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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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sich auf das Treffen mit Ciara Porter und Bryony Radford um 17 Uhr vorzubereiten (Arlington Place 1).
    Wasser, Paracetamol und Alka-Seltzer finden Sie auf meinem Schreibtisch.
    Robin
    PS. Sie brauchen sich wegen gestern Abend keine Sorgen zu machen. Sie haben nichts gesagt oder getan, was Sie bedauern müssten.
    Fünf Minuten lang saß er reglos mit dem Blatt Papier in der Hand auf der Campingliege, spürte die Sonnenstrahlen auf seinem Rücken und wusste nicht recht, ob er sich übergeben musste oder nicht.
    Vier Paracetamol und ein Glas Alka-Seltzer später war die Frage entschieden. Er verbrachte fünfzehn Minuten mit einem für Nase und Ohren wenig erfreulichen Resultat auf der stickigen Toilette. Strikes einziger Trost war seine tief empfundene Dankbarkeit darüber, dass Robin nicht anwesend war. Zurück im Vorzimmer, trank er zwei weitere Flaschen Wasser und schaltete den Wecker aus, der sein empfindliches Gehirn in seinem Schädel scheppern ließ. Nach einer kurzen Verschnaufpause suchte er frische Kleidung zusammen und nahm Duschgel, Deo, den Rasierer, Rasierschaum und ein Handtuch aus der Sporttasche. Er zog eine Badehose aus einem der Kartons auf dem Treppenabsatz, die grauen Metallkrücken aus einem anderen und humpelte mit einem Rucksack auf der Schulter und den Krücken in der Hand die Treppe hinunter.
    Auf dem Weg zur Malet Street kaufte er sich eine große Tafel Schokolade. Bernie Coleman, ein alter Bekannter aus dem Army Medical Corps, hatte ihm einmal erklärt, dass ein Großteil der Symptome eines schweren Katers auf Dehydrierung und Unterzuckerung zurückzuführen seien – die natürlichen Folgen wiederholten Erbrechens. Mit den Krücken unter dem Arm vertilgte Strike die Schokolade. Jeder Schritt hallte in seinem Kopf wider, der sich nach wie vor anfühlte, als wäre er fest mit Draht umwickelt.
    Doch der feixende Gott der Trunkenheit hielt seine schützende Hand über ihn. Angenehm distanziert von der Realität und seinen Mitmenschen, stieg er wie selbstverständlich die Treppe zu den Duschen im Studentenwerk hinab. Auch diesmal blieb er unbehelligt – selbst von dem einzigen anderen Benutzer des Umkleideraums, der nach einem kurzen Blick auf die Prothese, die Strike gerade ablegte, höflich wegsah. Strike stopfte den künstlichen Körperteil zusammen mit der getragenen Kleidung in einen Spind, dessen Tür er in Ermangelung einer passenden Münze offen stehen ließ. Anschließend humpelte er auf Krücken in den Duschraum. Sein Bauch quoll über den Saum der Badehose.
    Während er sich einseifte, stellte er fest, dass die Schokolade und das Paracetamol die Übelkeit und den Schmerz deutlich milderten. Zum ersten Mal betrat er die Halle mit dem Schwimmbecken, in dem sich lediglich zwei schwimmbrillenbewehrte Studenten befanden, die, unempfänglich für alles außer ihrer eigenen Leistungsfähigkeit, tapfer ihre Bahnen zogen. Strike ging zur flachen Seite des Beckens hinüber, legte die Krücken vorsichtig neben dem Einstieg ab und ließ sich ins Wasser gleiten.
    Noch nie in seinem Leben war er derart außer Form gewesen. Ungelenk schwamm er los. Immer wieder trieb er gegen den Beckenrand, doch das kühle, klare Wasser war Balsam für Körper und Geist. Keuchend vollendete er die Bahn und ruhte sich aus, indem er die dicken Arme auf den Beckenrand legte, das Gewicht seines Körpers von dem ihn umspielenden Wasser tragen ließ und zu der weißen Decke hinaufstarrte.
    Kleine Wellen, die von den Athleten auf der anderen Seite des Beckens herüberschwappten, kitzelten seine Brust. Der grässliche Kopfschmerz verschwand allmählich, verlor sich in der Ferne wie ein grelles rotes Licht in dichtem Nebel. Der scharfe, klinische Chlorgeruch stach ihm in die Nase, erregte aber keine Übelkeit mehr. Vorsichtig wie ein Mann, der den Verband von einer sich schließenden Wunde nahm, richtete er seine Gedanken auf jene Angelegenheit, die er im Alkohol zu ertränken versucht hatte.
    Jago Ross. In jeder Hinsicht das genaue Gegenteil von Strike: schön wie ein edler Prinz, im Besitz eines Treuhandfonds, geboren, um seinen vorbestimmten Platz innerhalb seiner Familie und der Welt einzunehmen; gesegnet mit allem Selbstvertrauen, das einem ein über zwölf Generationen exakt dokumentierter Stammbaum verleihen konnte. Er hatte eine Reihe hoch dotierter Jobs sausen lassen, ein hartnäckiges Alkoholproblem entwickelt und legte die Bösartigkeit eines überzüchteten, unerzogenen Tieres an den Tag.
    Charlotte und Ross

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