Fletcher, sein kastanienbrauner Wallach, stand angebunden daneben und war bereits
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