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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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Manschettenknöpfe gehandelt hatte. Nachdem sie die Sachen so in dem begehbaren Kleiderschrank platziert hatte, dass Macc sie unmöglich übersehen konnte, hatte sie die Alarmanlage wieder eingeschaltet und war nach Hause gegangen.
    Strike dankte ihr herzlich und blieb noch eine Weile stehen, um ihr eng mit Jeansstoff bespanntes Hinterteil zu bewundern, während sie die Bettdecke glatt strich. Anschließend ging er zu Robin und Wilson in den Eingangsbereich zurück.
    Auf dem Weg in den dritten Stock vergewisserte sich Strike, dass Lechsinkas Angaben mit Wilsons übereinstimmten. Dieser bestätigte, dass er den Techniker angewiesen hatte, genau wie an der Eingangstür den Code auf 1966 zu programmieren.
    »Ich dachte, das könnt die Lechsinka sich am einfachsten merken. Ist ja immer derselbe Code. Macc hätte ihn ja ändern können.«
    »Wissen Sie noch, wie der Techniker ausgesehen hat? Sie haben gesagt, Sie hätten ihn noch nie zuvor gesehen.«
    »’n junger Typ. Haare bis hier.« Wilson legte sich die Hand an die Schulter.
    »Ein Weißer?«
    »Yeah, weiß. Hat nicht ausgesehen, als würd er sich schon rasieren müssen.«
    Sie hatten die Tür zu Apartment drei erreicht. Lula Landrys einstiges Heim. Robin spürte, wie es ihr – vor Angst, vor Aufregung – kalt den Rücken hinunterlief, während Wilson die weiß gestrichene Tür mit dem kreisrunden Spion darin öffnete.
    Das Apartment unterschied sich insofern von den anderen, als es kleiner und trotzdem gleichzeitig luftiger wirkte. Es war erst kürzlich in Creme- und Brauntönen gestrichen worden. Guy Somé hatte Strike gegenüber erwähnt, dass die berühmte Vorbesitzerin der Wohnung Farben geliebt habe. Doch jetzt wirkte alles so unpersönlich wie in einem Hotelzimmer. Schweigend ging Strike voraus ins Wohnzimmer.
    Der Teppich bestand, anders als der in Bestiguis Wohnung, nicht aus üppiger Wolle, sondern aus grober sandfarbener Jute. Strike fuhr mit dem Absatz darüber; er hinterließ keinerlei Spuren.
    »Lag der Teppich damals schon?«, fragte Strike.
    »Yeah. Hatte sie sich ausgesucht. Der war so gut wie neu, drum haben sie ihn liegen lassen.«
    In den anderen Wohnungen hatte sich zwischen den hohen Fenstertüren mit den drei separaten kleinen Balkonen ein gleichmäßiger Abstand befunden. Das Penthouse hingegen wies eine einzige weite Doppeltür auf, die auf einen lang gestreckten Balkon führte. Strike öffnete die Türen und trat hinaus, und Robin wurde mulmig; nach einem Blick auf den unbeteiligt wirkenden Wilson drehte sie sich um, betrachtete die Kissen und die Schwarz-Weiß-Drucke an den Wänden und versuchte, nicht darüber nachzudenken, was vor drei Monaten hier geschehen war.
    Strike sah auf die Straße hinunter. Robin wäre überrascht gewesen zu erfahren, dass seine Gedanken weder so sachlich noch so leidenschaftslos waren, wie sie glaubte.
    Er stellte sich eine Person vor, die völlig die Kontrolle über sich verloren hatte; jemanden, der auf die wunderschöne feingliedrige Lula Landry zurannte. Auf Lula, die sich extra für einen sehnlichst erwarteten Besucher in Schale geworfen hatte; ein Mörder wie von Sinnen, der sie halb zog, halb schubste und schließlich mit der übermenschlichen Kraft eines Wahnsinnigen vom Balkon stieß. Die Sekunden, in denen sie durch die Luft auf den von trügerisch weich aussehendem Schnee bedeckten Asphalt zugestürzt war, mussten ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen sein. Sie hatte mit dem Armen gerudert und verzweifelt versucht, in der erbarmungslosen Leere um sie herum Halt zu finden; und im nächsten Moment lag sie zerschmettert auf der Straße – ohne die Chance auf eine Versöhnung oder Entschuldigung; ohne die Möglichkeit einer Erklärung oder letzter Worte; ohne die Privilegien, die denen vorbehalten waren, die frühzeitig von ihrem bevorstehenden Ableben erfuhren.
    Tote vermochten sich nur durch die Münder der Hinterbliebenen und in den Spuren zu äußern, die sie zurückgelassen hatten. Strike hatte sich zwar durch die Worte, die sie ihren Freunden geschrieben hatte, ein Bild von der lebenden Frau machen können; er hatte ihre Stimme auf einem Handy an seinem Ohr gehört; doch erst jetzt, da er auf das Letzte hinabstarrte, was sie in ihrem Leben gesehen hatte, fühlte er sich ihr wirklich nahe. Langsam schälte sich die Wahrheit aus der Fülle augenscheinlich unzusammenhängender Details heraus.
    Allein die Beweise fehlten ihm noch.
    Sein Handy klingelte. John Bristows Name und Nummer erschienen auf dem

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