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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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Kinder. Charlotte war sogar zu Ohren gekommen, dass er trank. Sie hatte mit Strike darüber gescherzt, wie sie ihm vor vielen Jahren mit viel Glück entkommen war; sie hatte sogar Mitleid mit seiner Frau gehabt.
    Strike bestellte ein zweites Pint und ein drittes. Er wollte das Verlangen ersäufen, das wie Starkstrom in ihm knisterte – das Verlangen, sie aufzusuchen, sie anzuschreien, zu randalieren und Jago Ross den Kiefer zu brechen.
    Er hatte weder im Ordnance Arms noch danach etwas gegessen, und es war lange her, dass er in derart kurzer Zeit eine solche Menge Alkohol zu sich genommen hatte. Und so hatte er schon nach einer knappen Stunde des stetigen, einsamen, entschlossenen Bierkonsums das Stadium der schweren Trunkenheit erreicht.
    Daher teilte er der schlanken, blassen Gestalt, die neben ihm auftauchte, zunächst mit schwerer Zunge mit, dass sie sich offenbar sowohl im Mann als auch im Tisch geirrt habe.
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte Robin entschieden. »Ich hole mir auch was zu trinken, wenn’s recht ist.«
    Sie verschwand wieder. Er starrte benommen auf ihre braune, leicht abgewetzte Handtasche, die sie auf dem Stuhl neben ihm abgestellt hatte. Sie war ihm beruhigend vertraut. Für gewöhnlich hing sie an einem der Kleiderhaken im Büro. Er schenkte ihr ein freundliches Lächeln und prostete ihr zu.
    »Ich glaube, er hat genug«, sagte der junge, leicht verunsicherte Barkeeper hinter dem Tresen zu Robin.
    »Meine Schuld ist das ja wohl nicht«, entgegnete sie.
    Sie hatte nach Strike im Intrepid Fox – dem Pub, der dem Büro am nächsten lag –, im Molly Moggs, im Spice of Life und im Cambridge Ausschau gehalten. Das Tottenham war die letzte Lokalität auf ihrer Liste gewesen.
    »Wassis?«, fragte Strike, nachdem sie sich gesetzt hatte.
    »Nichts«, sagte Robin und nippte an ihrem kleinen Bier. »Ich wollte mich nur vergewissern, dass bei Ihnen alles in Ordnung ist.«
    »Allsprima«, sagte Strike. »Alles prima«, wiederholte er mit etwas deutlicherer Aussprache.
    »Dann ist ja gut.«
    »Ich feier die Verlobung meiner Verlobten«, sagte er und hob sein elftes Pint zu einem wackligen Toast. »Sie hättn niemals verlassn dürfn. Nieeemals«, sagte er laut und deutlich, »hätte. Sie. Den. Ehrnwerten. Jago Ross. Verlassen. Dürfen. Dieses Riesenarschloch !«
    Das letzte Wort brüllte er beinahe. Mittlerweile waren weitere Gäste eingetroffen, von denen ihn so ziemlich jeder gehört haben dürfte. Sie hatten ihm schon vor seinem Ausbruch gelegentlich argwöhnische Blicke zugeworfen. Seine Statur, die glasigen Augen und seine streitlustige Miene hatten eine Art Sperrzone um ihn herum geschaffen; auf dem Weg zur Toilette umrundeten sie seinen Tisch, als wäre er dreimal so groß.
    »Sollen wir uns die Beine vertreten?«, schlug Robin vor. »Was essen?«
    »Wissense was?«, fragte er, beugte sich vor und stemmte die Ellenbogen auf den Tisch, wobei er um ein Haar sein Bier umstieß. »Wissense was, Robin?«
    »Was denn?« Sie hielt sein Glas fest. Mit einem Mal überkam sie das starke Bedürfnis zu kichern. Einige Gäste starrten sie nun unverhohlen an.
    »Siesinn ganz reizndes Mädchen«, sagte Strike. »Wirklich. ’ne ganz nette Person. Is mir aufgefalln«, sagte er und nickte ernst. »Jaha. Sofort aufgefalln.«
    »Danke«, sagte sie, nach Kräften bemüht, sich das Lachen zu verkneifen.
    Er ließ sich auf die Bank zurückfallen und schloss die Augen.
    »Versseihung. Bin besoffn.«
    »Stimmt.«
    »Kommnich oft vor in lezzerzeit.«
    »Nein.«
    »Hab nichts gegessn.«
    »Warum gehen wir nicht woandershin und essen eine Kleinigkeit, was meinen Sie?«
    »Jawollja, machen wir«, sagte er mit geschlossenen Augen. »Sie wär schwanger, hatse gesagt.«
    »Oh«, sagte Robin traurig.
    »Ja. Hatse gesagt. Und dann hatse gesagt, ’s wär weg. Hättnich von mir sein könn. Hättnich hingehaun.«
    Robin schwieg. Sie wollte nicht, dass er sich später daran erinnerte, ihr davon erzählt zu haben. Er öffnete die Augen.
    »Sie hatn wegen mir verlassn, und jetzt hatsen wegen mir verlassn … nee, hat mich wegen ihm verlassn …«
    »Das tut mir leid.«
    »… wegen ihm verlassn. Muss Ihnn nich leidtun. Siesin ’ne nette Person.«
    Er nahm die Zigarettenschachtel aus der Tasche und klemmte sich eine Zigarette zwischen die Lippen.
    »Sie dürfen hier nicht rauchen«, ermahnte sie ihn sacht. Der Barkeeper allerdings, der nur auf so etwas gewartet hatte, stürmte jetzt mit finsterem Blick auf sie zu.
    »Sie müssen zum

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