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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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sich schließlich vom Computer abwandte und sein Sandwich auspackte.
    Er erzählte ihr von dem Treffen, aber diesmal spürte sie nichts von der Begeisterung und Dankbarkeit, mit der er sie noch am Vormittag immer wieder als »Genie« bezeichnet hatte. Als Robin ihm die Ergebnisse ihrer telefonischen Nachforschungen mitteilte, blieb sie darum ähnlich unterkühlt.
    »Ich habe bei der Anwaltskammer angerufen und mich nach der Konferenz erkundigt, die am siebten Januar in Oxford stattfand«, sagte sie. »Tony Landry hat daran teilgenommen. Ich habe behauptet, ich hätte ihn dort kennengelernt, aber seine Visitenkarte verlegt.«
    Er schien nicht besonders interessiert an dieser Information, obwohl er sie selbst angefordert hatte, und beglückwünschte sie auch nicht zu ihrem Einfallsreichtum. Das Gespräch versiegte, ohne dass es einen von beiden zufriedengestellt hätte.
    Die Begegnung mit Lucy hatte Strike erschöpft; eigentlich wollte er nur noch allein sein. Zudem hatte er den Verdacht, dass Lucy Robin von Ledas Tod erzählt hatte. Seine Schwester fand es zwar schrecklich, dass ihre Mutter als Halbprominente gelebt hatte und ebenso gestorben war, aber manchmal überkam sie der paradoxe Wunsch, sich über all das auszulassen, und zwar am liebsten gegenüber Fremden. Vielleicht war das für sie eine Art Sicherheitsventil, weil sie ihre Vergangenheit gegenüber ihren Vorstadtfreunden resolut unter Verschluss hielt, oder aber sie versuchte, den Kampf gleich zu Beginn in gegnerisches Territorium zu verlagern, indem sie aus lauter Angst davor, was ihr Gegenüber wissen könnte, jedes noch so flüchtige anrüchige Interesse von vornherein zu befriedigen versuchte, damit es gar nicht erst aufflackerte. Nur war es ihm gar nicht recht, dass Robin jetzt von seiner Mutter wusste oder von seinem Bein oder von Charlotte oder von den anderen schmerzhaften Erinnerungen, in denen Lucy jedes Mal beharrlich herumpulte, sobald sie ihm nahe genug kam.
    Müde und schlecht gelaunt, wie Strike war, richtete er seinen pauschalen Groll gegen alle Frauen, die einen Mann einfach nicht in Frieden lassen konnten, ungerechterweise auch gegen Robin. Er spielte mit dem Gedanken, sich nachmittags mit seinen Notizen ins Tottenham zurückzuziehen, wo er in Ruhe würde sitzen und nachdenken können und wo ihn niemand mit neugierigen Fragen piesackte.
    Robin spürte den Stimmungsumschwung nur zu deutlich. Nach einem kritischen Blick auf den stumm dasitzenden Strike fegte sie sich die Sandwichkrümel von der Kleidung und rezitierte dann knapp und nüchtern die Nachrichten, die am Vormittag für ihn eingegangen waren.
    »John Bristow hat angerufen und die Handynummer von Marlene Higson hinterlassen. Außerdem ist er zu Guy Somé durchgedrungen, der Sie am Donnerstagvormittag um zehn in seinem Atelier in der Blunkett Street empfangen würde, falls Ihnen das passt. Das ist draußen in Chiswick, in der Nähe von Strand-on-the-Green.«
    »Sehr gut. Danke.«
    Ansonsten sprachen sie kaum miteinander.
    Strike verbrachte den größten Teil des Nachmittags im Pub und kehrte erst um zehn vor fünf zurück. Doch auch da war die beiderseitige Verlegenheit noch immer deutlich zu spüren, und so war er zum ersten Mal erleichtert, als Robin wenig später heimging.

TEIL VIER
    Optimumque est, ut vulgo dixere, aliena insania frui.
    Am besten ist es, um es allgemein zu sagen, den Wahnsinn der anderen zu genießen.
    PLINIUS DER ÄLTERE, HISTORIA NATURALIS

1
    An dem Tag, an dem Strike den Termin in Guy Somés Atelier hatte, duschte er früh im Studentenwerk und wählte seine Garderobe mit untypischer Sorgfalt. Aufgrund seiner gründlichen Durchsicht der Website des Designers wusste er, dass Somés Angebot Chaps aus abgewetztem Leder, Krawatten aus Drahtgeflecht und breitkrempige schwarze Stirnbänder umfasste, zu deren Herstellung man offenbar den oberen Teil ausrangierter Bowlerhüte abgeschnitten hatte. Aus einer vagen Trotzhaltung heraus entschied sich Strike deshalb für den konservativ geschnittenen, bequemen Anzug, den er schon im Cipriani getragen hatte.
    Das Atelier befand sich in einem umfunktionierten Lagerhaus aus dem neunzehnten Jahrhundert am Nordufer der Themse. Das glitzernde Wasser des Flusses blendete ihn, während er nach dem Eingang Ausschau hielt, der nicht eindeutig gekennzeichnet war; nichts an der Fassade wies auf den Zweck hin, dem das Gebäude mittlerweile diente.
    Endlich entdeckte Strike einen unauffälligen, unbeschrifteten Klingelknopf. Als er

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