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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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ertragen?
    Aber nach Carl nun auch noch Belle zu verlieren … Bei der bloßen Vorstellung wurde Emma das Herz schwer.
    »Ich glaube, da vorn sind sie«, riss Johns Stimme sie aus ihren Gedanken.
    Emma zwang sich, sich auf den Moment zu konzentrieren, und verschob ihre düsteren Überlegungen auf später. Sie beschattete die Augen mit der Hand.
    »Tatsächlich. Na, da sind sie aber nicht weit gekommen, während wir in Warwick waren.«
    John lachte. »Sie sind ja auch ständig am Tanzen und Singen. Auf diese Weise braucht man nun mal Monate, um ein paar Meilen hinter sich zu bringen.«
    Emma wollte gerade ansetzen, um mit ihm über Sinn und Zweck der rituellen Wanderung zu diskutieren, der ja nicht darin bestand, möglichst schnell voranzukommen, als ihr einfiel, dass ihr Dasein als Forscherin offiziell beendet war. Ob und wie die Gesänge und Tänze der Schwarzen in ihr spirituelles Heilsystem eingebunden waren, brauchte Emma nicht mehr zu interessieren. Durfte sie nicht mehr interessieren. Sie klappte den Mund wieder zu.
    Stumm sah sie in die Ferne, dem Clan entgegen. Es war schon gewöhnungsbedürftig, dachte sie, dass ihr nun nichts anderes mehr bevorstand als diese eine, mysteriöse Aufgabe – und danach das Leben als ehrbare Gattin in zweiter Ehe.
    Wenn sie ehrlich war, tat es sogar verflucht weh.
    Bemüht, nichts von ihren Empfindungen durchschimmern zu lassen, wandte sie sich John zu und sagte flapsig: »Du kannst schon mal anfangen, Stoßgebete zu unserem Herrgott zu schicken. Ohne himmlische Hilfe werde ich es ganz sicher nicht schaffen, Birwain davon zu überzeugen, dass du noch einen Monat lang an meiner Seite bleiben musst.«
    Er lächelte. »Einen Monat? Ein Leben lang. Hoffentlich.«
    Emma dachte an Carl, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Dennoch erwiderte sie Johns Lächeln so unbeschwert wie möglich. Sie würde zu ihrer Entscheidung stehen.
    »Vielleicht freut Birwain sich ja sogar, dass ich bereit bin, meine Aufgabe zu erfüllen«, überlegte sie laut. »Dass er dich noch ein paar Wochen erträgt, John, ist dann halt der Preis dafür.«
    »Sehr charmant.« John musste lachen. »Dann hoffe ich nur, dass deine mysteriöse Aufgabe diesen hohen Preis wert ist.«
    »Nein, so habe ich das nicht gemeint, ich …«
    »Schon gut.« John beugte sich während des Reitens zu ihr hinüber, legte seine Hand um ihren Hinterkopf und zog sie zu sich heran. Überrascht und vollauf damit beschäftigt, nicht aus dem Sattel zu rutschen, kam Emma gar nicht auf den Gedanken, sich zu wehren, als sein Gesicht plötzlich ganz nah an ihrem war. Blitzartig wusste sie, dass es jetzt geschehen würde, ihr erster Kuss, das erste Mal nachgeben, das erste Mal Carl betrügen  … als sie Johns weiche Lippen auch schon auf ihren spürte.
    Wärme, Fremdheit, Verlangen, Trauer.
    Und dann war es auch schon vorbei. John ließ sie los, die Pferde zuckelten gleichgültig weiter, alles war wie zuvor und doch ganz anders. Verwirrt fasste Emma sich mit den Fingerspitzen an den Mund.
    John räusperte sich und lockerte seinen Hemdkragen, als sei ihm zu heiß. »Entschuldige, Emma. Ich konnte nicht widerstehen.«
    In Emmas Kopf drehte sich ein Mühlrad. »Ist schon in Ordnung. Wir sind schließlich fast verlobt, nicht wahr?« Sie lachte unsicher.
    »Ja, aber nur fast.« John suchte ihren Blick. »Es wird nicht wieder vorkommen. Nicht, wenn du es nicht willst. In Ordnung?«
    Sie schlug die Augen nieder und sagte steif: »Danke. Ich weiß deine Rücksichtnahme sehr zu schätzen.«
    Sofort wand sie sich innerlich unter ihren eigenen Worten. Herrje, was für eine alberne Reaktion! Das musste an der Verwirrung liegen, die sein überraschender Kuss in ihr ausgelöst hatte. Hoffentlich kam John zu dem gleichen Schluss. Vorsichtig spähte sie zu ihm hinüber, um zu sehen, ob er sie nun für eine dumme Pute hielt, die ihre Spielchen mit ihm spielte.
    Doch zu ihrer Erleichterung lächelte er bloß in sich hinein. Ihre Zurückhaltung schien ihm sogar zu gefallen.
    »Bestens. Dann wäre das ja geklärt«, sagte er und klopfte auf Sirius’ Hals. »Was hältst du davon, wenn wir die beiden Schnecken hier noch mal so richtig antreiben? Ab morgen geht’s wieder langsam genug voran.«
    Emma nickte, froh über seinen Vorschlag. Alles war besser, als sich auf das Gefühl zu konzentrieren, das Johns Lippen in ihr ausgelöst hatten. Das schändliche Gefühl, Carl verraten zu haben.
    Härter als nötig drückte sie Princess die Fersen in die Seiten und

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