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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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doch tatsächlich zwei Schuss. Na, was soll’s?«
    Er drückte den Abzugsbügel nach vorn, lud eine Patrone nach und legte an.
    Birwain achtete nicht auf Oskar. Nur Emma war wichtig. Gerade zog sie sich am Regal hoch, reckte sich, so weit sie es vermochte. Sie konnte das Eisen nicht sehen, es lag weit über ihrem Kopf. Mit ausgestreckten Armen tastete sie blind auf dem Regalbrett herum.
    Birwain sammelte seine ganze Kraft, öffnete den Mund und schrie. Nicht aus Angst vor Oskar – der Tod würde kommen, ob Oskar noch einmal schießen würde oder nicht –, sondern weil sein Geschrei die Geräusche übertönte, die Oskar auf keinen Fall hören durfte. Die Geräusche von Emma, die gefunden hatte, was sie suchte, und die nun mit beiden Händen die schwere Stange hoch oben ergriff. Ihr Gesicht war bleich von der Anstrengung, Schweißtropfen rannen ihr von Stirn und Schläfen.
    »Ab in die Hölle, mein Freund«, sagte Oskar.
    Mit einem verzweifelten Schrei warf Emma sich nach vorn, riss die Stange in einem surrenden Bogen durch die Luft, ließ sie mit tödlicher Wucht auf Oskars Schädel krachen. Oskar brach zusammen, aus seinem Gewehr löste sich donnernd der Schuss.
    Birwains Blick wurde blind, als das Band endgültig entzweiriss. Die Geister lächelten. Flüsterten ihm zu, dass er zurückkehren dürfe, dass er die Gnade erfahren würde, neu zu beginnen.
    Bald.
    Dann löste er sich aus seinem zuckenden Körper. Der besiegte D’anba gab frei, was er gestohlen hatte, und Birwain spürte, wie die Wunden seiner Seele sich schlossen.
    Hell und leicht stieg er auf zu den Ahnen.

18
    J ohn hörte Geschrei. Krachen. Den Schuss. Er hatte sich also nicht geirrt, dachte er panisch und stieß Sirius die Fersen in die Flanken. Der Schuss vorher war ebenfalls aus dem Schuppen gekommen. Warum hatte er bloß diese verdammte Stunde abgewartet, die er Emma versprochen hatte? Er hätte nicht auf sie hören sollen. Er hätte sie niemals allein lassen dürfen. Was war er bloß für ein Dummkopf!
    Immerhin hatte er sich um die storekeepers gekümmert; sie würden noch eine ganze Weile damit beschäftigt sein, ihm eine Aufstellung aller Dinge zu machen, die sie in ihrem Warenlager untergebracht hatten. Als Beispiel für sein eigenes zukünftiges Warenlager, hatte John scheinheilig behauptet, und Mrs Crusius war von so viel vorausschauendem Denken begeistert gewesen. Ihrem Willen hatten sich die storekeepers nicht widersetzen können.
    Stürmisch galoppierte John auf die offene Tür zu, zügelte grob sein Pferd und sprang ab, ohne sich darum zu scheren, ob Sirius weiterlief oder auf ihn wartete.
    Emma!, hallte es in seinem Kopf. Emma ist da drin!
    Er rannte durch die Tür, hob im Laufen das Gewehr und war bereit, ohne zu zögern zu töten, wer auch immer Emma bedrohte.
    Und wenn es zu spät ist und einer der Schüsse ihr gegolten hat?
    Er verbot sich zu denken, erkannte ganz am Ende des Gangs einen schemenhaften Umriss, brüllte: »Hände hoch!«, und bemerkte irritiert, dass die Gestalt überhaupt nicht reagierte.
    Es war eine schmale Gestalt.
    Eine Frau.
    »Emma! Gott sei Dank!«
    Für eine Sekunde atmete John auf.
    Dann hastete er weiter, erfasste mit einem Blick die umgestürzten Fässer und Kisten, das Knäuel von Männern auf dem Boden und davor sie, die mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf im Dämmerlicht stand.
    Keuchend blieb er stehen.
    »Bist du verletzt?«, fragte er und griff nach ihrer Hand.
    Langsam hob sie den Kopf und sah ihn an. »Ich habe ihn getötet, John. Ich habe Oskar getötet.«
    Sie wirkte merkwürdig ruhig. John erkannte, dass sie unter Schock stand. Sein Blick huschte zu den leblosen Körpern, die vor ihr im Staub des Schuppens lagen.
    »Er hat Birwain erschossen«, fuhr Emma tonlos fort. »Ob Birrinbirrin nur bewusstlos ist oder ebenfalls tot, weiß ich nicht. Und Carl lebt zwar, aber … aber …«
    Ihre Stimme brach.
    Carl Scheerer ist ebenfalls hier, dachte John und begriff im ersten Moment nicht, was das bedeutete. Doch dann wollte er Emma in den Arm nehmen, um sie zu trösten, und etwas in ihm wusste, dass er das nicht mehr durfte. Er wollte ihr beruhigende Worte zuflüstern, wollte ihr versichern, dass alles gut würde, weil er, John, jetzt da war und sie nie wieder allein lassen würde.
    Nichts von alledem durfte er tun.
    Denn ihr Ehemann lebte.
    Ein Kloß bildete sich in Johns Hals und wurde immer größer. Hilflos strich er sich durch die Haare, eine Geste, die ihm selbst unpassend und

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