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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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geraten war und den Blick auf eine dunkle Brustwarze freigab. Ciara Porter sah zu Lula auf. Auf ihrem Gesicht waren erste Anzeichen eines Lachanfalls zu erkennen; als hätte sie einen Witz erst später kapiert. Genau wie in der weitaus bekannteren Fassung des Fotos richtete sich die Aufmerksamkeit des Betrachters sofort auf Lula.
    In diesem Raum war sie allgegenwärtig. Zur Linken war sie inmitten einer Gruppe von Models abgebildet, die durchsichtige Hemdkleider in allen Farben des Regenbogens trugen. Daneben hing eine Profilaufnahme, auf der ihre Lippen und Augenlider mit Blattgold überzogen waren. Ob man ihr beigebracht hatte, ihr Gesicht möglichst fotogen in Szene zu setzen und auf Abruf exakt die richtige Emotion zur Schau zu stellen? Oder war sie nur eine transparente Oberfläche gewesen, durch die ihre wahren Gefühle schimmerten?
    »Machen Sie es sich irgendwo bequem«, sagte Somé und ließ sich in den Chefsessel hinter dem mit Skizzen bedeckten Schreibtisch aus Stahl und dunklem Holz fallen. Strike entschied sich für einen Stuhl, der aus zurechtgebogenem Plexiglas bestand. Vor ihm auf dem Schreibtisch lag ein T-Shirt, das Prinzessin Diana als grellbunte mexikanische Madonna zeigte. Glasperlen und Kügelchen glitzerten neben einem in Flammen stehenden scharlachroten Satinherz, auf dem schief eine gestickte Krone saß.
    »Gefällt’s Ihnen?«, fragte Somé, dem Strikes Interesse nicht entgangen war.
    »Und wie«, log Strike.
    »Ist so gut wie überall ausverkauft. Hat mir böse Briefe von den Katholiken eingehandelt. Joe Mancura hat es in der Jools-Holland-Show getragen. Für die Winterkollektion plane ich William als Christus auf einem Longsleeve. Oder Harry mit einer AK -47 vor dem Schritt. Was halten Sie davon?«
    Strike lächelte gezwungen. Mit etwas mehr Schwung als nötig schlug Somé die Beine übereinander.
    »Na schön«, sagte er überraschend direkt, »der kleine Buchhalter glaubt also, dass Cuckoo ermordet wurde? Ich habe Lula immer ›Cuckoo‹ genannt«, fügte er überflüssigerweise hinzu.
    »Ja. John Bristow ist übrigens Anwalt und nicht Buchhalter.«
    »Das weiß ich, aber Cuckoo und ich haben ihn immer den ›kleinen Buchhalter‹ genannt. Also, ich sowieso. Cuckoo auch, wenn sie entsprechend drauf war. Er hat ständig seine Nase in ihre Verträge gesteckt, um aus jedem noch den letzten Penny rauszuquetschen. Wahrscheinlich zahlt er Ihnen nur das Allernötigste. Gibt es in Ihrer Branche einen Mindestlohn?«
    »Oh, er bezahlt mir sogar das Doppelte.«
    »Ach ja? Jetzt, da er mit Cuckoos Geld um sich werfen kann, wird er plötzlich großzügig.«
    Somé kaute auf einem Fingernagel, was Strike an Kieran Kolovas-Jones erinnerte. Der Designer und der Fahrer waren sogar ähnlich gebaut – beide nicht besonders groß, aber wohlproportioniert.
    »Hach, bin ich heute eine Zicke«, sagte Somé, nachdem er den Fingernagel wieder aus dem Mund genommen hatte. »Ich kann John Bristow einfach auf den Tod nicht ausstehen. Er konnte Cuckoo einfach nicht in Ruhe lassen! Es wäre besser, er würde sich um seinen eigenen Scheiß kümmern und sich endlich mal outen . Hat er ihnen auch was von seiner Mama vorgeheult? Und haben Sie seine Freundin gesehen? Wenn die keinen Bart hat, dann weiß ich’s auch nicht.«
    Nachdem er seine nervöse Tirade ohne Punkt und Komma heruntergerattert hatte, hielt Somé inne und holte eine Schachtel Mentholzigaretten aus einer gut verborgenen Schublade in seinem Schreibtisch. Strike war nicht entgangen, dass seine Nägel bis aufs Fleisch abgekaut waren.
    »Ihre Familie ist schuld daran, dass sie so abgefuckt war. ›Süße, vergiss die ganze Sippschaft‹, hab ich immer gesagt, aber sie wollte nicht auf mich hören. So war Cuckoo eben, konnte einfach nicht loslassen.«
    Er offerierte Strike eine seiner blütenweißen Zigaretten. Nachdem der Detektiv abgelehnt hatte, zündete sich Somé mit einem gravierten Zippo selbst eine an und ließ den Deckel des Feuerzeugs mit einem Klicken wieder zuschnappen.
    »Ich wünschte mir, ich hätte daran gedacht, einen Privatdetektiv zu engagieren. Wurde auch höchste Zeit! Auf die Idee bin ich leider gar nicht gekommen. Dass sie Selbstmord begangen haben soll, kann ich nicht glauben. Realitätsverleugnung, sagt mein Therapeut. Ich gehe zweimal die Woche in diese beschissene Therapie – völlig für den Arsch. Ich würd mir ja gern wie Lady Bristow Valium einwerfen, aber auf Valium bin ich nicht kreativ. In der Woche nach Cuckoos Tod hab

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