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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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nun über das Tor, wie wir es schon so oft auf dem Friedhof getan hatten. Wir rannten darauf zu, griffen nach den Metallstangen und taten unser Bestes, um nicht hörbar daran zu rütteln. Ich hörte, wie Lance sanft auf der anderen Seite aufkam. Ich folgte ihm nur eine Sekunde später. Im Licht des Torbogens konnte ich für einen Moment seinen Schatten sehen, und das fand ich sehr tröstlich. Wir drangen weiter in den dicht bewachsenen Park vor, bis wir sie endlich sahen. Es hatten sich mindestens zwei Dutzend Leute zusammengefunden, die dort sprachen, vor sich hin summten und sich im Takt wiegten, als würde ihnen allen derselbe lautlose Takt vorgegeben. Sie waren aufgedreht, versprühten die vibrierende Energie einer hochgeputschten Meute, die nur darauf wartete, losgelassen zu werden.
    Jetzt trafen noch einige Nachzügler ein: Ein alter Mann kam aus derselben Richtung wie wir herbei und verwandelte sich mit jedem Schritt, wurde vom grauhaarigen und gebeugten Greis zu einem dynamischen, jungen und kräftigen Kerl. Er begrüßte die anderen mit einem Handschlag. Einige aus der Gruppe krochen wie Katzen in die Bäume, ließen sich auf tiefe Äste fallen, nur um dann wieder in die Krone zu huschen. Viele von ihnen verwandelten sich vor unseren Augen und nahmen ein völlig anderes Äußeres an. Ein altbekannter dünner Blonder führte eine winzige, in schwarz gehüllte Frau am Arm herbei. Als sie ins Licht traten, konnten wir ganz genau sehen, wie Schwester Catherine zu Clio wurde, in die athletische Figur der Dämonin hineinwuchs und plötzlich selbst ihr übliches Outfit – Minikleid mit Cowboystiefeln – trug. Ihr Begleiter war unser gefallener Mitengel, Jimmy. Ich wollte Lance anstupsen, um ihn darauf aufmerksam zu machen, musste aber mehrmals herumtasten, bis ich seine vermeintliche Schulter berührte. Als Zeichen, dass er verstanden hatte, drückte er mir den Arm, während Jimmy seinen Platz neben einem Typen einnahm, in dessen Haaren eine verräterische blaue Strähne leuchtete: Brody. Sie unterhielten sich, und Jimmy klopfte ihm auf die Schulter, als wolle er ihm Mut machen. Nach und nach verwandelte sich Brody von dem schlaksigen, coolen Skater, den wir kannten, zu einem muskelbepackten, typisch amerikanischen Quarterback mit kantigem Kiefer und kurzgeschorenem rotem Haar.
    Ohne jede Vorwarnung machte Clio plötzlich einen Satz und landete oben auf einer Bronzestatue, der Büste eines Jazzmusikers. Sie hockte auf seinem Kopf wie ein Vögelchen, saß im Schneidersitz da und blickte auf ihre treuen Untertanen herab, während ein irres Lächeln ihre vollen Lippen umspielte. Lance zog mich zum Stamm des nächststehenden Baumes mit. Nun standen wir unsichtbar unter seiner ausladenden Krone und konnten problemlos zusehen.
    » Bienvenue !«, rief Clio und wurde von der Gruppe ebenso begrüßt. »Wie ich sehe, haben einige von euch bereits mit dem Feiern begonnen, bevor die Arbeit getan ist.« Sie deutete in unsere Richtung, wo sich ein Paar etwas abseits von der Gruppe unter einen anderen Baum zurückgezogen hatte und nun gefährlich nah bei uns in einen Kuss versunken war. »Wylie, du solltest es wirklich besser wissen«, bemerkte Clio spielerisch. Der Angesprochene richtete sich nun auf und neigte ehrfürchtig den Kopf. »Spar dir das für später auf. Nach dem Nervenkitzel, der vor uns liegt, werden die Küsse nur noch süßer schmecken.« Fast ohne zu atmen, schob ich mich noch näher an das Paar heran. Es war diese Frau, die Große mit der üppigen braunen Mähne.
    »Ihr kennt alle unser Soll, nicht wahr? Wir brauchen zwar ständig neue Mitglieder, die Vorräte sind aber auch wichtig. Überlegt euch gut, wofür ihr euch entscheidet, mes chéries . Verschont nur die Besten und nutzt den Rest.« Den letzten Satz flötete Clio so fröhlich, als sei das ihr ganz persönlicher Werbespruch. »Und die neuen Rekruten brauchen gar nicht schüchtern zu sein. Viel Spaß, wir sehen uns zuhause mit euren Trophäen«, stieß sie mit ihrem lieblichsten Akzent aus – wenn wir sie mittlerweile nicht besser gekannt hätten, sie wäre als Südstaatenschönheit durchgegangen, die gerade eine Gartenparty gab. Jetzt klatschte sie zweimal in die Hände, und das schien das Zeichen zu sein, auf das alle gewartet hatten. Die Anwesenden stimmten lautes Gebrüll an und stoben dann ins Dunkel der Nacht wie eine Meute wilder Hunde, rannten los, um über die Tore zu klettern.
    Lance und ich brauchten einen Moment, um uns ebenfalls in

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