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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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ihnen Jack während der nächsten zehn Jahre das Leben sehr schwer machen. Warum lassen sie sich Tara nicht um ihn kümmern?«
    Moyna vermutete, dass viel Wahrheit in diesen Worten steckte, doch sie würde ihn zur Not ständig in einem Verschlag einsperren, solange sie nur über sein Geld verfügen konnte. Hannah allerdings brauchte sie als billige Arbeitskraft. Lottie beobachtetesie und glaubte, ihre hinterhältigen Gedanken erraten zu können. Sie war sicher, dass in Moynas Herzen keinerlei Liebe für die Kinder war. Sie wollte die Kinder mit Sicherheit nur ausnutzen.
    Moyna überlegte stirnrunzelnd: Die Entschädigung würde sicher ziemlich hoch ausfallen.
    Lottie begriff, dass sie ohne stärkeren Anreiz ihre Rechte an den Kindern nicht aufgeben würde.
    »Wissen Sie, Mrs. Conway, hier draußen im Outback verschwinden Menschen manchmal einfach so, und man hat nie wieder eine Spur von ihnen entdeckt.«
    Moynas Augen wurden schmal. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich dachte nur gerade, wie viel Glück Sie hatten, uns hier draußen zu finden – aber da konnten Sie natürlich auch auf Rex’ Hilfe zählen. Das wird auf dem Rückweg sicher nicht der Fall sein. Sie sind den Elementen schutzlos ausgeliefert, das heißt allein inmitten von Tausenden von Meilen offenen Landes, in denen es nur sehr wenig Menschen gibt, dafür aber mehr Spinnen und Schlangen als sonst irgendwo auf der Welt. Ich habe schon Ameisen gesehen, die mehrere Zentimeter lang waren und einen Menschen in weniger als einer Stunde auffressen können, sodass lediglich ein paar Knochen übrig bleiben ... Nennen Sie mich ruhig seltsam, aber ich finde das so ... faszinierend! Wussten Sie, dass einige der Aborigines Kannibalen sind? Und falls Sie verloren gehen – es gibt hier draußen leider nicht genügend Männer für eine groß angelegte Suche ...«
    »Und die Polizei?«, fragte Moyna.
    »Die nächste Polizeistation ist in Marree, und die Beamten entfernen sich nie sehr weit von der Zivilisation – was ich ihnen nicht verdenken kann!« Plötzlich malte sich echtes Erschrecken auf Lotties Zügen, als drei furchteinflößend aussehende Aborigines durch das Wohnzimmerfenster starrten. Ihre Gesichter und Körper waren mit Ockerfarbe angemalt, und ihre Mienen wirkten bedrohlich. Einer hatte einen Speer in der Hand, den er gegen die beiden Frauen richtete.
    Moyna wandte sich um, weil sie sehen wollte, was Lottie Angst gemacht hatte, und schrie vor Entsetzen laut auf. Lottie blickte in die bemalten Gesichter und meinte, darin etwas Vertrautes zu erkennen. Plötzlich begriff sie und hatte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen. Dann, genauso unerwartet, wie sie erschienen waren, verschwanden die Gesichter wieder.
    »Wohin sind sie gegangen?«, wollte Moyna wissen. Ihre ohnehin hervorstehenden Augen schienen fast aus den Höhlen zu treten.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht haben unsere Viehtreiber sie abgeschreckt. Ich glaube, wir sind erst einmal sicher – für den Augenblick. Victoria hat immer eine geladene Flinte zur Hand.«
    Moyna blickte weiter aus dem Fenster und sah in einiger Entfernung wirbelnde Staubfahnen. Plötzlich malte ihre Fantasie ihr namenlose Schreckensbilder, und sie fühlte großes Heimweh nach Irland in sich aufsteigen. »Wie viel bieten Sie mir?«, fragte sie in einem Ton, der leise Verzweiflung verriet. »Denken Sie daran, dass ich mir das Geld für die Fahrt von Irland hierher leihen musste – und die Reise war sehr teuer.« Zum ersten Mal bemerkte sie jetzt Lotties wertvolle Ringe und Ketten, die aussahen, als hätten sie ein Vermögen gekostet. »Ich liebe diese Kinder wirklich sehr.«
    Diese angebliche Liebe führte jedoch nicht dazu, sich Gedanken um die Kinder zu machten, wie Lottie bemerkte.
    »Ich werde Ihnen hier und jetzt einen Scheck über hundert Pfund geben, aber nur unter einer Bedingung: Sie müssen ein Schreiben unterzeichnen, aus dem hervorgeht, dass Sie Tara die Kinder überlassen. Dann können Sie mit dem nach Hause fahren, wofür Sie hergekommen sind.«
    Lottie rief über Funk Ethan an, der sich oben bei seiner Hütte um seine Kamelen kümmerte. »Ethan, ich möchte dich um einen Gefallen bitten, und ich bin bereit, großzügig dafür zu bezahlen.«
    Ethans Neugier war geweckt. »Du weißt genau, dass das nicht nötig ist. Worum geht es?«
    »Ist Saladin schon nach Marree aufgebrochen?«
    »Nein, aber er will in weniger als einer Stunde losreiten. Warum, Lottie? Was ist los?«
    »Ich hätte gern, dass er jemanden

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