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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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bisschen seltsam.«
    »… und ich wüsste gerne, was sie aufgeschrieben hat.«
    Bryony schnippte ihre Kippe aus der Terrassentür und rutschte unruhig auf der Tischkante hin und her.
    »Das hätte alles sein können.«
    Strike wartete auf die unvermeidliche Einkaufsliste und wurde nicht enttäuscht.
    »Eine Einkaufsliste oder so.«
    »Ja, schon möglich; aber nur mal angenommen, dass es ein Abschiedsbrief war …«
    »War es aber nicht – also, das ist doch albern! Wie soll das denn gehen? Wer schreibt denn so weit im Voraus einen Abschiedsbrief und lässt sich dann das Gesicht machen und geht tanzen? Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Zugegeben, es klingt nicht besonders wahrscheinlich. Trotzdem würde ich gerne herausfinden, was es mit diesem Zettel auf sich hat.«
    »Vielleicht hatte er gar nichts mit ihrem Tod zu tun. Könnte doch ein Brief an Evan gewesen sein. In dem sie ihm schreibt, wie genervt sie von ihm ist oder so?«
    »Ich dachte, sie hätten sich erst später am Abend gestritten? Aber wie dem auch sei, warum sollte sie ihm einen Brief schreiben? Sie hatte doch seine Handynummer und wollte ihn später ohnehin treffen.«
    »Keine Ahnung«, sagte Bryony nervös. »Ich meine ja nur, es könnte was völlig Unwichtiges gewesen sein.«
    »Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie kein blaues Blatt Papier gesehen haben?«
    »Ja, ganz sicher.« Sie hatte zweifellos gerötete Wangen. »Ich war zum Arbeiten da und nicht zum Rumschnüffeln. Ist das alles?«
    »Ja, das war’s fürs Erste«, sagte Strike. »Obwohl … Bei einer Sache könnten Sie mir vielleicht noch weiterhelfen. Kennen Sie Tansy Bestigui?«
    »Nein«, sagte Bryony. »Nur ihre Schwester Ursula. Sie hat mich ein paarmal vor großen Events engagiert. Eine fürchterliche Frau.«
    »Inwiefern?«
    »Eine dieser verwöhnten, reichen Zicken, na ja …« Bryony verzog das Gesicht. »Sie hat nicht mal annähernd so viel Kohle, wie sie gerne hätte. Die beiden Chillingham-Schwestern haben sich reiche alte Säcke angelacht. Das sind zwei richtig geldgeile Schlampen. Ursula dachte, sie hätte das große Los gezogen, indem sie Cyprian May geheiratet hat, aber er hat nicht mal annähernd genug Asche für sie. Und sie geht auf die vierzig zu – so viele Chancen hat sie nicht mehr. Wahrscheinlich ist sie deshalb noch nicht weiter aufgestiegen. Heiratstechnisch, meine ich.« Offenbar hatte sie das Gefühl, ihren verächtlichen Ton genauer erläutern zu müssen: »Tut mir leid, aber sie hat mich mal beschuldigt, ihre verdammte Mailbox abgehört zu haben.«
    Die Visagistin verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Strike böse an.
    »Also bitte! Sie hat mir ihr Handy gegeben und gesagt, ich soll ihr ein Taxi rufen. Ohne ein beschissenes Bitte oder Danke. Ich bin Legasthenikerin. Ich hab auf die falsche Taste gedrückt, und auf einmal schreit sie mich an wie eine Irre.«
    »Weshalb war sie so aufgeregt?«
    »Wahrscheinlich, weil ich einen Mann gehört hab, der nicht ihr Ehemann war und der gesagt hat, dass er gerade in einem Hotelzimmer liegt und sich vorstellt, wie er’s ihr ordentlich besorgt«, sagte Bryony trocken.
    »Vielleicht steigt sie ja doch noch auf?«
    »Mit so einem? Wohl kaum. Ich meine, das war völlig niveaulos«, fügte sie hastig hinzu. »Egal, ich muss jetzt weitermachen, sonst flippt Guy noch völlig aus.«
    Er ließ sie ziehen. Nachdem sie den Raum verlassen hatte, machte er sich zwei Seiten mit Notizen. Bryony Radford hatte sich als höchst unzuverlässige, beeinflussbare und verlogene Zeugin herausgestellt – und doch hatte sie ihm mehr verraten, als sie ahnte.

7
    Das Shooting dauerte weitere drei Stunden. Strike wartete bis nach Einbruch der Dämmerung im Garten, rauchte und trank Mineralwasser. Immer wieder ging er hinein, um sich nach dem Fortschritt der Aufnahmen zu erkundigen, die sich quälend lange hinzogen. Gelegentlich erspähte er Somé oder hörte, wie dieser dem Fotografen oder einem seiner schwarz gekleideten Untergebenen, die zwischen den Kleiderständern herumwieselten, Befehle zubellte. Der Designer schien mit den Nerven am Ende. Endlich, es war schon fast einundzwanzig Uhr – Strike hatte bereits mehrere Stücke Pizza vertilgt, die die griesgrämige, erschöpfte Assistentin geordert hatte –, kam Ciara Porter die Treppe herunter, auf der sie mit ihren beiden Kolleginnen posiert hatte, und gesellte sich zu Strike in den Schminkraum, in dem Bryony gerade ihre Sachen zusammenpackte.
    Ciara trug noch immer das steife

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