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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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Immer wieder hatte Birwain darüber nachgedacht, nie hatte er sich tatsächlich um einen Nachfolger gekümmert.
    Noch ein unverzeihliches Versäumnis, dachte Birwain, dessen ich mich schuldig gemacht habe.
    Er fragte sich, wann er für seine Fehler würde bezahlen müssen.

3
    E rst als sie Belle in die Arme schloss, merkte Emma, wie sehr sie ihre Tochter vermisst hatte.
    Denn das bist du: meine Tochter, dachte Emma und küsste Belle zärtlich auf die Wange. Meine geliebte Tochter. Ich kann dich niemals hergeben.
    Der Empfang des Clans war gedämpft gewesen. Emma wurde mit verhaltener Freundlichkeit begrüßt, John mit offener Ablehnung. Nowalingu wagte es nicht einmal mehr, dem Engländer ein Lächeln zu schenken, was John zwar nicht bekümmerte, aber Bände sprach über die Vorhaltungen, die man der jungen Frau wegen ihres leichtfertigen Verhaltens gemacht hatte.
    Emma war die ganze Situation unangenehm, zumal offensichtlich war, dass die Schwarzen sie und John nun als Einheit wahrnahmen. Selbst Birwain schien sie mittlerweile in geistige Sippenhaft zu nehmen; der Schamane trat Emma zurückhaltend und wortkarg entgegen. Emma nahm sich vor, das Gespräch mit ihm zu suchen, sobald sie ausgepackt und ihr Zelt errichtet hätte. Sie wollte keine kostbare Zeit verlieren.
    Die düstere Stimmung, die über dem Clan lag, machte Emma zu schaffen. Waren wirklich erst ein paar Tage vergangen, seit sie mit John nach Warwick aufgebrochen war? Diese Mischung aus Zorn und Ohnmacht, die sich über immer mehr Mitglieder des Clans zu legen schien, hatte Emma vor ihrer kurzen Abwesenheit jedenfalls noch nicht wahrgenommen. Wäre sie eine Eingeborene, so würde sie spätestens jetzt anfangen, an den Einfluss böser Geister zu glauben.
    Bedrückt baute Emma an der Flussbiegung, an der die Schwarzen ihre provisorischen Unterstände aus belaubten Zweigen errichtet hatten, ihr Zelt auf. Während Belle munter herumkrabbelte, setzte Emma auf einem Feuer in der Nähe Wasser auf, um dem Baby seinen ersten Brei anzurühren. Belles Wohlergehen war das Wichtigste von allem, wichtiger noch als das Gespräch mit Birwain. Um das zu wissen, brauchte Emma nur das süße Gesichtchen anzuschauen.
    Belle lächelte zu ihr hoch, und Emma spürte einen Stich in der Brust. Nie würde sie es übers Herz bringen, sich von diesem Kind zu trennen.
    Das Wasser in ihrem verbeulten Blechtopf kochte, Emma musste damit beginnen, den Brei anzurühren. Sie dachte daran, dass Dr. von Ammon bei der Zubereitung des Breis auf einem irdenen Gefäß bestand. Nun, damit konnte sie nicht dienen. Sie musste sich mit dem behelfen, was ihr hier zur Verfügung stand: Blechtöpfe und braunes Flusswasser.
    Sicherheitshalber ließ sie das Wasser so lange kochen, bis sie sicher war, dass alles darin, was Belle gefährlich werden konnte, abgetötet war, dann bröckelte sie den Zwieback hinein. Mangels Kochlöffel rührte sie die Pampe mit ihrer Gabel um. Nun musste sie nur noch die Milch hinzufügen – kein leichtes Unterfangen, wenn diese sich in einer großen, unhandlichen Kanne befand und in einen sehr kleinen, wackeligen Kochtopf gegossen werden sollte. Emma fluchte, als die Milch das Feuer zum Zischen brachte, statt den Brei anzudicken. Sie nahm sich vor, in Zukunft sehr viel Brei auf Vorrat zu kochen, dann musste sie sich die elende Kocherei nicht jeden Tag antun. Aber nein, ihr fiel ein, dass das ja strengstens verboten war: Babybrei musste laut Dr. von Ammon stets frisch zubereitet werden, die Reste gehörten in den Abfall. Den es hier natürlich nicht gab – aber die Dingos, dachte Emma, würden sich freuen.
    John, der sich um die Pferde gekümmert hatte, trat neben sie, und Emma blickte flüchtig zu ihm hoch.
    »Könntest du bitte Gelar holen? Der Brei ist fertig, ich will die Babys füttern.«
    Zweifelnd blickte John auf die bräunliche Masse in dem zerbeulten Töpfchen. »Probier’s doch erst einmal bei Belle. Wenn es ihr nicht schmeckt, kannst du dir die Mühe bei Gelar gleich sparen. Außerdem wird Purlimil mir Gelar sowieso nicht geben. In dieser Gemeinschaft hier habe ich nichts mehr zu melden, ist dir das noch nicht aufgefallen? Man wird denken, ich wolle Gelar entführen, um ihn mir fürs Abendessen zu rösten.«
    »John!« Emma war entsetzt. »Wie kannst du so etwas sagen? Außerdem denkt Purlimil ganz anders über dich!«
    »Purlimil dachte anders über mich«, entgegnete John. »Aber jetzt? Ich bezweifle, dass sie überhaupt noch irgendetwas denkt.«
    »Du

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