Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
Vom Netzwerk:
hinweg, das ein Rosenkranz zu sein schien; sie streiften unzählige leere Zigarettenschachteln, aus denen Kartonstücke herausgerissen waren; drei Feuerzeuge, eines davon ein graviertes Zippo; Zigarettenpapierchen; lose, verschlungene Kabel von irgendwelchen Geräten; ein Kartenspiel; ein gebrauchtes, fleckiges Taschentuch; mehrere zerknitterte Blätter Papier; ein Musikmagazin mit Duffield in düsterem Schwarz-Weiß auf der Titelseite; geöffnete und ungeöffnete Post; ein zerknülltes Paar Lederhandschuhe; etwas Kleingeld; und am Rand der Müllhalde einen unbenutzten Porzellanaschenbecher mit einem einzelnen silbernen Manschettenknopf in Form eines winzigen Revolvers. Endlich fand er unter der Couch eine angebrochene Packung Gitanes, zündete sich eine an und blies eine lange Rauchfahne zur Decke hinauf. Dann wandte er sich an Ciara, die den Männern gegenüber auf der Couch lagerte und an ihrem Wein nippte.
    »Sie werden sagen, dass wir wieder miteinander ficken, Ci«, sagte er und zeigte aus dem Fenster auf die lauernden Schatten der wartenden Fotografen.
    »Und welche Rolle spielt Cormoran dabei?«, fragte Ciara mit einem raschen Blick zu Strike hinüber. »Ob sie auf ’nen Dreier tippen?«
    »Security«, entschied Duffield, indem er Strike mit zusammengekniffenen Augen musterte. »Er sieht wie ’n Boxer aus. Oder wie ’n Catcher. Willst du keinen Drink, Cormoran?«
    »Nein danke«, sagte Strike.
    »Wie kommt’s, Exalkoholiker oder Dienst?«
    »Dienst.«
    Duffield zog die Augenbrauen hoch und kicherte. Er wirkte nervös, starrte Strike mehrmals forschend an und trommelte mit den Fingern auf die Glasplatte. Als Ciara ihn fragte, ob er Lady Bristow noch mal besucht habe, griff er dieses Thema dankbar auf.
    »Scheiße, nein, ein Mal war genug! Das war beschissen gruselig. Die arme Frau. Auf ihrem verdammten Totenbett.«
    »Trotzdem war’s supernett von dir, dass du hingegangen bist, Evan.«
    Strike wusste, dass sie versuchte, Duffield im besten Licht erscheinen zu lassen.
    »Kennen Sie Lulas Mutter gut?«, fragte er Duffield.
    »Nein. Ich hatte sie vor Lus Tod nur ein einziges Mal getroffen. Sie war nicht mit mir einverstanden. Keiner aus Lus Familie war mit mir einverstanden. Ich weiß auch nicht«, sagte er zappelig, »ich wollte bloß mit jemandem reden, dem’s nicht scheißegal war, dass sie tot ist.«
    »Evan!«, schmollte Ciara. » Mir ist’s nicht egal, dass sie tot ist, also entschuldige bitte!«
    »Ja, also …«
    Mit einer merkwürdig femininen Bewegung rollte Duffield sich in seinem Sessel fast in Embryonalhaltung zusammen und zog kräftig an seiner Zigarette. Auf dem Tisch hinter seinem Kopf stand genau im Lichtkegel einer Lampe ein großes gerahmtes Foto, das Lula Landry und ihn bei einem Modeshooting zeigte. Vor einer Kulisse aus Pappbäumen rangen sie scheinbar miteinander – sie in einer bodenlangen roten Robe, er in einem schmalen schwarzen Anzug und einer auf die Stirn geschobenen haarigen Wolfsmaske.
    »Was meine Mum wohl sagen würde, wenn ich abnibbeln würde? Meine Eltern haben eine einstweilige Verfügung gegen mich am Laufen«, erklärte er Strike. »Na ja, hauptsächlich mein Scheißvater. Weil ich vor ein paar Jahren ihren Fernseher geklaut habe. Hey, weißt du was?« Er verrenkte sich den Hals, um zu Ciara hinüberzusehen. »Ich bin jetzt fünf Wochen und zwei Tage clean.«
    »Das ist ja fabelhaft, Baby! Das ist fantastisch!«
    »Ja«, sagte er und setzte sich wieder auf. »Willst du mir keine Fragen stellen?«, wollte er von Strike wissen. »Ich dachte, du ermittelst wegen des Mordes an Lu?«
    Das Zittern seiner Finger unterminierte die Wirkung seiner Worte. Seine Knie begannen wieder, auf und ab zu federn – genau wie bei John Bristow.
    »Glauben Sie denn, dass es Mord war?«, fragte Strike.
    »Nee.« Duffield zog an seiner Zigarette. »Ja. Vielleicht. Ich weiß es nicht. Mord klingt jedenfalls vernünftiger als ein beschissener Selbstmord. Weil sie nicht gegangen wäre, ohne mir ein paar Zeilen zu schreiben. Ich wart immer noch drauf, dass ein Abschiedsbrief auftaucht, verstehst du? Erst dann weiß ich, dass es wahr ist. Es kommt mir nicht real vor. Ich kann mich nicht mal an die Beerdigung erinnern. Scheiße, ich war komplett neben mir. Ich hatte so viel Zeug eingeworfen, dass ich kaum gehen konnte. Wenn ich mich an die verdammte Beerdigung erinnern könnte, wär auch alles andere besser zu verstehen, glaub ich.«
    Er klemmte sich die Zigarette zwischen die Lippen und begann

Weitere Kostenlose Bücher