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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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erledig’n.«
    »Menschen wie Lula«, tastete sich Strike vor, »können manchmal ganz schön eingebildet sein. Ihre Mitmenschen mies behandeln. Sie sind es gewohnt, dass immer alles nach ihrer Pfeife …«
    »Ich mach doch keiner die Dienerin«, belehrte Rochelle ihn energisch.
    »Vielleicht mochte Lula Sie deshalb? Vielleicht sah sie in Ihnen eine Freundin, die mit ihr auf Augenhöhe war – die sich nicht bei ihr einschmeicheln wollte?«
    »Ganz genau«, bestätigte Rochelle halbwegs beschwichtigt. »Ich hab sie nich’ so bewundert.«
    »Man kann verstehen, warum sie Sie zur Freundin haben wollte, warum sie jemanden mit Bodenhaftung brauchte …«
    »Genau.«
    »… und Sie hatten Ihre Krankheit gemeinsam, nicht wahr? Darum haben Sie sich auf einer anderen Ebene mit ihr verständigen können als die meisten anderen Menschen.«
    »Und ich bin schwarz«, ergänzte Rochelle. »Und sie wollt sich auch richtig schwarz fühl’n.«
    »Hat sie mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Klar doch«, sagte Rochelle. »Sie wollt unbedingt rausfind’n, wo sie herkommt und wo sie hingehört.«
    »Hat sie Ihnen erzählt, dass sie den schwarzen Zweig ihrer Familie ausfindig machen wollte?«
    »Na klar. Und sie … Genau.«
    Sie klappte abrupt den Mund zu.
    »Hat sie je irgendjemanden gefunden? Ihren Vater vielleicht?«
    »Nee. Den hat sie nie gefund’n. Nicht die geringste Chance.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich !«
    Sie fiel über ihren Cookie her. Strike befürchtete, dass sie aufspringen würde, sobald sie ihn aufgegessen hatte.
    »Wirkte Lula deprimiert, als Sie sich am Tag vor ihrem Tod bei Vashti trafen?«
    »Oh Mann, ja.«
    »Hat sie Ihnen erzählt, warum?«
    »Da braucht’s keinen Grund. Das war die Krankheit.«
    »Aber sie hat Ihnen erzählt, dass es ihr schlecht ging, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete sie nach einem winzigen Zögern.
    »Eigentlich wollte sie mit Ihnen Mittag essen gehen, oder?«, fragte er. »Kieran hat mir erzählt, dass er sie zu dem Treffen mit Ihnen fuhr. Sie kennen doch Kieran? Kieran Kolovas-Jones?«
    Ihre Miene wurde weich; ihre Mundwinkel hoben sich leicht.
    »Klar kenn ich Kieran. Ja, sie is zu mir ins Vashti gekommen.«
    »Aber sie hat nicht mit Ihnen zu Mittag gegessen?«
    »Nee. Sie hatte’s eilig«, sagte Rochelle.
    Sie senkte den Kopf, nahm noch einen Schluck Kaffee und verbarg ihr Gesicht.
    »Warum hat sie Sie nicht einfach angerufen? Sie haben doch ein Handy, oder?«
    »Klar hab ich ’n Handy«, fauchte sie und zückte aus der Kunstpelzjacke ein einfaches Nokia, das über und über mit grellrosa Strasssteinchen beklebt war.
    »Warum hat sie nicht einfach angerufen und Ihnen gesagt, dass sie keine Zeit hätte?«
    Rochelle sah ihn finster an.
    »Weil sie nicht gern ihr Handy benutzt hat, weil die da immer mitgehört hab’n.«
    »Die Journalisten?«
    »Genau.«
    Sie hatte ihren Cookie fast aufgegessen.
    »Aber dass sie nicht zu Vashti kommen würde, hätte doch kaum einen Journalisten interessiert, oder?«
    »Was weiß ich.«
    »Fanden Sie es damals nicht eigenartig, dass sie sich extra zu Vashti fahren ließ, nur um Ihnen zu erklären, dass sie nicht zum Mittagessen bleiben würde?«
    »Klar. Nee«, sagte Rochelle. Und dann brach es plötzlich aus ihr heraus: »Wenn du gefahren wirs’, kann dir so was doch scheißegal sein, oder? Du kanns’ dich hinfahr’n lassen, wohin du wills’, das alles kost’ dich nich’ einen Penny, du lässt dich einfach hinbringen, hab ich recht? Sie wär auf ihrem Weg sowieso im Vashti vorbeigekomm’, also is sie kurz rein und hat mir gesagt, dass sie keine Zeit zum Essen hätt, weil sie zurückmusste zu dieser verschissenen Ciara Porter.«
    Rochelle sah aus, als hätte sie das verräterische »verschissen« am liebsten sofort zurückgenommen, und kniff die Lippen zusammen, als müsste sie verhindern, dass ihr noch mehr Schimpfwörter entschlüpften.
    »Und mehr ist nicht passiert? Sie kam in den Laden, sagte: ›Ich kann nicht bleiben, ich muss nach Hause und mich mit Ciara treffen‹, und ging wieder?«
    »Genau. Mehr oder weniger.«
    »Kieran hat gesagt, normalerweise hätten die beiden Sie nach Hause gefahren, wenn Sie sich mit Lula getroffen haben.«
    »Stimmt«, sagte sie. »Klar. Aber an dem Tag war sie zu beschäftigt, okay?«
    Rochelle konnte ihren Ärger nur schlecht verhehlen.
    »Erzählen Sie mir genau, was in dem Laden geschah. Hat eine von Ihnen etwas anprobiert?«
    »Doch«, antwortete Rochelle nach kurzem Überlegen. »Sie schon.« Sie

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