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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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Raum zur Linken starrte eine kleine Gruppe ausnahmslos in Schwarz gekleideter Menschen in eine grelle Lichtquelle, von der Strike von seiner Position aus jedoch nur den Widerschein auf ihren verzückten Gesichtern erkennen konnte.
    Aus diesem Zimmer stolzierte Somé auf den Flur heraus. Auch er trug eine Brille, die ihn älter erscheinen ließ, dazu zerrissene Baggy-Jeans und ein weißes T-Shirt, auf dem ein Auge prangte, das glitzerndes Blut weinte – was sich bei näherer Betrachtung jedoch als rote Paillettenstickerei herausstellte.
    »Sie müssen sich ein wenig gedulden«, sagte er höflich. »Bryony ist gerade beschäftigt. Ciara braucht noch ein paar Stunden. Am besten, Sie setzen sich irgendwohin.« Er deutete auf eine Tür zu seiner Rechten, wo ein mit Tabletts vollgestellter Tisch zu sehen war. »Oder Sie stehen einfach rum und gaffen wie diese beschissenen Amateure !« Bei den letzten Worten hob er unvermittelt die Stimme und starrte böse zu dem Haufen junger, elegant gekleideter Männer und Frauen hinüber, die in die unsichtbare Lichtquelle geblickt hatten, woraufhin sich die Gruppe augenblicklich und ohne Widerworte in den gegenüberliegenden Raum verlagerte.
    »Schicker Anzug übrigens«, sagte Somé mit einem kurzen Aufblitzen der altbekannten Häme. »Besser als der letzte.« Und damit verschwand er in dem Zimmer, aus dem er gekommen war.
    Strike folgte dem Designer und nahm den Platz der so rüde verscheuchten Beobachter ein. Der große Raum war so gut wie leer. Der verschnörkelte Stuck, die hellen Wände und die vorhanglosen Fenster verliehen ihm eine gewisse tragische Erhabenheit. Eine weitere Menschentraube, zu der auch ein langhaariger, über die Kamera gebeugter Fotograf gehörte, stand zwischen Strike und der Szenerie am entlegenen Ende des Raumes, die in das gleißende Licht mehrerer Bogenscheinwerfer und Lichtschirme getaucht war. Inmitten eines kunstvollen Arrangements aus ramponierten Stühlen – von denen einer am Boden lag – waren drei Models positioniert. Mit ihren außergewöhnlich proportionierten Gesichtern und Körpern, irgendwo zwischen befremdlich und aufsehenerregend, schienen sie einer anderen Spezies anzugehören. Sie waren feingliedrig und gnadenlos hager und, so Strikes Vermutung, aufgrund der dramatischen Gegensätze in Bezug auf Hautfarbe und Körperbau ausgewählt worden. Eine Frau mit Afro und verführerischen Mandelaugen, so dunkelhäutig wie Somé, saß in einer Christine-Keeler-Pose verkehrt herum auf einem Stuhl. Die langen Beine steckten in hautengen, wie aufgesprüht wirkenden Leggins, von der Hüfte aufwärts war sie nackt. Hinter ihr stand eine eurasische Schönheit. Das glatte schwarze Haar war zu einem asymmetrischen Pony geschnitten, ihr weißes, mit Ketten behängtes Top reichte ihr gerade so über den Schamhügel. Etwas abseits von den beiden lehnte Ciara Porter an einem Stuhl. Ihre Haut war alabasterfarben, das Haar lang und hellblond, und sie war in einen weißen, beinahe durchsichtigen Overall gekleidet, durch den man deutlich ihre blassen, spitzen Brustwarzen erkennen konnte.
    Die Visagistin, die fast ebenso groß und dünn war wie die Models, beugte sich über die dunkelhäutige Frau und drückte ihr einen Wattebausch seitlich an die Nase. Die drei Models verharrten wortlos und mit leeren Gesichtern in ihren Positionen und schienen auf ihren Einsatz zu warten. Die anderen Personen im Raum (der Fotograf und seine beiden Assistenten; Somé, der neben der Kamera an seinen Fingernägeln kaute; die mürrische bebrillte Frau an seiner Seite) unterhielten sich nur flüsternd, als befürchteten sie, ein fein ausbalanciertes Gleichgewicht zu zerstören.
    Endlich ging die Visagistin zu Somé hinüber. Er redete wild gestikulierend und ebenso schnell wie leise auf sie ein; daraufhin trat sie zurück in das grelle Licht und wühlte ohne Vorwarnung in Ciara Porters langer Mähne. Ciara vermittelte den Eindruck, als würde sie dies überhaupt nicht bemerken. Sie ließ die Behandlung mit duldsamem Schweigen über sich ergehen, bis Bryony sich wieder in die Schatten zurückzog und Somé irgendetwas fragte; er antwortete mit einem Schulterzucken und gab ihr einen unhörbaren Hinweis, woraufhin sie sich nach Strike umsah.
    Draußen am Fuß der prächtigen Treppe flüsterte sie: »Hi. Gehen wir da rein.«
    Sie führte ihn durch den Flur in den gegenüberliegenden Raum, der ein wenig kleiner als der erste war und von einem ausladenden, mit einem kalten Büfett

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