Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
Vom Netzwerk:
Bescherung sah, die das schlummernde Baby auf Emmas Brust angerichtet hatte, verzog er den Mund. »Uuuuh. Du bist voller …«
    »Ich weiß«, unterbrach sie ihn hastig. Sie legte das Baby vorsichtig zwischen Carl und sich auf den mit Decken gepolsterten Boden. »Die Windel ist nicht … perfekt. Nicht sehr dicht.«
    Carl rollte sich auf die Seite und stützte sich auf den Ellbogen. Er sah ihr zu, wie sie sich das nasse Nachthemd auszog, es zusammenknüllte und nach einem Handtuch griff, um sich trocken zu reiben.
    »Dass die Windel nicht dicht ist, liegt womöglich daran«, sagte er, »dass es sich gar nicht um eine Windel handelt. Sondern um zwei deiner Strümpfe.«
    Emma zuckte mit den Schultern. »Was soll ich denn sonst benutzen? Bis du nach Ipswich kommst, um für die Kleine einzukaufen, muss ich sie schließlich irgendwie wickeln! Und meine Strümpfe haben genau die richtige Größe.«
    Carl setzte sich auf und strubbelte sich durchs Haar. »Warum hat sie überhaupt auf deiner Brust geschlafen? Sie sollte doch neben dir liegen.«
    »Na ja, sie hat geweint«, erklärte Emma, »nur eine Stunde nachdem Purlimil sie das letzte Mal gestillt hatte. Ich konnte sie doch nicht schon wieder an die Geburtsstätte bringen! Mitten in der Nacht … und eigentlich soll ein Baby ja auch nur alle drei bis vier Stunden an die Brust, habe ich mal gehört … aber ich wollte auch nicht, dass du von ihrem Weinen aufwachst, also musste ich sie irgendwie beruhigen, und ich dachte, meine Nähe …« Verlegen brach sie ab.
    »Meinst du nicht, du verwöhnst die Kleine?« Carl runzelte die Stirn. »Ich finde, sie sollte das gar nicht erst lernen: Wenn ich schreie, darf ich auf Emmas, äh, Mamas Brust.«
    »Carl, sie ist zwei Tage alt«, verteidigte Emma das Baby. »Zwei Tage, nicht Monate oder Jahre!«
    »Schon, aber Erziehung kann gar nicht früh genug beginnen. Mütter sollten sich nicht zu Sklaven ihrer Kinder machen. Irgendwann möchte die Kleine nur noch auf deiner Brust schlafen und nirgendwo sonst! Ich weiß nicht, ob mir das gefällt.«
    Ach, daher wehte der Wind! Emma musste lachen. »Carl, bist du etwa eifersüchtig?«
    Seine Ohren verfärbten sich zartrosa. »Ich? Wie kommst du denn darauf? Ich möchte dich nur warnen, sonst nichts. Schließlich habe ich Medizin studiert. Würde ich als Arzt arbeiten, so gehörte die Belehrung von jungen Müttern zu meinem täglich Brot!«
    »Du hast zwar Medizin studiert, aber du hast immer nur als Forscher gearbeitet, mein Lieber. Erlaube mir also, dass ich deine Belehrungen ein klein wenig anzweifle.«
    Carl winkte ab. »Wie auch immer: Dass Babys allein schlafen sollten, ist vollkommen unstrittig.«
    »Unstrittig ist, dass deine Eifersucht dir peinlich ist.« Emma verkniff sich ein weiteres Lachen. »Aber weißt du was? Du siehst gut aus, wenn du rote Ohren hast.«
    Seine Antwort bestand aus einem Knurren.
    Emma befreite sich von den letzten Spuren des Säuglingspipis. »Ein bisschen eklig ist das ja schon.«
    »Die Kleine braucht eben normale Windeln statt deiner Strümpfe«, sagte Carl. »Dieses Jahr war ich sowieso noch nicht in Ipswich; es wird also höchste Zeit für ein paar Einkäufe.«
    »Stimmt, schließlich haben wir schon den ersten Januar«, sagte Emma augenzwinkernd, warf das Handtuch aus dem Zelt und ihr feuchtes Kleid gleich hinterher. »Aber zuerst einmal – was hältst du von einem Bad im Bach?«
    »Und das Baby?«
    Sie zog sich ein frisches Hemd über den Kopf. »Nehmen wir mit.«
    »Es ist nass«, gab er zu bedenken.
    »Ich ziehe ihm etwas Frisches an.«
    »Wie viele Strümpfe hast du denn noch?«
    Emma musste zugeben, dass das ein Problem war. Ihr blieben nicht mehr als zwei Paar Strümpfe, und mindestens eines davon brauchte sie für sich selbst. Denn wenn sie barfuß in ihre Stiefel schlüpfte, bekäme sie nach wenigen Stunden Blasen an den Füßen.
    »Gut, du hast gewonnen«, sagte sie seufzend. »Die Windelfrage geht vor, das Bad muss warten. Ich bringe die Kleine zu Purlimil, damit sie trinken kann, und dabei schaue ich mir gleich mal an, wie Purlimil ihren Jungen wickelt. Ich frage Purlimil einfach über die hiesige Säuglingspflege aus, hm? Das ist auch für unser Forschungsprojekt interessant!«
    Feixend sagte Carl: »Oh, ich bin sicher, auf diesem Gebiet können wir alle viel Neues lernen. Die Herren von der Kolonialregierung werden staunen.« Er grinste, wurde jedoch unvermittelt wieder ernst. »Apropos Regierung: Es gab politische Veränderungen,

Weitere Kostenlose Bücher