Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
Vom Netzwerk:
jetzt selbst bezahlen?«, fragte Strike.
    Er hätte gedacht, dass sie ihm erklären würde, das gehe ihn einen feuchten Dreck an, aber stattdessen antwortete sie: »Ihre Leute haben noch gar nich’ gemerkt, dass sie immer noch dafür zahl’n.« Ihr war die leise Schadenfreude bei dieser Vorstellung anzuhören.
    »Hat Lula Ihnen auch diese Jacke gekauft?«
    »Nein«, fauchte sie ihn wütend und abweisend an. »Die hab ich mir selbs’ besorgt, ich hab jetz’ Arbeit.«
    »Ach so? Wo arbeiten Sie denn?«
    »Was geht Sie das an?«, blaffte sie.
    »Das war nur eine höfliche Frage.«
    Ein winziges Lächeln streifte kurz ihren breiten Mund, und sie gab erneut nach. »Ich arbeite nachmittags in ’nem Laden ganz in der Nähe von mir daheim.«
    »Ist daheim wieder in einem Wohnheim?«
    »Nee«, sagte sie, und er spürte augenblicklich, wie sie sich erneut sperrte und dass er sein Glück auf die Probe stellte, wenn er noch weiter nachbohrte. Er wählte einen anderen Ansatz.
    »Bestimmt war Lulas Tod ein Schock für Sie.«
    »Klar, war er«, bestätigte sie gedankenlos; dann merkte sie, was sie da gesagt hatte, und ruderte sofort zurück: »Ich hab natürlich gewusst, dass sie depri war, aber mit so was rechnest du einfach nich’.«
    »Sie würden also nicht sagen, dass sie selbstmordgefährdet wirkte, als Sie sich an diesem Tag mit ihr getroffen haben?«
    »Keine Ahnung. Ich hab sie ja nur ganz kurz geseh’n.«
    »Wo waren Sie, als Sie hörten, dass sie gestorben war?«
    »Da war ich noch im St. Elmo. Eine Menge Leute da haben gewusst, dass ich sie gekannt hab. Janine hat mich aufgeweckt und es mir gesagt.«
    »Und Sie dachten sofort, dass es ein Selbstmord war?«
    »Klar. Und jetz’ muss ich los. Ich muss echt los.«
    Ihm war klar, dass er sie nicht länger aufhalten konnte. Nachdem sie sich wieder in ihre lächerliche Pelzjacke gewunden hatte, hängte sie sich die Handtasche über die Schulter.
    »Schöne Grüße an Kieran.«
    »Richte ich aus.«
    »Bis dann.«
    Ohne sich noch einmal umzudrehen, watschelte sie aus dem Schnellrestaurant.
    Strike sah ihr nach, bis sie mit gesenktem Kopf an seinem Fenster vorüberging, die Brauen finster zusammengezogen, und gleich darauf aus seinem Sichtfeld verschwand. Es hatte aufgehört zu regnen. Gemächlich zog er ihr Tablett zu sich her und futterte die letzten Fritten.
    Dann sprang er so abrupt auf, dass das Mädchen mit der Baseballkappe, das eben seinen Tisch abräumen und abwischen wollte, mit einem überraschten Kiekser zurückschreckte. Im nächsten Moment stürmte Strike bereits aus dem McDonald’s und eilte die Grantley Road hinauf.
    Rochelle stand in ihrer magentafarbenen Pelzjacke unübersehbar an der Straßenecke inmitten von Passanten, die an einer Fußgängerampel warteten. Sie plapperte in ihr rosa Strasstelefon. Strike holte sie ein und drängte sich hinter sie in die Gruppe, indem er seinen massigen Körper nach vorn schob, bis die Wartenden ihm ganz von selbst den Weg freimachten.
    »… hat er noch gefragt, wen sie mitten in der Nacht treffen wollt … Genau, und …«
    Rochelle sah zur Seite, um dem Verkehr nachzuschauen, und entdeckte im Augenwinkel Strike hinter sich. Sofort nahm sie das Handy vom Ohr und beendete hektisch den Anruf.
    »Was is?«, fragte sie aufbrausend.
    »Wen haben Sie gerade angerufen?«
    »Das geht Sie ’n Scheiß an!«, bellte sie. Die wartenden Fußgänger blickten sie irritiert an. »Verfolg’n Sie mich?«
    »Ganz genau«, sagte Strike. »Hören Sie zu!«
    Die Ampel schaltete auf Grün; weil sie als Einzige nicht losgingen, drängelten die anderen an ihnen vorbei.
    »Können Sie mir Ihre Handynummer geben?«
    Die unversöhnlichen Stieraugen blickten ihn undurchdringlich, ausdruckslos und verschlossen an.
    »Wozu?«
    »Kieran hat mich darum gebeten«, log er. »Das hatte ich völlig vergessen! Er meinte, Sie haben eine Sonnenbrille bei ihm im Auto vergessen.«
    Er glaubte keine Sekunde, dass sie ihm das abkaufte, aber nach kurzem Überlegen diktierte sie ihm eine Nummer, die er hinten auf eine seiner Visitenkarten notierte.
    »War’s das?«, fragte sie aggressiv und marschierte über die Fahrbahn bis zu einer Verkehrsinsel, als die Ampel wieder auf Rot schaltete. Strike humpelte ihr nach. Seine Nähe machte sie sichtlich wütend und nervös.
    »Was denn?«
    »Ich glaube, Sie verschweigen mir etwas, Rochelle.«
    Sie sah ihn finster an.
    »Nehmen Sie die«, sagte Strike und zog eine zweite Visitenkarte aus der Manteltasche. »Wenn

Weitere Kostenlose Bücher