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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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doch auch bei uns wohnen!«
    Kurz sah er das ganz in Blau gehaltene Gästezimmer und Gregs gekünsteltes Grinsen vor sich.
    »Luce, es geht mir gut, ehrlich. Ich will einfach nur arbeiten und eine Weile allein bleiben.«
    Er brauchte eine weitere halbe Stunde, um sie aus seinem Büro zu komplimentieren. Es war ihr unangenehm, dass sie derart in Rage geraten war; sie entschuldigte sich dafür und versuchte, sich dafür zu rechtfertigen, was eine weitere Tirade gegen Charlotte auslöste. Als sie schließlich abzog, half er ihr, die Tüten nach unten zu tragen, und lenkte sie dabei erfolgreich von den aufgestapelten Kartons im Treppenhaus ab, in denen sich seine Habseligkeiten befanden, bevor er sie schließlich am Ende der Denmark Street in ein Taxi setzte. Ihr rundes, mascaraverschmiertes Gesicht sah durch das Rückfenster zu ihm auf. Er rang sich ein Lächeln ab und winkte ihr gezwungen nach, bevor er sich die nächste Zigarette anzündete und darüber nachsann, dass Lucys Auffassung von Mitgefühl ihn unangenehm an einige der Verhörtechniken erinnerte, die man in Guantánamo eingesetzt hatte.

10
    Robin hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, nicht nur sich selbst, sondern auch für Strike ein Sandwich zu kaufen, wenn er über Mittag im Büro war, und sich das Geld dafür aus der Kaffeekasse zu nehmen.
    Heute allerdings hatte sie es nicht eilig zurückzukehren. Im Gegensatz zu Lucy, die dafür offenbar keine Antennen hatte, war ihr durchaus aufgefallen, wie unglücklich Strike gewirkt hatte, als er sie ins Gespräch vertieft angetroffen hatte. Beim Betreten des Büros war seine Miene exakt so grimmig gewesen wie bei ihrer allerersten Begegnung.
    Robin hoffte, dass sie nichts zu Lucy gesagt hatte, was Strike nicht gutheißen würde. Lucy hatte nicht auffällig gebohrt; auf einige ihrer Fragen war Robin die Antwort trotzdem nicht leichtgefallen.
    »Haben Sie Charlotte schon kennengelernt?«
    Robin vermutete, dass Charlotte die atemberaubende Exfrau oder -freundin war, deren Abgang sie an ihrem ersten Morgen bezeugt hatte. Nachdem ein Beinahezusammenstoß aber noch kein Kennenlernen darstellte, hatte sie wahrheitsgemäß geantwortet: »Nein, noch nicht.«
    Ein scheinheiliges Lächeln hatte um Lucys Mund gespielt. »Ich hätte gedacht, sie würde Sie kennenlernen wollen.«
    Ohne zu wissen, warum, hatte Robin sich zu der Erklärung genötigt gefühlt: »Ich bin nur vorübergehend hier.«
    »Trotzdem«, sagte Lucy, die ihre Antwort besser zu verstehen schien als Robin selbst.
    Erst jetzt, da sie den Gang mit den Chips auf und ab wanderte, ohne sie wirklich wahrzunehmen, ergaben Lucys Andeutungen einen Sinn. Robin nahm an, dass sie ihr damit hatte schmeicheln wollen, allerdings fand sie allein die Vorstellung, dass Strike sie irgendwie anbaggern wollte, richtiggehend unappetitlich.
    (»Matt, ehrlich, du solltest ihn mal sehen … Er ist ein Riese, und er hat ein Gesicht wie ein verprügelter Boxer. Nicht nur, dass er wirklich unattraktiv ist – er ist bestimmt außerdem schon über vierzig, und« – sie hatte überlegt, wie sie sich noch über Strikes Äußeres auslassen konnte – »er sieht aus, als würden ihm Schamhaare auf dem Kopf wachsen.« Trotzdem hatte sich Matthew erst jetzt, da Robin den Job in der Media-Consulting-Firma angenommen hatte, mit dem Gedanken angefreundet, dass sie vorübergehend weiter für Strike arbeitete.)
    Robin griff auf gut Glück zu zwei Tüten Salt-and-Vinegar-Chips und ging damit zur Kasse. Sie hatte Strike noch nicht erzählt, dass sie ihn in zweieinhalb Wochen verlassen würde.
    Schließlich hatte Lucy das Thema Charlotte fallen lassen, allerdings nur um Robin anschließend darüber auszuhorchen, wie die Geschäfte in der schäbigen kleinen Detektei liefen. Robin hatte sich so bedeckt gehalten wie möglich, denn wenn Lucy nicht wusste, wie schlecht es um Strikes Finanzen stand, dann vermutlich nur, weil Strike es ihr nicht hatte erzählen wollen. In der Hoffnung, dass es ihm gefallen würde, wenn seine Schwester glaubte, die Geschäfte liefen glänzend, hatte sie wie beiläufig erwähnt, dass sein jüngster Klient durchaus wohlhabend sei.
    »Bestimmt ein Scheidungsfall, oder?«, hatte Lucy gefragt.
    »Nein, es ist ein … Na ja, ich habe eine Vertraulichkeitserklärung unterschrieben … Man hat ihn gebeten, einen Suizid zu untersuchen.«
    »Oh Gott, das ist bestimmt nicht angenehm für Cormoran«, hatte Lucy mit einem eigenartigen Unterton erwidert.
    Robin hatte sie verdattert

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