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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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    »Hat er Ihnen das nicht erzählt? Ehrlich gesagt braucht er es meistens gar nicht zu erzählen, weil es sowieso jeder weiß. Unsere Mutter war ein berühmtes … Groupie sagt man dazu, nicht wahr?« Plötzlich hatte Lucys Lächeln angestrengt gewirkt, und ihr bemüht gleichmütiger und fröhlicher Tonfall war auf einmal spröde geworden. »Man kann das alles im Internet nachlesen. So wie überhaupt alles, nicht wahr? Sie starb an einer Überdosis, und die Polizei erkannte auf Suizid, aber Stick war überzeugt, dass ihr Exmann etwas damit zu tun hatte. Natürlich wurde ihm nie etwas nachgewiesen. Stick war außer sich vor Wut. Jedenfalls war es eine schrecklich schmutzige Angelegenheit. Vielleicht hat dieser Klient sich deshalb für Stick entschieden – ich nehme an, es geht bei dem Suizid um eine Überdosis?«
    Robin hatte nicht geantwortet, aber das brauchte sie auch nicht; denn ohne ihre Erwiderung abzuwarten, war Lucy fortgefahren: »Stick hat damals sein Studium hingeworfen und ist zur Militärpolizei gegangen. Die ganze Familie war zutiefst enttäuscht. Er ist ein wirklich kluger Kopf, müssen Sie wissen; er war der Erste in unserer Familie, der in Oxford aufgenommen wurde; aber er packte einfach seinen Kram und ging zur Army. Und anscheinend hat er sich dort hervorragend eingefügt. Ganz ehrlich, ich finde es eine Schande, dass er aus der Army ausgeschieden ist. Er hätte dabeibleiben sollen, gerade mit seinem Bein, Sie wissen schon …«
    Robin verriet nicht einmal mit einem Wimpernzucken, dass sie nichts von alldem gewusst hatte.
    Lucy hatte einen Schluck Tee getrunken.
    »Und aus welcher Ecke in Yorkshire stammen Sie?«
    Danach war das Gespräch angenehm dahingeplätschert, und zwar bis zu dem Moment, als Strike hereingeplatzt war, während sie gerade gemeinsam über Robins Schilderung von Matthews letzten Heimwerkerversuchen gelacht hatten.
    Während Robin, mit Sandwiches und Chips beladen, zum Büro zurückging, merkte sie, dass sie inzwischen nur noch mehr Mitleid mit Strike hatte als zuvor. Seine Ehe – oder seine Beziehung, sofern die beiden nicht verheiratet gewesen waren – war gescheitert; er schlief in seinem Büro; er war ein Kriegsversehrter; und jetzt hatte sie auch noch erfahren, dass seine Mutter unter zweifelhaften und elenden Umständen ums Leben gekommen war.
    Sie gab gar nicht erst vor, dass ihr Mitgefühl frei von Neugier wäre. Ihr war längst klar, dass sie irgendwann in nächster Zukunft versuchen würde, online nachzuforschen, wie Leda Strike genau gestorben war. Gleichzeitig hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie schon wieder Einblick in ein Kapitel aus Strikes Leben bekommen hatte, das er ihr sicher lieber nicht offenbart hätte – genauso wenig wie das pelzige Stück Bauch, das er ihr am Morgen aus Versehen entgegengestreckt hatte. Sie hatte ihn als stolzen und selbstgenügsamen Menschen erlebt; genau das mochte und bewunderte sie an ihm, selbst wenn sich diese Eigenschaften in einer Art und Weise äußerten – durch die Campingliege, die Kartons mit seinen Habseligkeiten auf dem Treppenabsatz, die leeren Instantnudel-Packungen im Mülleimer –, für die jemand wie Matthew nur Spott übrighatte, weil in dessen Vorstellung jeder, der unter solchen Umständen hauste, unsolide oder ein Nichtsnutz war.
    Robin war sich nicht sicher, ob sie sich die leicht angespannte Atmosphäre bei ihrer Rückkehr ins Büro nur einbildete oder nicht. Strike saß vor ihrem Computer, hackte auf die Tastatur ein und dankte ihr geistesabwesend für das Sandwich, ließ die Arbeit aber nicht (wie sonst) zehn Minuten ruhen, um mit ihr über den Fall zu plaudern.
    »Ich brauche noch ein paar Minuten; ist es in Ordnung, wenn Sie solange auf dem Sofa sitzen?«, fragte er und tippte weiter.
    Ob Lucy ihm wohl erzählt hatte, worüber sie gesprochen hatten? Robin hoffte nicht. Dann ärgerte sie sich über ihr schlechtes Gewissen; schließlich hatte sie sich nichts zuschulden kommen lassen. Ihr Ärger überdeckte vorübergehend sogar ihren Wunsch zu erfahren, ob er Rochelle Onifade gefunden hatte.
    »Aha«, sagte Strike.
    Endlich hatte er auf der Website des italienischen Modedesigners die magentafarbene Kunstpelzjacke gefunden, die Rochelle am Vormittag getragen hatte. Sie war erst seit zwei Wochen auf dem Markt und kostete fünfzehnhundert Pfund.
    Robin wartete darauf, dass Strike seinen Ausruf erläuterte, aber er war wieder verstummt.
    »Haben Sie sie gefunden?«, fragte sie, als Strike

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