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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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mit widerwärtigen Missbrauchsfällen. Doch ein paar Minuten später verlieh Strike ihrem Gefühl die richtigen Worte: »Langweilige Schnappschüsse.«
    Er klang nicht annähernd so enttäuscht, wie Robin sich fühlte. Sie schämte sich. Hatte sie etwa gehofft, etwas Schreckliches zu sehen? Strike klickte durch Bilder von kichernden jungen Frauen, anderen Models und einem gelegentlichen Promi. Mehrere Fotos zeigten Lula mit Evan Duffield. Einige davon waren eindeutig von ihnen selbst aufgenommen. Sie grinsten sichtlich betrunken oder stoned aus einer Armeslänge Entfernung in die Kamera. Auch Somé hatte mehrere Auftritte; an seiner Seite wirkte Lula formeller und weniger ausgelassen. Zahlreiche Aufnahmen zeigten Lula mit Ciara Porter, wie sie sich in Bars umarmten, in Clubs tanzten oder in einer überfüllten Wohnung auf einem Sofa saßen.
    »Das da ist Rochelle«, sagte Strike plötzlich und deutete auf ein mürrisches Gesicht, das man auf einem Gruppenbild unter Ciaras Achselhöhle erkennen konnte. Kieran Kolovas-Jones hatte sich ebenfalls auf das Foto geschlichen. Er stand grinsend am Bildrand.
    »Tun Sie mir einen Gefallen«, sagte Strike, als er die zweihundertzwölf Bilder überflogen hatte. »Gehen Sie die für mich durch und versuchen Sie, zumindest die Promis darauf zu identifizieren. Damit wir eine ungefähre Ahnung davon bekommen, wer die Fotos von ihrem Laptop gelöscht haben könnte.«
    »Aber diese Bilder sind völlig harmlos«, sagte Robin.
    »Anscheinend nicht«, sagte Strike.
    Er kehrte in sein Büro zurück, wo er erst John Bristow (der in einem Meeting war und nicht gestört werden durfte; »Bitte sagen Sie ihm, dass er mich so schnell wie möglich zurückrufen soll«), dann Eric Wardle (Mailbox: »Ich hätte noch eine Frage zu Lula Landrys Laptop«) und schließlich, trotz geringer Erfolgsaussichten, Rochelle Onifade anrief (keine Antwort; keine Möglichkeit, eine Nachricht zu hinterlassen: »Mailbox voll«).
    »Mit Bestigui komme ich einfach nicht weiter«, sagte Robin, als er wieder im Vorzimmer auftauchte. Sie war gerade dabei, eine unbekannte Brünette zu identifizieren, die mit Lula am Strand posierte. »Ich habe es heute Morgen wieder versucht, aber er ruft einfach nicht zurück. Ich bin mit meinem Latein wirklich am Ende; ich habe mich als Gott weiß wer ausgegeben, behauptet, es sei sehr dringend – was ist daran so lustig?«
    »Ich frage mich gerade, weshalb bei keinem Ihrer zahlreichen Vorstellungsgespräche ein Job rausgesprungen ist«, sagte Strike.
    »Oh«, sagte Robin und errötete leicht. »So ist es nicht. Sie hätten mich alle genommen. Ich habe mich für den in der Personalabteilung entschieden.«
    »Oh. Ach so. Das wusste ich nicht. Glückwunsch.«
    »Tut mir leid. Ich dachte, ich hätte es Ihnen gesagt«, log Robin.
    »Also werden Sie … wann hier aufhören?«
    »In zwei Wochen.«
    »Aha. Das wird Matthew sicher freuen, oder?«
    »Ja«, sagte sie etwas verblüfft. »Allerdings.«
    Strike konnte unmöglich wissen, wie sehr es Matthew gegen den Strich gegangen war, dass sie hier arbeitete. Oder doch? Sie hatte penibel darauf geachtet, selbst die dezenteste Andeutung bezüglich ihrer häuslichen Spannungen zu vermeiden.
    Das Telefon klingelte. Robin nahm ab.
    »Büro von Cormoran Strike … Ja, mit wem spreche ich bitte? … Derrick Wilson«, sagte sie und reichte den Hörer weiter.
    »Hi, Derrick.«
    »Mr. Bestigui ist ’n paar Tage unterwegs«, sagte Wilson. »Wenn Sie sich immer noch die Bude ansehen woll’n …«
    »Ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen«, sagte Strike.
    Er war bereits aufgesprungen und durchsuchte seine Taschen nach Geldbeutel und Schlüssel, als er Robins betrübten Gesichtsausdruck bemerkte, mit dem sie die harmlosen Schnappschüsse durchforstete.
    »Wollen Sie mitkommen?«
    »Sehr gerne«, sagte sie fröhlich, schnappte sich ihre Handtasche und fuhr den Computer herunter.

3
    Hinter der schweren, schwarz lackierten Eingangstür der Kentigern Gardens 18 tat sich ein marmornes Foyer auf. Direkt dem Eingang gegenüber war ein geschmackvoller Empfangstresen aus Mahagoni in den Boden eingelassen. Rechts davon konnte man die unterste Stufe eines Treppenaufgangs (die Stufen aus Marmor, das Geländer aus Messing und Holz) erkennen; blank polierte vergoldete Aufzugtüren; und eine massive Tür aus dunklem Holz in der weißen Wand. Davor standen auf einem allein zum Zweck der Raumgestaltung reservierten weißen Würfel mehrere große zylinderförmige Vasen.

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