Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)
zum Lake Pontchartrain Causeway. Auf einem Banner, das im Moment noch am Boden lag, stand in riesigen Buchstaben NATIONALES HIGHSCHOOL-FREIWILLIGENPROGRAMM FÜR NEW ORLEANS . Unsere Engelskollegen hatten in der Zwischenzeit eine Ecke in Beschlag genommen, um dort an verkleinerten Versionen der berühmtesten Grabmäler von Saint Louis Number One zu arbeiten.
Lance hatte begonnen, Bäume für den Friedhofsteil des Wagens herzustellen, und kommandierte mich nun zur Assistentin ab. »Versuch am besten, dir keinen Arm abzuschneiden, okay?«, grinste er, als er mich vor der Tischsäge platzierte.
»Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«, fragte ich. Er dachte einen Moment darüber nach.
»Ja, vergiss es lieber.« Er schüttelte den Kopf. »Tu einfach so, als wärst du wahnsinnig beschäftigt, und wenn wir dann endlich diese Dinger zusammennageln und anmalen, kannst du mir ja helfen.« Das klang schon besser.
Jetzt zupfte jemand an meinem Ärmel, und ich drehte mich um: Neben mir stand Emma mit Klemmbrett und Stift. »Okay, ihr beiden«, erklärte sie. »Ich mache gerade eine Umfrage. Sollen wir lieber Skelette werden oder so eine Art Zombies oder verlorene Seelen oder …?«
Wir starrten sie verständnislos an.
»Ich bin vom Kostümausschuss. Was wollt ihr sein? Bei der Parade?«
Am nächsten Morgen war ich gerade mit Dante auf dem Weg zum Gemeinschaftsgarten, als ich nebenan eine weitere Flasche mit einer Nachricht für mich entdeckte. Darin stand:
H,
ich finde nicht gut, was du vorhast, was auch immer es ist. Aber ich habe dir ja versprochen, dir zu helfen. Es geht immer um Mitternacht am Congo Square los, und ich denke, dass sie für heute Abend wieder einen ihrer Raubzüge geplant haben. Versprich mir bitte, dass du vorsichtig sein wirst. Es macht mich fertig, dass ich nicht dabei sein kann, um dir beizustehen. Hinterlass mir bitte morgen eine kurze Nachricht, damit ich weiß, dass mit dir alles in Ordnung ist.
Was die andere Angelegenheit betrifft: Ich habe mich bei denen, die dabei waren, umgehört, und weiß daher aus sicherer Quelle, dass ihr nicht an diesen grauenhaften Taten beteiligt wart, weder du noch Lance. Ihr habt zugesehen, aber selbst nichts dazu beigetragen. Die meisten aus eurer Gruppe waren außergewöhnlich stark und haben nach ihrer Markierung nicht aktiv bei den Gräueltaten mitgemacht.
Dein
L
30
Sagt jetzt nichts
D ante frischte Lance’ Armband auf und verstärkte den Zauber meines Lilienanhängers. »Nachts solltet ihr damit wunderbar klarkommen, nur bei Sonnenaufgang oder in direktem Licht habt ihr natürlich ein Problem«, warnte er uns. Max sah mit ernster Miene zu.
Connor hatte kurz zuvor vorbeigeschaut, um uns Glück zu wünschen. »Passt auf euch auf, Leute, okay? Und wenn die Gefahr besteht, dass ihr entdeckt werdet, dann nehmt die Beine in die Hand«, wies er uns an. In den letzten Wochen hatte sich zwischen seinen Augenbrauen eine Falte gebildet, die zeigte, wie sehr ihn dieser Krieg belastete.
»Eins noch«, sagte jetzt Dante. »Das hier ist eine neue Idee, an der wir gearbeitet haben. Noch ist es nicht perfekt, aber wenn ihr damit direkt vor dem Angriff die Opfer bewerft, könnte es sie beschützen. Probiert es für uns aus, okay?« Er reichte jedem von uns einen Beutel mit rotem Puder.
Da nun keine weiteren Anweisungen mehr folgten, sahen Lance und ich uns an. »Fertig?«, fragte er. Ich nickte. Er berührte das Lederarmband an seinem Handgelenk und senkte den Kopf. Ich fasste an meinen Anhänger und spürte, wie mein Körper langsam zu einer unscharfen Silhouette verschwamm, als ich mich konzentrierte.
Wir machten uns auf den Weg zum Congo Square, schlichen verstohlen durch die einsamen Straßen und verschmolzen mit der Nacht, so dass wir einander kaum selbst noch sahen. Lance und ich waren jetzt nichts weiter als zwei dunkle Flecken. Wenn wir uns von den Laternen fernhielten, waren wir wirklich unsichtbar. Die größte Herausforderung würde darin bestehen, uns heute Abend nicht zu verlieren.
Als wir uns dem Treffpunkt näherten, hörten wir Stimmengemurmel. Vor uns kletterten gerade ein paar Figuren über die Tore. Dass wir beinahe unsichtbar waren, hieß aber leider nicht, dass wir uns zwischen den Gitterstäben des Zauns rund um den Park schieben konnten, darauf hatte Dante extra hingewiesen: »Das ist so, als hätte man euch eine Papiertüte über den Kopf gestülpt – ihr seid immer noch da, ihr seht nur nicht so aus wie sonst.«
Deshalb kletterten wir
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