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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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wollte.«
    Oskar steht auf, und Emma folgt ihm panisch mit den Augen. Sie spürt, dass ihr Geist wieder fest in ihrem Körper verankert ist, vielleicht, weil Oskars Worte ihn dazu zwingen. Denn sie darf nicht aufgeben, darf Oskar nicht erlauben, seine abartigen Pläne in die Tat umzusetzen. Nicht nachdem Carl fast dafür gestorben ist, Emma vor Oskar zu schützen.
    »Kümmern wir uns zunächst um deine Freunde, meine Liebe«, sagt Oskar und geht mit festem Schritt auf die drei bewusstlosen Männer zu, die neben- und übereinander am Boden liegen, ein blutender, grausiger Haufen.
    Emma stützt sich auf, schafft es irgendwie, sich hinzusetzen, unterdrückt ein Stöhnen. Sie muss Carl und den Freunden helfen, doch sie braucht eine Waffe. Wo um Gottes willen soll sie eine Waffe herbekommen? Ihr Blick irrt umher, findet nichts, was tödlich genug wäre.
    Denn dass sie Oskar töten muss, steht außer Frage.
    Oskar steht vor den drei Männern, schaut auf sie hinunter. Emma weiß, sie hat keine Zeit zu überlegen, ohne Waffe jedoch auch keine Chance, es mit Oskar aufzunehmen. Verzweifelt schaut sie zu Carl, der bewusstlos am Boden liegt, zu Birrinbirrin, der mit geschlossenen Augen keuchend atmet, und – ihr Magen krampft sich zusammen – zu dem toten Birwain.
    Da öffnet Birwain die Augen.
    Er ist nicht tot, noch nicht!, durchfährt es Emma. Er sieht sie an, durchdringend, er will ihr etwas mitteilen … aber was?, fragt sie sich, und ihr Herz und ihre Gedanken rasen.
    Was willst du mir sagen, Birwain?

17
    L icht durchflutete Birwain, als seine misshandelte, zerfaserte Seele sich von der physischen Ebene löste und ins Land der Ahnen zog. Doch Birwain wehrte sich; seine Arbeit war noch nicht getan. Wenn er jetzt ginge, so wäre alles umsonst gewesen. Sie würden sterben, nicht nur er selbst, der alt und verbraucht war, sondern auch seine Freunde, junge, gute Menschen, die es verdienten zu leben. Birwain wollte nicht, dass alles umsonst gewesen war – der ganze lange verzweifelte Kampf. Die Rituale. Die Hoffnung.
    Wenn es umsonst gewesen war, dachte er, dann musste er die Strafe dafür empfangen und hierbleiben, im Zwischenreich. Keine Wiedergeburt würde ihn erwarten, keine Rückkehr in den dunklen Tümpel, auf die Farnblätter und die moosigen Steine, wo die Babyseelen darauf warteten, dass ihre zukünftige Mutter kommen und sich bei ihnen niederlassen würde, vorbereitet durch eine Ahnung, bestätigt durch einen Traum. Nein, er würde hierbleiben, gepeinigt vom ewigen Vorwurf, versagt zu haben.
    Unendliche Qual.
    Du hast nicht versagt . Du hattest bloß keine Chance gegen die Übermacht deiner Gegner.
    Die D’anba würden das Land in Besitz nehmen, flüsterten die Geister ihm zu, sie würden nicht ruhen, bis die Clans zerstreut und aufgelöst wären, bis nichts mehr bleiben würde als die Erinnerung an die Heiligkeit der Hügel, der Tümpel und Felsen, an die Rituale und die komplizierten Gesänge, an weiß bemalte Körper, nach Eukalyptus duftende Feuer und an Rauch, der sich in den Baumwipfeln verlor.
    Seine Welt würde untergehen, und er war machtlos dagegen.
    Hier und heute aber, hier und heute könnt ihr ihn besiegen, diesen einen D’anba. Emma musste hierherkommen, denn er ist ihre Aufgabe. Er will sie nicht freigeben, sie aber muss sich von ihm lösen. Hilf ihr dabei, Schamane.
    Wie? , fragte er verzweifelt, während er spürte, wie das Band, das ihn auf der Ebene der Welt hielt, sich trotz seiner Gegenwehr löste.
    Du weißt, was Emma tun muss. Zeig ihr den Weg, ein letztes Mal. Sie soll ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen.
    Mit seinen eigenen Waffen?
    Mühsam öffnete Birwain die Augen, nur einen Spalt. Es war beinahe zu viel der Anstrengung. Sein Blick irrlichterte durch die Düsternis, erfasste Oskars Fratze, Emma, die zwischen umgestürzten Kisten, Fässern und Vorräten auf dem Boden kauerte, und schräg über ihr … Auf einem der oberen Regalbretter, dort, wo noch alles an Ort und Stelle lag … Da war es.
    Mit seinen eigenen Waffen.
    Emmas Blick traf sich mit seinem. Er verband sich mit ihr, führte sie stumm mit den Augen in die Höhe, hin zu dem Regalbrett, auf dem im Halbdunkel die Eisenstange lag, verkrustet von altem und neuem Blut. Birwain wusste instinktiv, dass dies die Eisenstange war, mit der Oskar seinen Gefangenen malträtiert hatte. All das Blut, das daran klebte, stammte von Carl.
    Emma verstand.
    Oskar sagte kopfschüttelnd zu Birwain: »Zäher Bursche, was? Kostest du mich

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