Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)
Füße und wäre beinahe gestürzt. Ich fing mich gerade noch ab und schaffte es, einen weiteren Stern aus meinem Stiefel zu ziehen. Auch wenn die Dämonin jetzt mehr als einen halben Block entfernt war, schleuderte ich das Wurfgeschoss trotzdem in ihre Richtung. Blitzschnell sauste es durch die Luft, und Sekunden später konnte ich sehen, dass Clio vor Schmerz zusammenzuckte und nach ihrem verwundeten Handgelenk griff. Sie sank am Boden in sich zusammen, und um sie herum spritzte das Wasser in den Pfützen. Selbst aus dieser Entfernung konnte ich erkennen, dass sich der Stern in die Lilien-Tätowierung gebohrt hatte. Die Feuerwand loderte nun niedriger und begann langsam zu verglühen. Ich wurde schneller, und als ich näher kam, schob sich Clio langsam hoch und drehte sich zu mir herum. Jetzt schäumte sie vor Wut. Aber wenigstens würde sie heute Abend keine Seelen mehr rauben.
»Das wird dir noch leidtun«, kreischte sie und schleuderte Strahlen in meine Richtung. Einer davon versengte mir den Oberschenkel. Meine Beine gaben nach, ich zwang mich jedoch zum Weitergehen, so schmerzhaft es auch war. Und insgeheim verfluchte ich Emma, weil sie uns genötigt hatte, so kurze Röcke zu tragen. Als wir die Royal Street erreichten, bombardierte mich Clio mit ein paar weiteren Feuerblitzen, bevor sie vom Dach sprang und dann wie an Drähten befestigt durch die Luft glitt. Mit einer einzigen langen, geschmeidigen Bewegung schwebte sie durch den Regen und kam zur Hintergrundmusik des Donnergrollens auf der anderen Straßenseite auf.
Meine Schritte ertönten dröhnend auf dem Dach, mein Verstand verdrängte jeden Protest, und ich stieß mich einfach ab. Auf halbem Wege, als ich mich gerade über der Fahrbahn voller Autos befand, bekam die Schwerkraft mich wieder zu fassen, und ich spürte, dass ich fiel. Ich entdeckte eine Straßenlaterne und konzentrierte mich jetzt ganz auf sie, landete kurz auf ihr, nur um mich dann wieder abzustoßen und zum nächsten Laternenpfahl zu fliegen. Schließlich erreichte ich unser Wohnheim und sprang auf den regennassen Balkon der LaLaurie-Villa nebenan, aus der bereits fröhliches Getöse zu hören war, da die Party dort inzwischen im Gange war. Dann visierte ich Clios Ziel an: das Dach.
Die Anführerin der Krewe wartete dort oben schon auf mich, sie saß auf der Kante und ließ die elegant überschlagenen Beine baumeln. »Glaub mir, ich könnte dich jetzt umbringen, wenn ich wollte«, behauptete sie und studierte ihre manikürten Nägel, ohne sich um den heftigen Regen zu scheren, der uns mittlerweile bis auf die Haut durchnässt hatte. »Aber das wäre wirklich nicht fair. Sie gehört dir, Savannah«, rief sie jemandem zu, der in einiger Entfernung in einer Rauchwolke erschien. Dann machte sie einen Hechtsprung vom Dach hinunter und verschwand in feurigen Schwaden, bevor sie den Boden erreichte.
Ich ging auf die Gestalt im Dunst zu, die langsam näher kam, bis ich sie endlich erkennen konnte. Es war Wylies Freundin. Sie stand hochaufgerichtet und stolz da, ihre unbekümmerte, selbstbewusste Miene ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie sich bereits als Siegerin in diesem Kampf sah. Ich hingegen war jetzt schon fix und fertig: Ich war zerkratzt und versengt, gebeutelt und völlig durch den Wind. Ich nahm all meine Kraft zusammen und verlagerte das Gewicht von einem Bein aufs andere wie eine Tennisspielerin, die auf den Aufschlag ihrer Gegnerin wartet. Aber eigentlich hatte ich doch die Nase voll vom Warten, oder etwa nicht? Auf Savannahs Schulter glühte etwas, umgeben von einem unheilvollen roten Schein. Ich fasste wieder in meinen Stiefel und zog einen weiteren Stern hervor, den ich rasch in ihre Richtung schleuderte. Sie machte einen Satz zur Seite, und das Wurfgeschoss sauste knapp an ihrer Schulter vorbei. Mitleidig schüttelte sie den Kopf.
Dann erhob sie die Handflächen und produzierte zwei Feuerbälle, die sie ineinanderschob, als forme sie einen besonders kompakten Schneeball. Die Kugel glühte und schwebte vor ihr in der Luft, dann schleuderte sie sie zu Boden, wo sie in winzige Flammenscherben zerbrach. Diese zahllosen Feuertropfen stiegen wieder auf und wurden zu einem knisternden Schwarm, der durch den Regen sauste, um mich zu umzingeln, mich zu stechen und zu verbrennen. Es kam mir vor, als würden mich tausend feurige Nadeln angreifen. Ich hatte keine Ahnung, was ich dagegen tun konnte, also rollte ich mich schützend zu einem Ball zusammen. Am besten versuchte
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