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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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diese Tür war in jener Nacht unverschlossen, ja?«, fragte Strike. Wilson nickte und betätigte erneut einen Lichtschalter.
    Sie standen auf dem breiten Marmorrand eines Schwimmbeckens, das mit einer dicken Plastikfolie bedeckt war. Auch hier waren an der gegenüberliegenden Wand Spiegel angebracht. Robin fand, dass sie in ihrer Straßenkleidung vor den tropischen Pflanzen und flatternden Schmetterlingen der Wandmalerei, die sich bis zur Decke erstreckte, seltsam deplatziert wirkten. Das Becken hatte eine Länge von etwa fünfzehn Metern. Am jenseitigen Ende waren ein sechseckiger Whirlpool und dahinter drei abschließbare Umkleidekabinen zu erkennen.
    »Keine Kameras?«, fragte Strike und sah sich um. Wilson schüttelte den Kopf.
    Robin spürte, wie ihr der Schweiß im Nacken und auf den Armen ausbrach. Die Luft hier unten war so drückend, dass sie froh war, als sie vor den beiden Männern die Treppe zum Foyer hinaufsteigen konnte; dieses kam ihr im Vergleich angenehm luftig vor. In ihrer Abwesenheit war eine zierliche junge Blondine eingetroffen. Sie trug einen rosa Kittel, Jeans und ein T-Shirt und hielt einen Plastikeimer mit Putzutensilien in der Hand.
    »Derrick«, sagte sie mit schwerem Akzent, sobald der Wachmann die Treppe heraufkam. »Schlüssel für zwei?«
    »Das ist Lechsinka«, sagte Wilson. »Die Putzfrau.«
    Sie schenkte Robin und Strike ein hübsches, schüchternes Lächeln. Wilson umrundete den Mahagonitresen und griff nach einem Schlüssel, den er ihr reichte, und Lechsinka ging nach oben, wobei sie den Eimer schlenkern und den prallen, jeansgewandeten Hintern verführerisch schwingen ließ. Widerwillig zwang sich Strike, der Robins schiefen Blick bemerkt hatte, woanders hinzusehen.
    Strike und Robin folgten Wilson zu Apartment eins, das er mit dem Generalschlüssel öffnete. Strike bemerkte den altmodischen Spion in der Tür.
    »Mr. Bestiguis Wohnung«, verkündete Wilson und schaltete die Alarmanlage ab, indem er auf einem Tastenfeld rechter Hand einen Code eingab. »Lechsinka war heute Morgen schon hier.«
    Strike roch Putzmittel und registrierte die Spuren eines Staubsaugers auf dem weißen Teppich in dem von Messingwandleuchten erhellten Eingangsbereich. Fünf makellos weiße Türen gingen davon ab. Neben dem dezent in die Wand eingelassenen Tastenfeld der Alarmanlage hing ein Gemälde, auf dem verträumte Ziegen und Bauern über einem blaustichigen Dorf schwebten. Unter dem Chagall standen große Vasen mit Orchideen auf einem schwarz lackierten Holztisch.
    »Wo ist Bestigui?«, fragte Strike.
    »L. A.«, sagte der Wachmann. »In zwei Tagen wieder zurück.«
    Jede der drei großen Fenstertüren im Wohnzimmer führte auf einen separaten, schmalen Steinbalkon; bis auf die in Wedgwood-Blau gestrichenen Wände war die Einrichtung nahezu vollständig in Weiß gehalten. Alles war makellos, elegant und angenehm proportioniert. Auch hier hing ein einzelnes prächtiges und ebenso surreales wie makabres Gemälde: Ein mit einem Speer bewaffneter Mann unter einer schwarzen Vogelmaske hielt den kopflosen grauen Torso einer Frau im Arm.
    Tansy Bestigui hatte behauptet, den lautstarken Streit zwei Stockwerke über ihr von diesem Raum aus gehört zu haben. Strike ging zu den hohen Fenstern hinüber und begutachtete die modernen Griffe und die Stärke der Scheiben. Obwohl sein Ohr nur einen Zentimeter von dem kalten Glas entfernt war, konnte er nicht das geringste Geräusch von draußen hören. Der schmale Balkon hinter dem Fenster war mit Blumentöpfen vollgestellt, aus denen zu Kegeln geschnittene Büsche wuchsen.
    Strike ging weiter ins Schlafzimmer. Robin blieb im Wohnzimmer zurück, drehte sich langsam um die eigene Achse, betrachtete den Kronleuchter aus Muranoglas, den in hellblau und zartrosa gehaltenen Teppich, den riesigen Plasmafernseher, den modernen Esstisch aus Glas und Stahl und die mit Seidenpolstern bezogenen Stühle, die kleinen silbernen Kunstgegenstände auf den gläsernen Beistelltischchen und auf dem Kaminsims aus weißem Marmor. Wehmütig dachte sie an ihr IKEA -Sofa, auf das sie bis gerade eben noch sehr stolz gewesen war; dann fiel ihr Strikes Campingliege ein, und sie bekam ein schlechtes Gewissen.
    Sie drehte sich zu Wilson um. »Eine ganz andere Welt, oder?«, sagte sie und wiederholte damit unwissentlich Eric Wardles Worte.
    »Yeah«, sagte er. »Für Kinder wär das nichts.«
    »Nein«, sagte Robin, die das Apartment unter diesem Gesichtspunkt noch gar nicht betrachtet

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