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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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mitnimmt.« Lottie erklärte Ethan die Situation und bat ihn, über die Angelegenheit zu schweigen.
    »Ich bin sicher, das lässt sich machen«, meinte er. »Ich werde Saladin bitten, Horace zu satteln, wenn es dir recht ist.« Das war halb scherzhaft gemeint, denn Horace war so unberechenbar wie der Regen im Outback.
    »Hast du Hurricane Horace etwa noch, Ethan?«, fragte Lottie ungläubig. »Ich dachte, du hättest ihn schon vor Jahren erschossen.«
    »Du weißt doch, dass ich nicht das Herz dazu habe, Lottie. Er ist Hannibals Zwilling. Der alte Bill MacDonald hatte ihn für ein paar Monate, aber ich habe ihn vor ein paar Tagen wiedergeholt.«
    »Was wollte Bill denn mit ihm? Niemand, der noch ganz bei Verstand ist, würde ihn reiten wollen!«
    »Horace hasst Dingos. Er ist als Jungtier einmal von ihnen angegriffen worden und hat es nie vergessen. Bill hat ihn als eine Art Wachhund für seine Kälber benutzt, während er fort war, um Schafe mit Brandzeichen zu versehen. Unglücklicherweise hat Horace sich die Zeit damit vertrieben, seine Hütehunde zu jagen, und zwei davon fast umgebracht. Menschen gegenüber ist er etwas friedlicher geworden, solange kein Dingo auftaucht, aber ich würde ihm keine zerbrechliche Ladung anvertrauen.«
    Lottie grinste boshaft. »Er wäre goldrichtig, Ethan.«
    »Gut – Saladin kommt gleich bei euch vorbei – seht zu, dass sein ›Passagier‹ fertig ist.«
    »Danke, Ethan. Und dann hätte ich noch eine große Bitte: Könnte Saladin mir zuliebe den längsten Weg nach Marree nehmen?«
    »Ah, die Route mit dem schönen Ausblick, am Oodnadatta-Track entlang? Dort kommen sie an der ›Klippe des toten Mannes vorbei, am Aussichtspunkt der Giftschwestern, dem Henkersbaum und den Schwefelteichen‹. Aber sollte euer unwillkommener Gast nicht besser nach Wombat Creek reiten, um den Zug zu erreichen?«
    »Ja, aber ich möchte, dass sie ein bisschen von unserem schönen Land sieht, bevor sie nach Hause zurückfährt.« Lottie wollte sicher sein, dass Moyna Conway nie wieder nach Tambora kam. »Ich hörte, dass sie mit Rex auch nicht zurechtgekommen ist, also wird er dir besonders dankbar sein.«

36
    E gal was Moyna Conway sagt, ich weigere mich, ihr Jack und Hannah mitzugeben.« Tara wanderte unruhig in Hannahs Zimmer auf und ab. Die Kleine und Mary spielten neben dem Bett mit glatten Steinen, die sie draußen gesammelt hatten. Sie waren ganz in ihre Fantasiewelt eingesponnen und ahnten nichts von dem Drama, das sich um sie herum abspielte.
    »Mir fällt nichts ein, was du tun kannst, Tara«, meinte Elsa. »Sie hat das Gesetz auf ihrer Seite. Ich bete nur, dass sie ihre Drohung nicht wahr macht, dich verhaften zu lassen.«
    Tara hörte die Angst, die in der Stimme ihrer Mutter mitschwang, und es ärgerte sie, dass Moynas Drohung sogar sie selbst beunruhigte. Auch ihre Tante machte sich deswegen Sorgen.
    »Dazu müssten sie mich erst einmal finden, und das können sie nicht, wenn ich die Kinder nehme und mit den Aborigines auf Wanderschaft gehe ...«
    »Tara, aber was für ein Leben wäre das, ohne ein Dach über dem Kopf?«
    »Nicht das ideale, das ist sicher, aber die Kinder und ich haben ja schon ein paar Tage im Busch verbracht, und es war gar nicht so schlecht. Außerdem ist es ja nicht so, dass ich es nicht gewohnt wäre, draußen zu schlafen.« In Wirklichkeit fürchtete sich Tara vor einem solchen Leben, doch sie wollte ihrer Mutter zu verstehen geben, dass sie schon zurechtkommen würden. Elsa wusste, dass Tara mit ihrem Herzen dachte und nicht mit ihrem Kopf. »Bei den Zigeunern hattest du wenigstens den Schutz des Wohnwagens. Und zwei Tage im Busch bereiten dich nicht unbedingtdarauf vor, wie solch ein Leben auf lange Sicht aussieht. Victoria hat mir erzählt, dort draußen gebe es kein Wasser und unzählige Schlangen, und ich möchte gar nicht daran denken, was noch alles dort herumkriecht – ganz zu schweigen von dieser unerträglichen Hitze. Es wäre ein schreckliches Leben für euch. Jack mag es am Anfang ja noch aufregend finden, aber denk doch einmal an die arme kleine Hannah!«
    Tara betrachtete Hannahs weiche blonde Locken und ihr süßes Engelsgesicht und wusste, dass ihre Mutter Recht hatte. Doch der Gedanke, die Kinder zu verlieren, war erst recht unerträglich. »Mutter, alles ist besser, als von Jack und Hannah getrennt zu werden – selbst das Leben im Busch.«
    Von der Balkontür aus blickte Elsa über das weite, ungastliche Land, über dem die Hitze flimmerte. Sie

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